Eversberg. . Die katholische Gemeinde in Eversberg ist Vorreiter: Ihre Orgel spielt künftig per Fernbedienung von selbst - weil Organisten fehlen.
In der Eversberger St.-Johannes-Pfarrkirche erklingen die 1638 Orgelpfeifen der wertvollen Schleifladenorgel - und dass, obwohl am Spieltisch kein Organist zu sehen ist. Wer das nicht glauben kann, der kann sich bei den Verantwortlichen des Kirchenvorstandes und Pfarrgemeinderates der Bergstadt erkundigen und sich dieses durchaus zukunftsweisende Projekt erklären lassen.
Der Hintergrund: Nicht nur der Priestermangel beschäftigt die Kirche, zunehmend fehlt es in den Gemeinden auch an Organisten: Auch Eversberg hatte seit Jahrzehnten eigene Organisten, die wie selbstverständlich bei allen Gottesdiensten dabei waren, egal ob an den Wochenenden, in der Woche, bei Beerdigungen, Hochzeiten und vielen anderen Gelegenheiten.
Erheblicher organisatorischer Aufwand
Das war seit dem letzten Jahr nicht mehr der Fall und viele Gastorganisten mussten gefragt und eingeteilt werden. Dieser erhebliche organisatorische Aufwand ist von den Verantwortlichen auf Dauer nicht zu leisten.
Die Konsequenz wäre, dass zukünftig immer mehr Gottesdienste ohne Orgelbegleitung stattfinden müssten. Um das zu verhindern, haben sich die Eversberger eine ganz neue Technik zunutze gemacht: Normalerweise löst der Organist durch sein Tastenspiel per Hand und durch sein Pedalspiel per Fuß die mechanische Verbindung zu den Orgelpfeifen aus und bringt diese somit zum Klingen.
Per Fernbedienung
Im digitalen Zeitalter ist dieser Vorgang auch per Computersteuerung möglich, das bedeutet, dass die Orgelpfeifen nicht manuell durch einen Organisten, sondern elektronisch zum Klingen gebracht werden können. Dieses geschieht per Fernbedienung, die sowohl der Priester vom Altar aus, als auch ein Helfer von der Sakristei aus bedienen kann.
Nach ausführlicher Prüfung der von anerkannten Fachfirmen vorgelegten Lösungsvorschläge und Angebote haben sich Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat für die Anschaffung dieses Organola-Systems entschieden. Die Gemeinde kostet das die nicht unerhebliche Summe von rund 30 000 Euro - ein Betrag, der ihr jedoch feierlich und würdig gestaltete Gottesdienste wert sind.
Inzwischen wurde die Eversberger Orgel bereits umgebaut und mit der Organola ausgerüstet. Ein bisher fünfköpfiges Team von interessierten Gemeindemitgliedern hat sich darauf schulen lassen und bereitet zurzeit die ersten Gottesdienste vor. Bei vielen Priestern und Organisten herrscht momentan noch eine leichte Skepsis vor, aber die Eversberger sind sicher, dass schon bald alle Beteiligten problemlos mit der Organola arbeiten werden.
Kaum Unterschiede
Wenn alles richtig klappt, werden die Gottesdienstbesucher nicht merken, ob die Organola oder ein Live-Organist beim Gottesdienst spielt, denn selbstverständlich kann die Orgel auch weiterhin jederzeit von einem Organisten gespielt werden, sofern denn einer anwesend sein kann.
Die St.-Johannes-Pfarrgemeinde leistet quasi Pionierarbeit im Bezug auf selbstspielende Orgeln und steht anderen Gemeinden, auf die ähnliche Probleme zukommen werden, gerne mit Rat und Erfahrungsberichten zur Verfügung.
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