Eslohe. . Im Esloher Museum sind Adventskalender noch länger zu öffnen: Eine Ausstellung erzählt ihre Geschichte - und Bräuche, die damit zusammenhängen.

Anderswo sind sie gerade abgehängt worden. Im Esloher Museum dagegen können bis Ende Januar Türchen und Kläppchen geöffnet werden. Dort ist alles über die Geschichte des Adventskalenders zu erfahren.

Heute ist die Bandbreite der Dinge, die sich hinter dem Türchen verbergen, fast unerschöpflich, von Spielfiguren, alkoholischen Inhalten, über Teesorten, Kosmetikartikel oder freizügigen Artikeln. Dabei ist der Adventskalender noch gar nicht so alt. Nach 1900 fanden erstmals gedruckte Exemplare weite Verbreitung.

Ungeduld von Kindern verkürzen

Die Entstehung des Adventskalenders ist eng mit der Entwicklung der häuslichen Adventsbräuche verbunden und erklärt sich aus den Unterschieden zwischen katholischer und evangelischer Tradition. In der katholischen Kirche wurden ursprünglich morgendliche Lesungen aus der Bibel oder Rorate-Messen abgehalten.

In der evangelischen Kirche gab es Adventsandachten, die in der Woche zu Hause abgehalten wurden. Deshalb entwickelten sich die häuslich-adventlichen Bräuche, wie Adventskranz und Adventskalender eher in evangelischen Gegenden.

Der Adventskalender als Werbeträger wurde im 20. Jahrhundert beliebt.
Der Adventskalender als Werbeträger wurde im 20. Jahrhundert beliebt. © Gudrun Schulte

Im 19. Jahrhundert wurde das Weihnachtsfest immer mehr zu einem häuslichen Familienfest mit Bescherung am Heiligen Abend. Daraus erklärt sich nicht nur die religiös geprägte Vorfreude der Kinder auf Weihnachten: Der Adventskalender wurde zum Zeitmesser der Tage bis Weihnachten. Er sollte die Ungeduld der Kinder bis zum Fest verkürzen. Vor allem den Kindern, die noch nicht lesen konnten, sollte damit die ewige Frage „Wie lange ist es noch bis Weihnachten“ erleichtert werden.

Zählen der Tage

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es belegte Zählbräuche. Zum Beispiel in Form von Strichkalendern, die am Türrahmen mit Kreide abgestrichen wurden. In einigen Gegenden legten Kinder jeden Tag einen Strohhalm oder eine Feder in die Krippe, damit das Jesuskind schön weich liegen sollte. Besonders aus Skandinavien kannte man „Adventskerzen“ mit 24 Zahlen, die an jedem Tag bis zur nächsten Zahl abgebrannt wurden.

Von Johann Hinrich Wichern, dem Leiter des „Rauhen Hauses“ in Horn bei Hamburg- einem evangelischen Knaben-Rettungshauses - ist aus 1839 der früheste Bericht über das Zählen der Tage bis Weihnachten überliefert. An einem einfachen Holzleuchter, vielleicht ein Wagenrad, wurde bei den Gebetsstunden eine Kerze angezündet und ein Adventslied gesungen. Er hatte vier dicke weiße Kerzen für die Adventssonntage und 20 kleine rote für die Wochentage. Einige Jahre später wurde der Leuchter mit Tannengrün geschmückt.

Sprüche und Verheißungen

In Abwandlung des „Wichern-Kranzes“ gab es seit 1846, zuerst in Duisburg, so genannte Adventsbäume. Am ersten Advent wurde ein Tannenbaum, ohne Lichter und Schmuck, aufgestellt. Ein Kind musste die erste Verheißung aus dem Neuen Testament aufschreiben. Der Zettel wurde an den Baum gehängt und eine Kerze befestigt. Am Heiligen Abend war der Baum dann komplett. Der Adventsbaum wurde in der 1920er Jahren von den Adventshäuschen abgelöst, die hinter den Türchen ebenfalls Verheißungen verbargen.

Der Begriff „Adventskalender“ wird erstmals 1904 beim Berliner Frauenverein gebraucht, der einen Klappkalender mit Sprüchen und gestaltetem Deckblatt anbot. Gleichzeitig entwickelten sich Advents- oder Weihnachtsuhren, die sich an die Form einer Uhr anlehnten. In den 1930er Jahren war der Adventskalender weit verbreitet. Seit dieser Zeit wird er als Werbeträger genutzt. Damals kamen erste mit Süßigkeiten gefüllte Adventskalender auf, die aber doppelt so teuer waren wie die Papierversion.

>>>HINTERGRUND<<<

Das Dampf-Land-Leute-Museum Eslohe zeigt einen Querschnitt der Geschichte des Adventskalenders vom „Wichern-Kranz“ bis zu den modernen Ausführungen.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Januar während der Öffnungszeiten von mittwochs bis samstags in der Zeit von 14 bis 17 Uhr sowie immer sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Gruppen ab 10 Personen können sich auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten anmelden.

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