Meschede. . Wenig überraschend: Es gibt Lob, aber natürlich auch Kritik für die Innenstadt von Meschede. Wir haben eine kleine Wunschliste erstellt.

Fehlende Parkplätze kommen den einen Meschedern sofort in den Sinn, wenn sie an die Innenstadt denken. Mehr Aktivitäten würden sich andere wünschen. Aber es gibt auch Lob: So wenig Auswahl beim Einkaufen gebe es in Meschede gar nicht. In unserer Serie haben wir eine kleine Wunschliste erstellt.

Der Senioren-Vertreter

Manfred Breider, Vorsitzender des Senioren-Beirates: „Das Angebot ist so reichhaltig. Ich frage mich manchmal, wovon die alle leben können.“ Manfred Breider staunt angesichts der Zahl der vielen großen Discounter- und Lebensmittelmärkte in Meschede. Ihm fehlt nur solch ein Lebensmittelgroßmarkt in der Innenstadt, Frischwaren gebe es aber auch bei den Metzgern und den Bäckereien. „Man kann nicht über Lücken klagen“, meint Breider.

Manfred Breider
Manfred Breider © Ute Tolksdorf

Hinzu komme: „Auch wir Senioren drücken die Taste am Computer und bestellen. So traurig das auch ist für den Einzelhandel. Aber es ist so verführerisch.“

Die Innenstadt sei für Senioren mit Rollatoren weitestgehend nutzbar: „Die Barrieren halten sich hier in Grenzen.“ Auch die Cafés seien barrierefrei: „Das ist alles in Ordnung.“

Der Gewerbetreibende

Herbert Knapp­stein, Händler im Gewerbegebiet in Enste: „Es kann nicht sein, dass nur Läden mit drei Schaufenstern für den Einzelhandel relevant sind“, sagt er: „Meschede benötigt mehr Fachmärkte“, sowohl in der Innenstadt als auch in den Gewerbegebieten. Die Geschäfte seien in der Stadt zu klein: „Von 50 oder 100 Quadratmeter Fläche kann man nicht mehr leben. Wir brauchen Fachmärkte mit 600 bis 800 Quadratmeter.“

Herbert Knappstein
Herbert Knappstein © Ute Tolksdorf

Für ihn sind fehlende Parkplätze eines der Kernprobleme: „Wie wollen Sie denn aus der Innenstadt fünf Töpfe oder ein 36-teiliges Geschirr nach Hause bekommen? Man kann nicht parken.“ Ihm fehlen in der Innenstadt auch ausreichende gastronomische Angebote – in seinem Möbelhaus in Enste macht er selber die Erfahrung, dass Leute eigens in sein angeschlossenes Café kommen: „Die wollen sich irgendwo hinsetzen und sich treffen.“

Keine „Brötchentaste“ an Parkplätzen in der Planung

Derzeit gebe es für eine „Brötchentaste“ beim Parken, also einer kurzen kostenlosen Möglichkeit, keinen Vorstoß seitens der Politik – und auch von Seiten der Verwaltung keine entsprechenden Planungen. Das sagte Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Meschede, auf Anfrage. Es gelte damit weiter ein Beschluss des Stadtrates, ein solches Angebot nicht einzuführen.

Fröhling erinnert, das die Stadt Meschede 2005 an einer bundesweiten Untersuchung zur kommunalen Parkraumbewirtschaftung teilgenommen habe. Festgestellt wurde dabei, dass die 1998 gemeinsam mit den Kaufleuten festgelegten Grundsätze der Parkraumbewirtschaftung „zu einer hohen Akzeptanz und Umschlaghäufigkeit der innerstädtischen Parkflächen führten“.

Die geringe Gebühr, verbunden mit kurzen Tarifschritten (10 Minuten/10 Cent) im Vergleich zu den anderen Städten, sei gerade für Kurzgeschäfte, wie das oft zitierte „Brötchen holen“, attraktiv.

Knappstein sieht die Innenstadt mit Modegeschäften gut bestückt, Meschede brauche aber einen Elektronikmarkt: „Der fehlt absolut. Die Leute wollen Auswahl.“ Auch wenn das Einzelhandelskonzept auch Bedarf für ein Geschäft mit Hausrat sieht: Knappstein kann den nicht erkennen – er verkauft das selbst im Randsortiment, „für uns ist das ein Nebensortiment“. Mittlerweile würden Discounter Hausrat anbieten, auch Drogeriemärkte zum Beispiel: „Nicht jeder geht in die Tiefe. Aber ein eigenes Geschäft könnte damit nicht mehr überleben.“

Die Ehrenamtlerin

Christina Sondermann engagiert sich im Bürgertreff „Campus“. Durchschnittalter der Menschen dort: 40 Jahre und älter. Ihre Erfahrungen: „Haushaltswaren fehlen auf jeden Fall in Meschede“, beobachtet sie. Generell gelte aber: „Man erhält hier alles für den täglichen Gebrauch.“

Der Einzelhandel, das hört sie auch aus Gesprächen im „Campus“, könne in Zukunft in der Konkurrenz mit Online-Händlern mit Service punkten: Gefragt seien neben Freundlichkeit auch einheitliche Öffnungszeiten, gerade für Berufstätige – „man sollte als Kunde nicht erst überlegen müssen, wer wann offen hat“.

Christina Sondermann
Christina Sondermann © Jürgen Kortmann

Die Geschäfte sollten sich zeitgemäß aufstellen: Christina Sondermann wünscht sich, dort beraten zu werden, dann direkt bestellen zu können und die Ware schnell abholen zu können – oder sie womöglich auch geliefert zu bekommen.

Die Jugend

Silke Wippermann ist Leiterin der Kinder- und Jugendfreizeitstätten im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig: Die erfahrene Jugendarbeiterin weiß: Die Mescheder Jugendlichen kaufen teils in Meschede ein, gerade in den Ferien fahren sie auch gerne vor allem nach Dortmund zu einkaufen. „H&M ist das Schlagwort. Das zieht.“

Vielleicht werde ein Teil dieser Geschäfte demnächst in Meschede getätigt, wenn H&M im Henne-Ruhr-Markt vertreten ist. Für Jugendliche gelte eben auch: „Die wollen in die große Stadt fahren, um mal was anderes zu sehen.“

Silke Wippermann
Silke Wippermann © Hanna Werner

Dass in Meschede ein Elektromarkt fehle, davon hat sie unter Jugendlichen noch nie gehört: „Die Eltern bestellen das im Internet.“

Sie überrascht mit scheinbaren Kleinigkeiten, was Jugendlichen in der Innenstadt fehle: Unterstellmöglichkeiten, um sich auch bei Regen in der Stadt aufhalten zu können. Das hatte eine Umfrage der offenen Jugendeinrichtungen (neben der OT auch das Rockcafé und der aki) ergeben.