Meschede. Lukas Remmel besteht das C-Diplom als Kirchenmusiker. Doch beruflich will er das nicht nutzen. Er will sich den Spaß an der Musik erhalten.

Während andere in seinem Alter auf der Gitarre die ersten Takte von Rap-, Hip-Hop- oder Rock-Songs zupfen, setzt sich Lukas Remmel ans Klavier oder die Orgel und spielt Bach, Beethoven oder Mozart. „Auch um den Kopf freizubekommen.“

Der 17-Jährige hat gerade das C-Diplom als Kirchenmusiker bestanden, als Einziger im Dekanat. „Ich weiß nicht, ob ich es gemacht hätte, wenn ich vorher geahnt hätte, was alles auf mich zukommt“, sagt er. „Aber vertan war die Zeit sicher nicht.“

Intensive Jahre im Knabenchor

Lukas Remmels musikalische Karriere begann mit vier Jahren in der musikalischen Früherziehung bei Olga Schick in der Kreismusikschule. Im Anschluss lernte er Keyboardspielen. „Ein Klavier schien mir damals zu groß und zu unheimlich.“ Sein Lehrer Ludger Tillmann nahm ihm den Respekt vor dem Instrument und zwei Jahre später stand ein Klavier im Wohnzimmer.

Ungefähr gleichzeitig startete im Hochsauerlandkreis ein besonderes Projekt, an dem auch der Mescheder teilnahm: der Knabenchor der Musikschule Hochsauerlandkreis. „Zu Hochzeiten waren wir 14 Jungs, an den Standorten Brilon, Arnsberg, Schmallenberg und Meschede“, erinnert er sich. Sie hatten Unterrichtsstunden in Gesang, Klavier und Musiktheorie.

Fünf Jahre sang Lukas Remmel in diesem Projektchor. Doch dann kam er in den Stimmbruch. „Das war schon schade. Das waren fünf intensive Jahre und dann verschwanden die Leute einfach aus meinem Leben.“

Orgel als Herausforderung

Er suchte eine neue Herausforderung – und fand die Orgel. „Ein faszinierendes Instrument“, schwärmt der 17-Jährige. „Man kann so viele verschieden Sachen darauf spielen – leise und ruhige Töne und sehr kraftvoll“, sagt er: „Lästig ist es nur, dass man dafür immer das Haus verlassen muss. Mehr als zwei- bis dreimal pro Woche zu üben ist da nicht drin. “

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D © Ute Tolksdorf

Dabei hat der Schüler am Gymnasium der Benediktiner noch das Glück, dass er in den Freistunden auf der Abteiorgel spielen darf. Und obwohl die neue Klais-Orgel sicher eines der kunstfertigsten und teuersten Instrumente der Region ist, spielt Lukas Remmel am liebsten in der St.-Walburga-Kirche.

„Die Sauer-Orgel hat als einzige Orgel in der Kernstadt eine mechanischer Traktur“, erklärt er: „Die Verbindung von Tasten und Pfeifen läuft nicht elektronisch, sondern mechanisch. Das ist einfach ein besonderes Gefühl.“ Jede Orgel bilde eine Einheit von Instrument und Kirchenraum – „und diese ist halt in der barocken Walburga-Kirche besonders schön“, findet der 17-Jährige.

Seit 2013 spielt der Mescheder zudem in der Kirchenband „Halina“ – als Jüngster und als einziger Mann. „Das ist für mich kein Problem“, sagt er. „Das macht Spaß mit den Frauen.“ Auch wenn er privat gern Rock und Pop hört: „Das in einer Band zu spielen wäre nicht meins.“

Ausgebildet werden Kirchenmusiker im Dekanat von Barbara Grundhoff und Hartwig Diehl. Die Schüler erhalten Unterricht im Orgel- und Klavierspiel, Nebenfächer sind Partiturspielen, Gehörbildung, Tonsatz, Liturgik, Gregorianik, Singen und Sprechen, Musikgeschichte und Orgelbau.

Keinen Chor leiten

„Ein umfangreiches Programm“, sagt Lukas Remmel, und einiges sei dabei gewesen, was ihn gar nicht interessiert habe. „Ich will zwar Orgel spielen, auch gern im Gottesdienst - aber sicher keinen Chor leiten.“

Aufbauend auf das C-Examen könnte er sogar Kirchenmusik studieren. Doch das ist nach dem Abi 2018 gar nicht sein Ziel. „Der Stress, den ein professioneller Kirchenmusiker hat, das würde mir die Freude an der Musik nehmen“, fürchtet er. Als Hobby will er sich die Musik erhalten und ansonsten „eher was Mathematisch-Technisches“ studieren.

>>>HINTERGRUND

Wer sich für das C-Examen in Kirchenmusik interessiert, sollte gut Klavier spielen können.

  • Zwei Jahre dauert die Vorbereitung. Integriert sind auch zwei Werkwochen in Paderborn.

  • Gemeinsam mit Lukas Remmel absolvierten im Bistum rund 25 Kirchenmusiker das C-Examen.

  • Weitere Informationen zur Ausbildung und zum Orgelspiel gibt Dekanatskirchenmusikerin Barbara Grundhoff, 0151 / 123 157 60.