Meschede. „Eva’s Modeladen“ schließt zum April, Spiel- und Lederwaren König sucht Käufer im Internet. André Wiese sieht Versäumnisse bei Geschäftsleuten.
Zwei alteingesessene Geschäftsinhaber planen ihren Rückzug: Evas Modeladen schließt im Rebell zum 1. April und Spiel- und Lederwaren König bietet das Geschäftshaus im Internet zum Verkauf an.
Schließung zum 1. April
Günter Schulte, Ehemann der Inhaberin Eva Schulte von „Eva’s Modeladen“, bestätigt die Schließung zum 1. April. Er bedauert: „Früher habe ich so für Meschede geworben, weil man im Umkreis von 150 Metern alles kaufen konnte, von der Schraube über die Sportausstattung bis zum Briefpaper. Das ist vorbei.“
Er sieht verschiedene Gründe: Das Internet: „Dass unter 30-Jährige 90 Prozent ihrer Kleidung online kaufen, ist der Lauf der Zeit.“ Hinzu komme, dass sich der Dress-Code gewandelt habe: „Die Menschen machen sich nicht mehr fein.“ Mehr als 40 Jahre gebe es sein Geschäft für hochwertige Mode in Meschede. Mit Wehmut verabschieden er und seine Frau sich jetzt.
Verzögerte Fertigstellung des Henne-Ruhr-Marktes
„Vor zwei Jahren wollten wir schon mal schließen, da haben wir dann noch ausgeharrt, weil wir die Fertigstellung des Hertie-Kaufhauses abwarten wollten.“ Auch das verzögerte sich. Kritik übt der Endsiebziger auch an den Gewerbegebieten, die in Enste und im Schwarzen Bruch entstanden sind. Für ihn eine Fehlentwicklung, die Kaufkraft abzog.
Jetzt nimmt er vor der Renovierung der Fußgängerzone und den möglichen Einschränkungen Reißaus. Nicht ohne zuvor noch zwei Ideen mitzugeben. „Ein kostenloses Parken ab 17 Uhr könnte die Fußgängerzone am späten Nachmittag noch mal beleben. Und der Kirchplatz müsste für Kurzzeitparker freigegeben werde.
Ihren Hauptstandort in Neheim in der Apothekerstraße wollen seine Frau und sein Sohn beibehalten und vergrößern. „Und wenn Meschede sich doch noch in eine andere Richtung entwickelt, dann komme ich wieder.“
Nachmieter gesucht
Gerd König, Inhaber und Geschäftsführer des Spiel- und Lederwarengeschäfts in der Le-Puy Straße, betont, dass auch das Verkaufsangebot im Internet kein endgültiges Aus bedeute.
„Wir haben auf den Herbstmessen noch jede Menge Lederwaren, Schulranzen und Spiele eingekauft.“ Langfristig jedoch suche er einen Nachnutzer. Dafür sei er auch in Gesprächen mit Planern. Auch eine komplette Umgestaltung und Umnutzung zu einem Wohn- und Geschäftshaus sei möglich. „Erste Ideen haben wir dazu bereits erarbeitet.“ 2009 feierte König 100-jähriges Jubiläum. Gegründet worden war das Geschäft bereits 1909 von Josef König als Zigarren- und Klaviergeschäft.
Internet zu wenig als Konkurrenz wahrgenommen
André Wiese, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, bedauert die Entscheidung der beiden Geschäftsinhaber. Er mag aber nicht in das allgemeine Wehklagen einstimmen. Auch er nimmt die im Internet kaufenden Kunden mit in die Verantwortung – aber nicht nur. Das Internet als Konkurrenz werde von vielen Einzelhändlern immer noch zu wenig wahrgenommen. „Da stecken viele den Kopf in den Sand.“
Die Werbegemeinschaft beispielsweise biete auf ihrer Homepage eine Suchmaske an, über die Geschäftsinhaber ihre Artikel einstellen können. Das werde nicht befüllt. „Und von 140 Mitgliedsbetrieben haben vielleicht 20 das günstige Angebot genutzt, eine eigene Homepage einzurichten“, ärgert er sich.
Einzelhändler ziehen nicht an einem Strang
Er verstehe er nicht, warum sich Einzelne „mit Händen und Füßen gegen die Kundenkarte wehren, weil sie vielleicht Gutscheine ausstellen müssen, die an anderer Stelle eingelöst werden.“ Auch wer mittags noch schließe und so die vereinbarten Öffnungszeiten unterlaufe, arbeite gegen die Gemeinschaft. „Der Verein heißt nicht umsonst Werbegemeinschaft. Da müssen alle an einem Strang ziehen.“
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