Meschede. . Die Innenstadt von Meschede wird durch Spielregeln im Einzelhandelskonzept besonders geschützt. Aber: Das Konzept wurde schon einmal aufgeweicht.

Ein möglicher Fahrrad-Markt im Gewerbegebiet, die Zukunft des leer stehenden Aldi im Schwarzen Bruch, ein von vielen gewünschter Elektromarkt – das alles hat auch mit dem Einzelhandelskonzept in Meschede zu tun.

Schlüsselrolle

Hier ist genau geregelt, welches Geschäft wo in Meschede eröffnen darf: Das Konzept sorgt dafür, dass Läden in der Innenstadt vor einer Konkurrenz auf der grünen Wiese geschützt sind. „Wir wollen mit dem Einzelhandelskonzept gerade die Innenstadt stärken. In der Innenstadt dürfen Sie alles verkaufen, was Sie möchten“, sagt Meschedes Wirtschaftsförderer Klaus Wahle.

Gewerbegebiete als Ergänzung

  • Im Einzelhandelskonzept steht, dass in der Innenstadt großflächige Einzelhandelsbetriebe mit über 800 Quadratmeter „jeder Art“ zuzulassen sind – und auch jeder kleinere Betrieb.
  • Die Innenstadt umfasst die Hauptgeschäftsstraßen sowie die südliche Warsteiner Straße. Grundsätzlich denkbar ist laut Konzept eine Erweiterung in den Bereich Steinstraße/Am Kreishaus – aber nur, wenn dort Betriebe realisiert würden, die jene in der Fußgängerzone ergänzen.
  • Enste-Süd und Jahnstraße/Im Schwarzen Bruch ergänzen die Innenstadt beim Pkw-orientierten Einkauf, so die Gutachter.

Denn dem Erhalt der Innenstadt, ihrer Verdichtung und Weiterentwicklung, komme eine Schlüsselrolle für die gesamte Entwicklung der Stadt zu, heißt es im Konzept. Die Innenstadt sei der „zentrale Versorgungsbereich mit gesamtstädtischer Versorgungsfunktion“.

Noch kein Fahrrad-Fachmarkt

Ende letzten Jahres ist dieses strikte Konzept erstmals aufgeweicht worden: Fahrräder durften bis dahin nur in der Innenstadt verkauft werden, künftig sollen sie auch im Gewerbegebiet im Schwarzen Bruch zu kaufen sein. Hintergrund war eine konkrete Anfrage, dort einen großen Fachmarkt für Fahrräder zu eröffnen.

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Der Stadtrat folgte dem Argument von veränderten Kaufgewohnheiten: Fahrradkäufer wollten inzwischen mehr Angebote – und auch Testflächen, was in der Innenstadt nicht umzusetzen sei.

Keine Anfrage für Elektromarkt

Zur Neueröffnung ist es bisher nicht gekommen: „Es gibt nichts Spruchreifes“, sagt Bürgermeister Christoph Weber. Aber die Stadt könne bei entsprechenden Anfragen nun rascher reagieren. Weber hat festgestellt: „Wir müssen als Kommune mittlerweile extrem schnell sein.“ Denn Unternehmen würden ihre Expansionspläne zunehmend eiliger und drängender machen.

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Unterrepräsentiert sind laut Konzept in der Innenstadt zum Beispiel Haushaltsartikel und Geschenkartikel, auch Elektrowaren werden genannt – es sei „anzustreben“, Betriebe dieser Branchen anzusiedeln. Doch auch wenn das wünschenswert wäre: „Es hat es noch keine Anfrage für einen Elektromarkt gegeben“, sagt Wirtschaftsförderer Klaus Wahle. Grundsätzlich zulässig wäre dieser in der Innenstadt – dort sind ausdrücklich Betriebe auch über 800 Quadratmeter an Verkaufsfläche „jeder Art“ möglich. Aber es gibt keine Interessenten.

Mehr Auswahl, mehr Verkaufsfläche

Ein Problem der Innenstadt: Manche Geschäfte sind zu klein. Kunden wollen mehr Auswahl, mehr Verkaufsfläche. Das Handelskonzept empfiehlt ausdrücklich, kleinere Läden „durch Verschmelzungen“ zu besser nutzbaren Einheiten zusammenzufassen. In der Ruhrstraße, sagt Wahle, ist von dieser Möglichkeit schon Gebrauch gemacht worden.

Er wirbt dafür: „Eigentümer könnten sich durch das Zusammenlegen von Ladenlokalen auf den veränderten Markt einstellen.“ Als Beispiel nennt er die beiden am Von-Stephan-Platz nebeneinander liegenden Ladenlokale: Die ehemalige Buchhandlung steht leer, das Modegeschäft ist im Räumungsverkauf – „vielleicht könnte ein größeres Geschäft künftig besser funktionieren“.

Erweiterungswünsche bei Lidl

Das Spannungsfeld zwischen Innenstadt und Gewerbegebieten zeigt der jüngste, aktuellste Leerstand im Schwarzen Bruch: Der kleinere Aldi steht leer, nach dem Neubau des größeren Aldi neben dem Hit-Markt. Ein anderer Fachmarkt dürfte dort einziehen – müsste aber Rücksicht auf die Sortimente in der Innenstadt nehmen.

Erweiterungswünsche gibt es seitens des Lidl-Marktes, ebenfalls im Schwarzen Bruch. Die Stadtverwaltung lehnt das an diesem Standort aber ab: Sie hat dem Unternehmen stattdessen geraten, einen Standort in der Innenstadt ins Auge zu fassen – „das zöge dann auch wieder mehr Frequenz in der ganzen Innenstadt nach sich“, sagt Klaus Wahle.