Meschede. . Norbert Vowinkel ist neuer Geschäftsführer des DRK Meschede. Er hat ein breites Feld zu beackern - von Baumaßnahmen bis zur Altenpflegeausbildung.

Seit Februar ist Norbert Vowinkel Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Soziale Dienste Meschede. Dazu gehört nicht nur das Seniorenzentrum Bernhard-Salzmann-Haus, sondern alle Sozialen Dienste des DRK - vom Menüservice, Hausnotruf, Flüchtlingshilfe, Tagespflege bis zum Fachseminar für Altenpflege. Während seine Vorgänger die Aufgaben zum Teil von Münster steuerten, will er vor Ort präsent sein. Das muss er auch, denn es stehen Baumaßnahmen und Planungen an.

Wohngemeinschaft, Heim oder in der eigenen Wohnung - wo möchten Sie leben, wenn Sie alt sind?

Norbert Vowinkel: Je nachdem. Wenn ich hoch pflegebedürftig bin, möchte ich gut versorgt werden und dort noch soweit es möglich ist, am Leben teilhaben. Wohnortnah, dies wäre sehr schön. Solange ich aber nur leicht pflegebedürftig bin, möchte ich - wie die meisten Menschen - in meiner gewohnten Umgebung bleiben. Und als rüstige Senioren, so haben meine Frau und ich tatsächlich schon mal überlegt, könnten wir uns auch das Altwerden mit Freunden in einer WG vorstellen.

Glauben Sie, dass die Pflegeversicherung reicht – werden wir uns in Zukunft Altenheime in Polen oder Ungarn suchen müssen?

Eine hochpolitische Frage. Erstmal bin ich davon überzeugt: Einen alten Baum verpflanzt man nicht so einfach. Politiker und alle übrigen Verantwortlichen müssen meiner Meinung nach alles dafür tun, dass Menschen in der Region weiter wohnen und leben können.

Im Idealfall in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus. Die Pflege in Nachbarländern mit niedrigeren Lohnkosten kann keine Lösung sein. Das hat auch etwas mit moralisch-ethischen Fragen und dem Respekt vor der Lebensleistung älter werdender Menschen zu tun.

1962 erbaut - das Salzmann-Haus ist eines der ältesten Seniorenheime der Stadt. Woran merkt man das?

Man merkt es in vielen Bereichen am baulichen Zustand, manchmal sind es auch nur Farben und Teppiche. Nicht alles muss erneuert werden, manches mit guter Qualität braucht nur eine Aufarbeitung. Aber es gibt einen gewissen Sanierungsstau und auch neue gesetzliche Vorgaben für die Belegung mit Einzel- und Doppelzimmern, die wir mit den nächsten Baumaßnahmen auch angehen.

Insgesamt wird das DRK hier rund sechs Millionen Euro investieren. Woran man das Alter der Einrichtung übrigens nicht merkt, das sind die Mitarbeiter. Ich habe hier eine hochmotivierte Belegschaft vorgefunden, mit der es mir jetzt schon Freude macht zusammenzuarbeiten und das Haus und die dazugehörigen Dienste weiterzuentwickeln und nach außen zu öffnen.

Wie wird sich das DRK mit seinen sozialen Diensten noch verändern?

Ich möchte das DRK weiter in die Region öffnen, ohne den Stammsitz zu verlassen. Das kann auch bedeuten, dass wir beispielsweise mit der Tagespflege oder mit Leistungs- und Beratungsangeboten dahin gehen, wo die Menschen sind.

Und Altenheime - wie werden die sich weiter verändern?

Die Menschen, die zu uns kommen, werden immer älter und immer pflegebedürftiger. Trotzdem darf man sie nicht stigmatisieren. Gerade da ist es wichtig, die Heime nach außen in den Sozialraum zu öffnen, Besucher und Angehörige mit einem attraktiven Umfeld und Angeboten, wie Vorträgen oder einer Café-Lounge in die Heime zu holen.

Übrigens viele unserer Angebote sind heute schon für interessierte Senioren, die nicht in unserer Einrichtung leben, offen. Trotz allem technischen Fortschritt ist es wichtig, dass der Mensch weiter im Mittelpunkt steht.

Welche Rolle spielt da das DRK-Fachseminar für Altenpflege?

2020 kommt die Reform der Pflegeausbildung und dies bedeutet, dass Alten- und Gesundheitspfleger eine einheitliche Ausbildung erhalten sollen. Das ist für uns als Fachseminar für Altenpflege eine große Herausforderung, denn natürlich erwarten unsere Kooperationspartner, vor allem Altenheime und Pflegedienste, dass wir hier ihren Nachwuchs fachspezifisch ausbilden.

Die Sorge ist groß, dass examinierten Pflegefachkräfte von den Kliniken abgeworben werden. Fakt ist, dass wir weiterhin Altenpflegefachkräfte brauchen, denn der Bedarf steigt. Insgesamt gibt es nach wie vor großen Diskussionsbedarf, was die Umsetzung des Gesetzes betrifft, zumal die Durchführungsverordnung noch nicht veröffentlicht ist.

Auch gibt es bisher ein Ungleichgewicht der Finanzierung, denn die Ausbildungsstätten für Altenpflegefachkräfte sind finanziell deutlich schlechter gestellt als die der Krankenpflegeschulen.

Welche Rolle spielen Ehrenamtliche im Salzmann-Haus in Zukunft. Wie will man sie gewinnen und halten?

(lacht) Im Moment ist es eine große Herausforderung, dass sie bei uns schwer Parkplätze finden. Aber das wird sich ja mit dem Parkplatzneubau ändern. Nein, im Ernst. Ich möchte das Ehrenamt stärken und ausbauen. Aber Ehrenamtliche wollen heute wissen, für welche Aufgaben man sie gewinnen will. Sie sind eher bereit, sich für Projekte zu engagieren, die zeitlich befristet sind.

Wir planen zum Beispiel einen Männer-Stammtisch, wenn der fünfmal stattgefunden hat, kann er auch wieder enden. Das Gute ist, dass wir im Haus mit unserer Sozialpädagogin Christina Bartmann jemanden haben, der die Ehrenamtlichen kompetent betreut, der für sie auch niederschwellige und zeitlich befristete Aufgaben findet.

>>>HINTERGRUND

Norbert Vowinkel ist 56 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern, 20 und 22 Jahre alt. Er lebt mit seiner Frau in Altenberge bei Münster.

Vowinkel studierte Elektrotechnik und technische Betriebswirtschaft.

Nach Stationen in der Energiewirtschaft war er erst Projektkoordinator in der Sozialeinrichtung Stift Tilbeck, einer Behinderteneinrichtung, dann dort Geschäftsführer des Integrationsunternehmens VARIA und zuletzt Geschäftsführer für das Sozialwerk Breisgau in Freiburg.

Selbst bezeichnet er sich als Familienmensch, ist sportlich und kulturell interessiert, engagiert in der katholischen Kinder- und Jugendarbeit.

Außerdem unterstützt er ein Schul- und Krankenhausprojekt in Uganda.

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