Eversberg. . Für kleine Kinder ist es der ideale Aufenthaltsort, wenn Eltern arbeiten: die Tagespflege. Für Ulrike Schäfer ist mehr als Beruf - Berufung.
In der Küche von Ulrike Schäfer herrscht ordentlich Betrieb. Am Esstisch ist es voll. Fünf Kinder sitzen in ihren Hochstühlen, essen zurechtgeschnittenes Obst. So sieht es unter der Woche im Hause Schäfer in Eversberg jeden Morgen aus, denn Ulrike Schäfer ist Tagesmutter. Die gelernte Erzieherin betreut fünf Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren bei sich zu Hause. Zur Zeit ist das jüngste Kind 16 Monate alt.
Der Tagesmutter ist es wichtig, den Kindern eine familiäre Atmosphäre zu bieten. Dafür hat sie ihre Küche um einen großen Spielbereich erweitert. Ulrike Schäfer ist so immer in der Nähe der Kleinen – auch wenn sie für das gemeinsame Mittagessen frisch kocht.
Betreuungsplätze sind begehrt
Ellen Kotthoff ist Mutter von Josefine (3) und Franziska (1). Nach der Elternzeit steigt die Eversbergerin wieder in den Job ein, ihr Arbeitsplatz ist in Lippstadt. Vor 18 Uhr ist sie nicht zurück in Eversberg, eine Betreuung in einer Einrichtung war daher schlicht nicht möglich.
„Die meisten Einrichtungen schließen um 17 Uhr. Hier bei Ulrike Schäfer kann Franziska an den Tagen, an denen ich arbeiten muss, bis 18 Uhr bleiben“, sagt sie. „Und ich muss mir auch keine Gedanken machen, wenn es mal fünf Minuten länger dauert, weil ich im Stau stehe.“
Auch interessant
Ulrike Schäfer hat flexible Öffnungszeiten. Sie passt sich weitgehend den Arbeitszeiten der Eltern an. Einige Kinder kommen jeden Tag, werden dafür mittags abgeholt, andere kommen nur an zwei bis drei Tagen in der Woche, bleiben dafür aber bis zum Abend. Ellen Kotthoff gefällt die familiäre Atmosphäre und die kleine Gruppengröße: „Ich weiß, dass meine Tochter bei Ulrike Schäfer gut aufgehoben ist.“
Fünf Kinder darf eine Tagesmutter gleichzeitig betreuen. Ungefähr 20 Tagesmütter gibt es im Stadtgebiet. Jede dieser Frauen folgt einheitlichen Richtlinien, hat aber andere Schwerpunkte. Die Plätze sind begehrt und rar. Schon jetzt ist Ulrike Schäfer für das Jahr 2019 komplett ausgebucht. „Ich habe mir den Platz für meine Tochter schon gesichert, als ich noch schwanger war“, sagt Ellen Kotthoff.
Enger Kontakt zu den Familien
In der Küche wird es lauter, die Kinder sind fertig mit frühstücken und erobern die Spielecke. Bauklötze, Autos, Bücher, Puzzles: Bei Ulrike Schäfer gibt es alles, was das Kinderherz begehrt. Die Tagesmutter ist eine starke Bezugsperson für die Kleinen, sie tröstet, umarmt, putzt laufende Näschen und sorgt für frische Windeln.
Ulrike Schäfer ist die Förderung der Selbstständigkeit der Kinder sehr wichtig, so bringt sie ihnen bei, wie man sich anzieht oder alleine isst. „Wenn wir auf den Spielplatz wollen, kann das Anziehen schon mal eine halbe Stunde dauern, weil ich den Kindern die Zeit gebe, es selbst zu versuchen“, so Schäfer.
Erziehung zur Selbstständigkeit
Ähnlich sei das auch beim Mittagessen: „Ich kann ja gar nicht fünf Kinder gleichzeitig füttern.“ Ulrike Schäfer möchte, dass die Kinder aufwachsen wie in einer Familie, daher geht sie mit ihnen auch mal einkaufen und auf den Spielplatz. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder mir vertrauen und hier ihren Platz finden, wo sie sein können, wie sie sind.“
So sind bei Ulrike Schäfer auch die Familien eng mit eingebunden. In der Küche hängen auf Augenhöhe der Kinder Fotos von Mamas, Papas und Geschwistern. „Die Familie ist sehr wichtig und sie spielt hier bei mir in der Betreuung eine große Rolle“, sagt Schäfer. So veranstaltet die Tagesmutter zum Beispiel kleine Sommerfeste oder gemeinsames Plätzchenback-Nachmittage für alle Familien.
Eltern werden informiert
Wenn die Eltern die Kinder abholen oder bringen, bleibt natürlich auch immer Zeit für eine Unterhaltung: „Als Eltern werden wir hier super informiert, wie der Tag unserer Kinder war, das ist für mich sehr wichtig“, sagt Ellen Kotthoff, die bereits ihre ältere Tochter Josefine von Ulrike Schäfer betreuen ließ.
Für kleine Kinder ist es wichtig einen Rückzugsort zu haben, wo sie sich ausruhen und schlafen können. So muss jede Tagesmutter bestimmte räumliche Voraussetzungen erfüllen, damit eine Pflegeerlaubnis erteilt wird. Dazu gehört auch ein Schlaf- und Ruheraum.
kfd-Tagesmütterverein
Ulrike Schäfer gehört dem kfd-Tagesmütter-Verein an. Der Verein berät, vermittelt und begleitet Eltern und Tagesmütter, bietet Fortbildung. Als Erzieherin war Ulrike Schäfer bereits pflegeberechtigt. Wer keine pädagogische Ausbildung hat, muss einen 160-stündigen Qualifizierungskurs absolvieren.
Ulrike Schäfer arbeitet jetzt seit zwölf Jahren als Tagesmutter. Alles begann, als eine Freundin im Spaß zu ihr sagte, dass sie keine Betreuung für ihr Kind habe und Ulrike Schäfer das doch eigentlich übernehmen könne. Aus einem Kind wurden später fünf und aus einer spontanen Idee für Ulrike Schäfer nicht nur Beruf, sondern Berufung.
>>>HINTERGRÜNDE<<<
Der Tagesmütterverein der kfd Meschede ist seit 1990 ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und zuständig in weiten Bereichen des HSK.
Der Verein berät bei allen Fragen rund um die Kindertagespflege und vermittelt qualifizierte Tagesmütter und -väter.
Die Tagesmutter ist eine Alternative zu einer Kindertageseinrichtung. Bis zum dritten Lebensjahr ihre Kindes haben Eltern die Wahl zwischen beiden Betreuungsformen.
Weitere Informationen gibt es hier: www.tagesmuetter-meschede.de
Folgen Sie der WP Meschede auf Facebook!