Meschede. . Eine junge Mechederin hat sich für eine Ausbildung in der Altenpflege entschieden. Sie hat diese Entscheidung keinen Tag lang bereut.

Es ist ein Knochenjob, einer, der auch mit Krankheit und Sterben zu tun hat. Schon seit langem kämpft die Altenpflege mit einem schlechten Image. Die 27-jährige Meschederin Melanie Sommer hat sich trotzdem für den Job entschieden und das bisher keinen Tag bereut.

„Ich gehe jeden Tag gern zur Arbeit“, sagt Sommer. Sie ist im dritten Ausbildungsjahr bei der Mobilen Krankenpflege Pischeli in Meschede beschäftigt. Warum sie ihren Job so gern macht? Die Antwort fällt Melanie Sommer leicht: „Es sind die Menschen. Sie sind so dankbar und es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten.“

Kampf gegen das schlechte Image

Die junge Auszubildende weiß um das schlechte Image ihres Berufes, ein bisschen kämpft sie auch dagegen an, wenn sie sagt: „Es ist ein schöner Beruf, ich habe auch die Zeit mich mit den Menschen zu unterhalten, die ich pflege. Man baut eine Beziehung zu ihnen auf.“

Für die Meschederin beginnt der Tag in der Frühschicht um 6 Uhr. Bei der Mobilen Krankenpflege werden die Kunden zu Hause besucht. „Wir bereiten uns morgens erstmal auf die Hausbesuche vor, bevor wir mit unsere Tour starten“, erzählt sie. Dazu gehört zum Beispiel das Einsehen von Übergabeprotokollen, auf denen vermerkt ist, welche Medikamente verabreicht werden.

Melanie Sommer (links) mit ihrer Chefin Michaela Pischeli: Beide Frauen haben nie bereut, sich für den Beruf entschieden zu haben.
Melanie Sommer (links) mit ihrer Chefin Michaela Pischeli: Beide Frauen haben nie bereut, sich für den Beruf entschieden zu haben. © Mareike Maack

Bei den Kunden zu Hause stehen dann Behandlungsleistungen, also Krankenkassenleistungen, wie die Gabe von Medikamenten und das An- bzw. Ausziehen von Kompressionsstrümpfen sowie Pflegeleistungen, wie zum Beispiel das Waschen und Anziehen eines Menschen an.

Keine Berührungsängste

Berührungsängste hat die 27-Jährige dabei nicht: „Ich hatte nie Angst davor. Die meisten reagieren sehr positiv auf uns und sind dankbar für die Hilfe“.

Zehn bis zwölf pflegebedürftige Menschen besucht Melanie Sommer täglich, zur Zeit noch gemeinsam mit einer Praxisanleitung. Wenn sie ausgelernt hat, wird sie alleine unterwegs sein.

Michaela Pischeli ist Melanie Sommers Chefin, und auch sie hat keinen Tag bereut, die junge Frau eingestellt zu haben: „Melanie ist meiner erste Schülerin und es läuft super“, sagt die Geschäftsführerin.

Bevor Melanie Sommer zu Pischeli kam, hatte sie ungelernt für einen anderen Pflegedienst gearbeitet. „Sie ist dort verheizt worden“, sagt ihre heutige Chefin. Denn: Ungelernte Pflegekräfte dürfen zwar keine Behandlungspflege ausüben, die Grundpflege aber schon.

„Da ich es nie gelernt hatte, kannte ich damals die richtigen Griffe gar nicht, also zum Beispiel wie man Menschen, die im Bett liegen, richtig umdreht, daher war das für mich ein echter Knochenjob“, sagt sie heute. „Das negative Image der Altenpflege kommt auch daher, dass es immer wieder ungelernte Kräfte gibt, die das mitmachen und unter diesen schlechten Bedingungen arbeiten“, erklärt Michaela Pischeli.

Job hat sich verändert

Die Geschäftsführerin ist seit 23 Jahren in der Altenpflege tätig, die Arbeit mit den Kunden macht ihr auch heute noch Spaß, auch wenn sich der Job verändert hat: „Es ist heute nicht mehr einfach gutes Pflegepersonal zu bekommen. Immer weniger Leute wollen den Job machen. Man braucht dafür Herzblut.“

Genau das hat Melanie Sommer. Man spürt es schon, wenn man sich mit ihr unterhält. Sie lacht viel und ihre Augen leuchten, wenn sie von den alten Menschen spricht. „Unsere Kunden freuen sich immer, wenn Melanie kommt. Sie ist so frisch und voller Energie“, sagt auch Pischeli. Wenn Melanie Sommers Ausbildung im Oktober 2018 endet, ist ihr die Stelle bei Michaela Pischeli sicher: „Ich habe über die drei Jahre natürlich auch eine neue Angestellte gefördert, gutes Personal zu finden ist schwer“, so die Geschäftsführerin.

Bedarf an Altenpflegern steigt auch in Meschede

In der Altenpflege fehlen Fachkräfte. Dieses mittlerweile bekannte Problem zeigt sich auch in Meschede: „Der Fachkräftemangel ist auch hier bei uns angekommen. Wir haben viele freie Ausbildungsplätze in der Pflege“, berichtet Michael Knese, Leiter des DRK-Fachseminars für Altenpflege in Meschede.

Er sieht das Problem zum einen im schlechten Image zum anderen in der Bezahlung. „In Sachen Bezahlung gibt es große Unterschiede in dem Beruf. In der Ausbildung verdient man gut, aber der Gehalts-Sprung danach steht dann nicht mehr im Verhältnis“, sagt Knese.

Ein weiteres Problem sei es, dass Pflegekräfte in Altenheimen oft nur Teilzeitjobs bekommen. „Viele Pflegekräfte erhalten keine vollen Stellen.“ Im Jahr 2020 soll die Reform der Pflegeberufe kommen. Michael Knese hofft dann, dass die Löhne von Altenpflege und Krankenpflege angeglichen werden, „denn in der Krankenpflege verdient man heute noch immer mehr, als in der Altenpflege, obwohl sich die Berufe nicht so stark unterscheiden.“

Zustimmung durch den Bundesrat

Mit der Reform, die bereits Zustimmung vom Bundesrat erhielt, müssen sich Auszubildende nicht mehr direkt entscheiden, ob sie in die Alten- oder Krankenpflege gehen möchten. Die Ausbildung wird für alle Auszubildenden kostenlos und einheitlicher.

Der neue Abschluss lautet „Pflegefachfrau“ oder „Pflegefachmann“ und ermöglicht es, nach der Ausbildung in der Altenpflege, Krankenpflege oder Kinderkrankenpflege zu arbeiten.