Meschede. . Stephan Britten von der IHK Arnsberg beschäftigt sich mit der Attraktivität von Innenstädten. Er findet den Leerstand nicht gravierend.

Der Einzelhandel hat es schwer. Momentan stehen in Meschede einige Ladenlokale leer, und es kommen noch welche dazu. Kann man in Meschede bereits von einem Leerstandsproblem sprechen? Über diese und andere Fragen haben wir mit Stephan Britten von der IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland, gesprochen. Als Referent für Standortpolitik beschäftigt er sich auch mit der Attraktivität von Innenstädten.

Herr Britten, hat Meschede ein Leerstandsproblem?

Stephan Britten: Man kann nicht pauschal von einem Leerstandsproblem sprechen. Ein Alarmsignal dafür ist, wenn in zentraler Lage sichtbar aufeinanderfolgend Ladenlokale für einen längeren Zeitraum unbesetzt bleiben. Leerstand ist ja nicht immer schlecht, weil Innenstädte ja auch von Fluktuation leben, wenn alte Läden gehen und neue kommen.

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In Meschede mag man im Moment den Eindruck gewinnen, dass es ein solches Problem gibt. Da sollte man aber die Kirche im Dorf lassen. Denn der Leerstand ist noch nicht gravierend. Es betrifft sechs bis sieben Läden, wobei die Zahl schwankt. Eine Zählung aus dem Jahr 2016 zeigt aber, dass die Zahl der Passanten durchaus beständig ist.

Welche Ursache haben die Leerstände?

Einer ist, dass Inhaber heute Schwierigkeiten haben Nachfolger für ihre Geschäfte zu finden. Vor 30 Jahren war das noch anders. Da war es selbstverständlich, dass Eltern ihr Geschäft an ihre Kinder übergeben. Heute werden Arbeitszeiten im Einzelhandel von jungen Leute oft als unattraktiv empfunden. Sie suchen vielleicht eine geregelte 40-Stunden-Woche und möchten samstags nicht arbeiten.

Welche Rolle spielt der Online-Handel?

Eine Studie belegt, dass die Umsätze im stationären Einzelhandel von 2014 bis 2020 um 30 Prozent zurückgehen werden. Das liegt auch am Onlinehandel. Diese Prognose muss aber nicht zwingend eintreffen. Die Einzelhändler müssen sich fragen, ob die Konzepte, die in den letzten 30 bis 50 Jahren funktioniert haben, heute auch noch greifen. Sie müssen heute im Internet auffindbar sein.

Zudem ist zu prüfen, ob die Form der Kundenansprache noch zeitgemäß ist oder neue Techniken wie Tablets eingesetzt werden müssen. Die IHK und die FH Südwestfalen unterstützen Unternehmen auf diesem Weg mit dem Einzelhandelslabor Südwestfalen (www.einzelhandelslabor.de). Dazu bieten wir zum Beispiel in Meschede eine Social-Media-Schulung an.

Was können Stadt und Politik tun, um die Attraktivität der Innenstadt zu verbessern?

Stadt, Stadtmarketing oder Werbegemeinschaft sollten Leerstände im Blick haben und wissen, wo sie auftreten, wo die Ursachen liegen, wer die Eigentümer sind und vor allem, für welche Nutzungen sich die Ladenlokale aufgrund von Lage, Größe und Zuschnitt eignen. So kann man viel zielgerichteter und vorausschauender nach neuen Nutzungsformen Ausschau halten.

Dazu sind Exposés der Ladenlokale mit Kontaktinformationen der Immobilienbesitzer hilfreich, um bei Anfragen als Vermittler agieren zu können. Das geschieht meines Wissens in Meschede auch. Die Stadt könnte zudem die Immobilienbesitzer zusammenbringen. So sind es auch in Meschede oft kleine Ladenlokale, denen ein Mieter fehlt, die sind aber zum Beispiel für größere Modeketten nicht attraktiv. Hier ließen sich vielleicht Ladenlokale zusammenlegen, um eine attraktivere Fläche zu bieten. Doch wenn Ladenlokale nicht belegt werden können, müssen neue Wege beschritten werden.

Gehört dazu auch das „Gesundschrumpfen“ von Innenstädten?

Ja, auch das ist eine Möglichkeit. In der Vergangenheit ist es im Einzelhandel stetig zu Flächenzuwächsen gekommen. Man macht sich auch in Meschede Gedanken über eine Konzentration auf die zentralen Lagen. Damit lässt sich dann eine Einzelhandelslandschaft dichter und kompakter besetzen.

Das bringt auch für die Kunden Vorteile. Frühere Einzelhandelsbereiche werden dadurch dann vielleicht zu Wohnraum. Wichtig ist es, die Innenstädte attraktiv zu halten und die Aufenthaltsqualität zu sichern. Da wurden in Meschede mit der Henne-Öffnung und der Himmelstreppe gute Entscheidungen getroffen.

Zum Abschluss: Wie beurteilen Sie die Situation des Einzelhandels in Meschede?

Sie ist besser als der erste Eindruck vermuten lässt. Insgesamt sieht es für uns im HSK mit Zentren wie Meschede und Neheim gut aus. Es wird aber speziell für kleinere und mittlere Standorte immer schwieriger.

Meschede ist als Kreisstadt und FH-Sitz aber ein Standort der weiter funktionieren kann und sollte. Der Mescheder Einzelhandel ist wichtig für die Versorgung der eigenen Bevölkerung, aber auch für die der umliegenden Orte.

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