Meschede. . Einer der erfahrenen Kaufleute in Meschede äußert sich im Interview: Was Wilhelm Heide in Meschede vermisst und wie der Handel punkten kann.

Wilhelm Heide ist einer der erfahrenen Kaufleute in Meschede, er war selbst lange im Vorstand der Werbegemeinschaft aktiv. Er wirft einen kritischen Blick auf den Einzelhandel in seiner Stadt. Heide nennt auch offen Probleme: Das Parken und fehlende Veranstaltungen.

Meschedes Einzelhandel beruht noch vielfach auf inhabergeführten Geschäften. Hat das Modell auch noch eine Zukunft?

Ja, unbedingt. Denn die Angebote mit den großen Märkten in den Städten sind doch austauschbar.

Auch interessant

Womit können die Inhaber in Meschede sich denn absetzen und beim Kunden punkten?

Beim Service und bei der Auswahl. Wir merken das montags: Da kommen die Kunden und sagen zu uns, dass sie am Samstag zum Beispiel in Dortmund waren. Dort habe sie aber niemand in den Geschäften angesprochen.

Die Kunden möchten sich zwar zunächst umschauen und herumgehen, aber dann brauchen sie doch irgendwann Hilfe. Bei uns im Modegeschäft gibt es eben auch noch Randsortimenter, als große oder kleine Größen, die es anderswo nicht gibt – alles, was ein bisschen außer der Reihe ist.

Das Internet gilt als der größte Konkurrent des Einzelhandels. Wären online für Sie auch mehr Geschäfte möglich?

Wir müssen als Geschäft online zu finden sein. Aber bei einem Onlinehandel könnten wir als Geschäft unserer Größenordnung nicht mithalten. Die Logistik ist gar nicht hinzubekommen. Nein, wir wollen lieber mit Beratung punkten. Wenn ich Onlinehandel machen würde, dann kämen ja noch weniger Leute in die Stadt und die Kundenfrequenz würde noch weiter sinken.

Was ist denn für Sie Meschedes größtes Problem?

Eindeutig das Parken. Das ist ein Riesenproblem. In Meschede kann man nicht mal einen Brief einwerfen, ohne ein Knöllchen zu bekommen, wenn man keinen Parkschein zieht. Stattdessen müssten die Leute eingeladen werden, nach Meschede zu kommen – zum Beispiel durch eine Stunde freies Parken. Wir hören das täglich.

Ohne unseren Parkplatz gegenüber könnte ich meinen Laden zumachen. Im Durchschnitt parken da 40 000 Autos im Jahr. Die Auswärtigen beklagen auch die Straßenführungen in der Innenstadt: Die sind kompliziert. Die Stadtverwaltung lässt die Leute gar nicht erst in die Stadt hinein. Stattdessen werden die Geschäfte in den Gewerbegebieten Im Schwarzen Bruch und in Enste gemacht. Da kann einfacher geparkt werden.

Sind unter Ihren Besuchern vor allem Stammkunden?

Ungefähr die Hälfte sind Stammkunden. Unser Geschäft ist an der Kreuzung ja keine 1a-Lage für die Laufkundschaft, aber hier werden wir gesehen. Denn es gibt viele Autofahrer und Urlauber, die im Vorbeifahren unser Geschäft sehen. Die parken dann bei uns – da ist wieder dieses Mescheder Problem. Ins Parkhaus wollen viele nicht hinein, weil es ihnen zu dunkel und unübersichtlich ist.

In Meschede muss man immer bedenken: Die Kunden kommen nicht mit dem Öffentlichen Personennahverkehr hierher. Die Leute auf dem Land kommen mit ihren Autos. Meschede lebt von den Fremden. Wir beobachten inzwischen, dass viele Kunden aus dem Warsteiner und Rüthener Raum kommen, auch aus den Schmallenberger Orten.

Was fällt Ihnen beim Gang durch die Fußgängerzone auf?

Es ist stinklangweilig. Der Leerstand ist ein Problem. In Meschede fehlt der Mix bei den Sortimenten. Ich habe selber mal gezählt: Innerhalb von zehn Jahren sind rund 40 Einzelhandelsgeschäfte weggebrochen oder geschlossen worden.

Denken Sie an Theodor Meschede, da ist nun eine Bank drin, bei Foto Kleinsorge ist eine Versicherung, im Vorbau der Sparkasse waren früher mal zwei Händler, jetzt ist dort das Immobiliengeschäft. Es fehlt die Vielfalt. Wir müssen aufpassen, dass das nicht weiter absackt.

Wird der „Henne-Ruhr-Markt“ die Lösung der Mescheder Probleme sein?

Das rettet Meschede nicht. Natürlich ist Leben darin besser als ein Leerstand. Erst werden die Neugierigen kommen, um sich den Markt anzuschauen. Aber die jungen Leute wollen shoppen und danach mehr erleben: Ich fürchte, sie werden dann doch lieber nach Neheim fahren, wo sie alles haben.

Sie waren selbst 30 Jahre im Vorstand der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“. Was hat sich da verändert?

Es gibt keine Aktionen mehr, wenn man mal von zwei offenen Sonntagen absieht. Irgendetwas war früher immer. Aktionen wie „Mittwochs live“ oder das Henneseefest sind schön, aber sie haben keinen Bezug für die Händler. Kaufkraft bringt das nicht in die Stadt hinein.

Aufgabe der Verwaltung und Politik ist es, für vernünftige Rahmenbedingungen zu sorgen, damit Einzelhändler ermutigt werden, weiter zu machen oder es neu zu versuchen. Letztlich entscheidet der Bürger und Kunde mit seinem Einkauf, ob eine Stadt lebt oder stirbt. Eine Stadt ohne Handel ist eine Stadt ohne Leben.

>>> Weitere Informationen<<<

1935 ist das Modehaus Heide an der Steinstraße in Meschede gegründet worden.


  • Derzeit führt es Wilhelm Heide. Mit Sohn Tobias soll es in die nächste Generation übergehen.

  • Das Modehaus hat derzeit 30 Beschäftigte.

  • Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook!