Oberkirchen. . Josefa Droste aus Oberkirchen feiert inmitten ihrer Großfamilie: 7 Kinder, 21 Enkel und 17 Urenkel gehören dazu – bislang.

Sieben Kinder, 21 Enkel und bislang 17 Urenkel – mit den jeweiligen Partnern sind das weit mehr als 50 Personen, die beim jährlichen Familientreffen im Herbst irgendwo in Deutschland zusammenkommen.

„Alle halten sich das Wochenende frei.“ Eine echte Großfamilie. Josefa Droste, am heutigen Dienstag wird sie 90 Jahre alt – genießt diese große Gemeinschaft. Doch das war nicht immer so einfach. Es war oft kein leichtes Leben, aber tauschen möchte sie mit niemandem. Ein Gespräch über Großfamilien, Kinder und Eifersucht.

Alltag zwischen Windeln und Gaststätte

Josefa Droste stammt aus Winkhausen und heiratete 1952 in den Drostenhof ein, damals ein Gasthaus mit Landwirtschaft. Ihr Mann Paul war kriegsversehrt, die Schwiegermutter und zwei unverheiratete Onkel lebten mit im Haushalt, die Kinder kamen Jahr um Jahr.

Zwischen 1952 und 1964 waren es insgesamt sechs Mädchen und ein Junge. „Jeden Tag hatte ich Töpfe mit Windeln auf dem Herd stehen“, erinnert sie sich. „Meine schönste Zeit war eigentlich immer auf der Insel“, sagt sie und schmunzelt. Auf der Insel, so nannten die Oberkirchener das Haus der Franziskanerinnen zwischen Mühlengraben und Lenne, dort bekam Josefa Droste drei ihrer Kinder, die ersten zwei waren zu Hause zur Welt gekommen, die letzten zwei im Krankenhaus.

Freiwillig, so wie es eine Enkelin jetzt gemacht hat, direkt nach der Geburt wieder nach Hause zu gehen, das wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. „Im Gegenteil. Ich wäre gern noch ein paar Tage länger geblieben und hätte mich umsorgen lassen.“ Denn zu Hause wartete die Arbeit.

Wäschewaschen in der Lenne

Gewaschen habe sie Bettwäsche und Windeln anfangs in der Lenne. „Manchmal weiß ich nicht, wie ich das alles geschafft habe. Ich habe viele Nächte nur fünf Stunden geschlafen.“ Denn eine Waschmaschine, Pampers oder Fertignahrung gab es nicht. Genauso wenig wie effiziente Verhütungsmittel. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass es heute viel anstrengender ist viele Kinder zu haben als damals. „Heute ist so viel möglich, da sind die Ansprüche an die Mütter ganz anders.“

Die rüstige Dame hat einen klaren Verstand und sagt, was sie denkt. „Mit 23 habe ich geheiratet, das würde ich heute auch nicht noch mal machen.“

Die Gastwirtschaft ging immer vor. „Die Babys wurden alle vier Stunden versorgt. Dazwischen konnten sie schreien oder auch nicht.“ Die älteren Kinder mussten spuren – und hatten doch gleichzeitig jede Menge Freiraum. „Das ganze Dorf gehörte den Kindern“, sagt Josefa Droste. „Wir hatten einen riesigen Garten hinterm Haus, mit Wippe, Schaukel, Hütte und Sandkasten. Da kamen alle aus dem Oberdorf zum Spielen hin“, erinnert sich auch ihr Sohn Georg. „Das war ein Paradies.“

Erster Urlaub in Belgien

Zeit für sich habe sie eigentlich nie gehabt, sagt die Seniorin, selbst als der Gasthof und die Landwirtschaft verpachtet waren. „Ich hatte ja einen riesigen Garten, das Haus, die Schwiegermutter und die vielen Kinder.“ Irgendwann habe sie sich dann im Turnverein angemeldet. „Das war meine Freizeit.“

Der erste gemeinsame Urlaub führte die Familie nach Nieuwpoort in Belgien.
Der erste gemeinsame Urlaub führte die Familie nach Nieuwpoort in Belgien.

1966 machten die Drostes ihren ersten gemeinsamen Familienurlaub. „Mit dem Kolpingwerk ging es nach Belgien“, erinnert sich die Oberkirchenerin und sie muss schmunzeln: „Da wurden wir als kinderreichste deutsche Gastfamilie sogar vom belgischen Familienminister begrüßt.“

Sieben Kinder gleich zu halten, das geht nicht. „Jedes ist anders“, sagt Josefa Droste, „die einen sind empfindlicher, die anderen robuster.“ Natürlich habe es da auch Eifersucht gegeben. Später, als alle schon längst erwachsen waren, habe es da bei den Familientreffen hin und wieder auch heftige Aussprachen gegeben, erinnert sich Georg Droste.

Er übernahm 1993 die Gastwirtschaft mit seiner Frau Renate. Nachdem der Vater 1994 verstarb, zog Josefa Droste 2002 zu ihrem Sohn in eine eigene Wohnung. Sie hilft noch in der Gastwirtschaft, beim Wursten und macht die Spülküche. „Der Umzug – das war das Beste, was ich machen konnte“, sagt die Seniorin. „Allein zu leben ist auch nicht schön.“

>> FAMILIEN MIT VIELEN KINDERN GESUCHT

  • Josefa Droste wüsste gern, ob es noch weitere Frauen ihrer Generation gibt, die ähnlich viele Kinder aufgezogen haben. Oder auch: Wo es heute noch ähnliche Großfamilien mit sechs und mehr Kindern gibt.
  • Wer mag, kann sich gern melden beim Gasthof Droste in Oberkirchen, kontakt@gasthofdroste.de
  • Informationen zu Familiengrößen liefert der Mikrozensus der Landes NRW. Dieser wird jährlich aus den Befragungen von etwa jedem 100. Haushalt in NRW ermitteln. Da die Zahl der ermittelten Familien aber zu gering und damit zu ungenau ist, weist das Statistische Landesamt diese Zahlen nicht offiziell aus.
  • Auf Nachfrage nennt die Behörde für das Jahr 2016 in ganz NRW nach den Hochrechnungsergebnissen etwa 5000 Haushalte mit sechs oder mehr Kindern.
  • In den offiziellen Tabellen findet man daher als größte Gruppe „Familien mit drei oder mehr Kindern unter 18 Jahren“. Davon gab es 2016 in NRW insgesamt 215 000 Familien.

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