Eslohe. . Der Esloher Schwalbenschiss schmeckt besser als er klingt. Die Geschichte über eine leckere Erfindung, die fast in Vergessenheit geraten ist.

  • Wer letztlich die genaue Idee hatte, kann heute niemand mehr sagen
  • Mit dem „Schwalbenschiss“ wurden am Maschinen- und Heimatmuseum Besuchergruppen begrüßt
  • Miterfinder Rudolf Franzen würde sich freuen, wenn Wirte den „Schwalbenschiss“ wieder anbieten würden

Er war eine lokale Spezialität, die Eslohe von all den anderen Orten im Sauerland unterscheiden sollte: Der „Esloher Schwalbenschiss“. Heute ist er fast in Vergessenheit geraten. Wir haben uns auf die Spur gemacht.

Lokale Besonderheit gesucht

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Es war gegen Ende der 70er-Jahre, als einige Esloher darüber grübelten, wie man für den geliebten Heimatort eine ganz eigene Spezialität kreieren könnte - gesucht wurde „ein Alleinstellungsmerkmal“, wie es heute ganz bürokratisch heißen würde. Eine lokale Besonderheit wie das „Leipziger Allerlei“, die „Wiener Würstchen“, „Nürnberger Lebkuchen“ oder „Königsberger Klopse“. Mit in der Erfinder-Runde saßen damals Rudolf Franzen als ehemaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Museumsvereins sowie Karl Biskoping, damaliger Leiter des Fremdenverkehrsamtes.

Exkremente unter Nistplätzen

„Wer letztlich die genaue Idee hatte, kann heute keiner mehr sagen. Der Schwalbenschiss ist aber auf jeden Fall eine Original Esloher Erfindung“, betont Rudolf Franzen, lacht und liefert die Namenserklärung für den Begriff „Schwalbenschiss“: „Der Name entstand aus der Tatsache, dass es früher bei uns im Dorf - und auf dem Land generell - zahllose Schwalben gab, die ihre Nester an den Häusern und Ställen bauten und in den Scheunen und Ställen rumflogen, um Mücken und andere Insekten zu fangen. Dabei fielen die Exkremente der Vögel eben unter die Nistplätze. Und so bekam man auch schon mal einen ‘Schwalbenschiss’ ab“.

Wie ein Schiffchen

Aber was ist der „Esloher Schwalbenschiss“ denn nun eigentlich genau? Das ungewöhnliche Esloher Original besteht aus einem „Pinneken“ Korn, serviert in den alten Schnapsgläsern, die es früher in jeder Kneipe gab. „Sie waren aus einfachem Pressglas, unten schmal, nach oben weiter werdend, mit rotem Eichstrich“, erklärt Franzen.

© Frank Selter

Darauf gehört eine Scheibe Plockwurst mit einem Klecks Senf in der Mitte. Und so wird er getrunken; „Man klappt die Scheibe Wurst wie ein Schiffchen zusammen, ab in den Mund damit und der Schnaps wird hinterher gekippt“, beschreibt Franzen das Ritual.

Der „Schwalbenschiss“ sei bei vielen Veranstaltungen am Maschinen- und Heimatmuseum angeboten worden, wenn Besuchergruppen da waren. Quasi als Begrüßungstrunk. Als Gudrun Schulte, heute Vorsitzende des Museumsvereins, im Jahr 1989 erstmals beim Museum tätig wurde, war der „Schwalbenschiss“ eine Selbstverständlichkeit für Gruppen. „Natürlich wurde ich damals auch damit begrüßt“, erinnert sich Schulte.

12 000 Besucher im Jahr

Leider sei der „Esloher Schwalbenschiss“ heute fast in Vergessenheit geraten. Es könnte daran liegen, dass das Museum heute mehr als 12 000 Besucher im Jahr hat. „Da kann nicht mehr jeder mit einem Schwalbenschiss begrüßt werden“, sagt Franzen.

Heimat ist gefragt

Vielleicht könne man aber den Wirten den Schwalbenschiss wieder näher bringen, schlägt Franzen vor. „Schließlich sei er eine echte Esloher Erfindung. Oder die Touristiker könnten den Spielball aufnehmen, denn Regionalität und die Heimat mit ihren Produkten und Ideen seien ja wieder gefragt.

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