Schmallenberg. . Das Kartellrecht wirbelt den Holzverkauf im gesamten Land durcheinander. In Schmallenberg sucht man jetzt nach neuen Modellen.

Die privaten Waldbesitzer müssen dringend neue Wege finden, um ihr Holz zu vermarkten. Denn ab Ende des Jahres können sie den Verkauf nicht mehr den Forstämtern überlassen, so wie es jahrzehntelange Praxis war. Das lässt das Kartellrecht nicht zu. Allerdings ist die Lage noch so unklar, dass aktuell viele Waldbesitzer verunsichert sind.

Entscheidung der Landesregierung

„Die derzeitige Holzvermarktung ist kartellrechtlich unzulässig“, sagt Bürgermeister Bernhard Halbe, der auch Vorsitzender des Gemeindewaldbesitzerverbandes Nordrhein-Westfalen ist. „Die Rechtsunsicherheit wird von Tag zu Tag größer, die Waldbesitzer wissen nicht mehr, was sie tun sollen.“

Das betreffe weniger die Kommunen, die zum Großteil wie die Stadt Schmallenberg die Hölzer aus ihren Wäldern ohnehin selbst vermarktet, sondern die privaten Waldbesitzer. Vor allem diejenigen, die nur kleine Flächen besitzen und damit geringe Holzmengen verkaufen.

Bisher ist die Vermarktung über die Forstämter geregelt, sie unterstützen die Waldbesitzer bei Auswahl, Bewertung, Fällung und Lagerung der Bäume – all das fällt unter den Begriff der „Beförsterung“ – aber eben auch bei der Vermarktung an die Sägewerke. Damit ist am 1. Januar 2019 Schluss, das hat die neue Landesregierung entschieden.

„Es gibt eine Grundsatzentscheidung, dass sich Wald und Holz NRW zum Ende des Jahres aus dieser kooperativen Holzvermarktung zurückziehen wird“, erklärt Frank Rosenkranz, Leiter des Regionalforstamts Oberes Sauerland mit Sitz in Schmallenberg. „Parallel müssen sich jetzt private Vermarktungsstrukturen aufbauen.“

Unterstützung für Waldbesitzer

Eines scheint dabei allen Beteiligten klar zu sein: Vor allem die kleinen Waldbesitzer brauchen auch in Zukunft Unterstützung bei der Vermarktung. Rosenkranz geht davon aus, dass die Forstämter alle Dienstleistungen bis zum Punkt des eigentlichen Verkaufs weiter erbringen können.

Allerdings ist bisher noch umstritten, wann der eigentliche Verkauf beginnt und ob auch die Beförsterung der Wälder durch die Revierförster schon unzulässig ist. Das wäre für die Waldbesitzer noch deutlich schlimmer, als nur die eigentlichen Preisverhandlungen neu regeln zu müssen, erklärt Karsten Drews-Kreilman. Der Geschäftsführer des Waldbauernverbands im Hochsauerland sagt: „Wir möchten, dass das System der Beförsterung erhalten bleibt, dafür werden wir auch kämpfen.“

Sägewerker zeigen Verständnis

Die Verunsicherung sei groß unter den Waldbauern. Allerdings eher, weil die Zukunft der Vermarktung so unsicher sei und weniger, weil man Schadenersatzforderungen der Sägeindustrie befürchte. Dafür sei man zu sehr aufeinander angewiesen.

Das sieht Dr. Hubertus Weber ähnlich. Der Geschäftsführer des Team Timber, einem Zusammenschluss aus acht Sägewerken im Hochsauerlandkreis, sagt: „Wir sind seit Generationen miteinander verbunden und aufeinander angewiesen.“ Ohne Zufuhr an Rundhölzern könne ein Sägewerk schließlich nicht arbeiten und um das liefern zu können, müssten die Waldbesitzer ihre Flächen weiter bewirtschaften. Ein Stillstand würde allen schaden.

Forstamtsleiter ist optimistisch

Gefragt sind jetzt neue Modelle zur Holzvermarktung. Bis Ende des Jahres müssen sie gefunden werden, Halbe drängt auf schnellere Klarheit für die Waldbesitzer. Dazu hat er Anfang der Woche in Düsseldorf bereits Gespräche mit NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking geführt und setzt sie nun während der Grünen Woche in Berlin fort.

So ernst die Situation für die Waldbesitzer auch ist, Forstamtsleiter Rosenkranz stimmt optimistisch: Die Fichte sei gefragt, es gebe zahlreiche Sägewerke vor Ort und eine Vernetzung bestehe seit Langem. Die Rahmenbedingungen für ein neues Modell seien daher nirgendwo günstiger als in Südwestfalen.

>> 27 FÖRSTER IM OBEREN SAUERLAND

  • 48 000 Hektar Privatwald gibt es im Gebiet des Forstamts Oberes Sauerland. Es erstreckt sich von Sundern bis Medebach und wird von Schmallenberg aus zentral verwaltet.
  • 41 forstliche Zusammenschlüsse gibt es in der Region, dazu zählen etwa die Forstbetriebsgemeinschaften.
  • 10 Hektar groß ist der durchschnittliche private Waldbesitz im Oberen Sauerland.
  • 27 Förster arbeiten für das Regionalforstamt. Dessen Leiter Frank Rosenkranz geht aktuell davon aus, dass eine Neuregelung der Holzvermarktung keinen Einfluss auf die Personalsituation im Regionalforstamt haben wird.

Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook.