Meschede. . Jakob Jan Küchler ist Vikar im Pastoralen Raum. Er freut sich über jeden, der die Messe besucht. Vorwürfe wird es von ihm nicht geben.
An Weihnachten zu arbeiten: Für Jakob Jan Küchler ist das selbstverständlich. Seit Sommer ist der 27-Jährige Vikar im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig. In einer Beziehung wird dieses Fest aber einmalig für ihn sein: Erstmals wird er als Priester selber Weihnachtsmessen zelebrieren dürfen.
Sind Sie nicht aufgeregt? Das ist ja keine Messe wie jede andere, oder? Die Augen sind bestimmt besonders auf Sie gerichtet...
Oh ja, wahrscheinlich wird das so sein (lacht). Die Kirche wird sicher voller sein als sonst. Es ist keine Messe wie jede andere, aber letztlich ist sie das doch: Wenn ich in allen anderen Messen daran glaube, dass Gott der eigentlich Handelnde an uns Menschen und der Priester sein Werkzeug ist, dann ist es ja an Weihnachten auch nicht anders.
Es stimmt, bei dieser Predigt wird sicher mehr als sonst darauf geachtet, was ich sage. Aber ich glaube, dass es kritischere Momente gibt: Predigten bei einer Beerdigung zum Beispiel oder bei einer Hochzeit. Was natürlich nicht heißen soll, dass die Predigt mittelmäßig wird!
Ist Ihre Predigt schon geschrieben?
Nein. Ich schreibe Predigten nicht. Dafür hat man doch studiert und macht sich seine eigenen Gedanken. Ich versuche immer, die Texte aus den Lesungen aufzugreifen und einen roten Faden zu entwickeln. Dabei soll eine Idee auch für den Alltag entstehen. Deswegen nehme ich auch keine Vorlagen: Was von einem selber kommt, kann man am besten den Zuhörern vermitteln.
Wie feiern Sie selbst Heiligabend?
Ich werde mich auf die Messen vorbereiten und versuchen, im Laufe des Tages ein wenig Stille zu suchen. Nachmittags und abends habe ich jeweils zwei Christmetten und ein Weihnachtshochamt. Meine Mutter kommt an Heiligabend, dann essen wir gemeinsam etwas, am ersten Feiertag auch. Aber der Priester ist vor allem für andere da. An diesen Weihnachtstagen sind wir eben besonders in Dienst genommen.
Wie sieht es aus mit Weihnachtsessen, Weihnachtsbaum, Bescherung?
Das Weihnachtsessen gibt es bei mir zuhause. Eine Bescherung gibt es bei mir nicht: Ich weiß schon seit geraumer Zeit nicht mehr, was ich mir zu Weihnachten wünschen sollte. Als Vikar in Meschede kann man nur wunschlos glücklich sein (lacht herzlich).
Ich habe ein Geschenk für meine Mutter, ansonsten bekommt der Pfarrer eine Kleinigkeit. Dann ist es auch gut. Den Weihnachtsbaum habe ich mir in Bonacker geholt: Dort war ich zur Patronatsmesse, danach haben wir uns nett unterhalten – und ich habe zugesagt, dass ich mir in diesem Jahr dort den Baum holen würde.
Viele Menschen gehen nur an Weihnachten in die Kirche. Ärgert Sie das?
Ärgern nicht. Es ist ja ein Zeichen für eine gewisse Sehnsucht nach etwas Feierlichem. Schade wäre es, wenn es nur um die schöne Stimmung und ein paar Weihnachtslieder ginge.
Die könnte man auch vorm Fernseher haben. Schöner ist es natürlich, wenn man das Kirchenjahr und alle Feste mitfeiert und sich dann auf Weihnachten freut.
Für fünf Jahre als Vikar im Pastoralen Raum
Jakob Jan Küchler wurde 1990 in Wanne-Eickel geboren, dort machte er 2009 sein Abitur. Er studierte Theologie in Paderborn und Paris.
Nach dem Studium arbeitete er ein Jahr bei der Bahnhofsmission in Bielefeld und lebte in der Pfarrei St. Jodokus.
An Pfingsten 2017 wurde er in Paderborn zum Priester geweiht. Seitdem ist er Vikar im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig – voraussichtlich für fünf Jahre.
Vorwürfe, doch häufiger in die Kirche zu gehen, hört man von Ihnen nicht?
Warum sollte ich die Leute beschimpfen, die da sind? Ich habe, bevor ich zum Priester geweiht wurde, in Bielefeld in der Bahnhofsmission mit vielen Drogenabhängigen und Menschen, die aus dem Gefängnis kamen, arbeiten können.
Da habe ich die Erfahrung gemacht, es hilft doch nicht, Menschen einen Vorwurf ins Gesicht zu sagen, wenn ich mit ihnen eigentlich ein vernünftiges Gespräch führen möchte. Es ist wichtig, dass wir als Priester für die Menschen da sind, die zu uns kommen.
Stört Sie der ganze Kommerz um die Weihnachtszeit herum?
Es freut sich ja jeder über eine schön geschmückte Stadt! Für die Innenstädte ist der Umsatz doch wünschenswert. Wenn es sich aber nur darauf beschränken würde, dass es an Weihnachten um Geschenke geht und nicht mehr um das Kind in der Krippe, das uns am Kreuz erlöst, dann wäre es zu wenig. Neben der Fastenzeit ist Weihnachten eine der großen Chancen im Jahr, die Herzen für Gott zu öffnen.
Was raten Sie Gleichaltrigen, wie sie die Weihnachtstage verbringen könnten?
Die Ruhe zu suchen und von Weihnachten nicht das völlig Außergewöhnliche zu verlangen. Weihnachten sollte nicht überfrachtet werden mit Erwartungen. Denn der Streit, der über das Jahr da ist, den gibt es schließlich auch an Weihnachten noch. Aber vor dem Fest wäre bewusst die Chance zur Versöhnung. Und es ist die Gelegenheit, über die Beziehung zu Gott nachzudenken: Daraus könnte auch ein vorgezogener Neujahrsvorsatz werden!
Folgen Sie der WP Meschede auf Facebook!