Meschede. . Das Mescheder Sternenfeld auf dem Nordfriedhof wird nicht weiter genutzt. Früh- und Totgeburten werden jetzt ausschließlich in Hüsten beigesetzt.

  • Seit rund 17 Jahren gibt es das Mescheder Sternenfeld
  • 2009 war es neu gestaltet worden
  • Mit dem Ende der Geburtshilfe verwaist es

Das Mescheder Sternenfeld für Früh- und Totgeborene besteht zwar weiter. Doch Kinder Mescheder Eltern werden hier nicht mehr bestattet. Das liegt nicht nur daran, dass es in Meschede seit April keine Geburtshilfe mehr gibt.

Wer heute im Karolinenhospital in Hüsten ein „Sternenkind“ durch Früh- und Totgeburt verliert, kann es auf dem Engelfeld des dortigen Petri-Friedhofs kostenfrei bestatten lassen. Eine Beerdigung in Meschede ist nicht vorgesehen. „Eltern, die das möchten, müssten einen eigenen Bestatter hinzuziehen“, sagt Volker Koch, Geschäftsführer des Klinikums Sauerland.

Die Stele auf dem Nordfriedhof.
Die Stele auf dem Nordfriedhof. © Ute Tolksdorf

Stirbt ein Kind bei der Geburt, hat es noch geatmet und war es mehr als 1000 Gramm schwer, fällt es unter das Bestattungsgesetz. „Dann muss ein Totenschein ausgestellt werden wie bei einem Erwachsenen und das Kind muss ganz normal beerdigt werden“, erläutert Koch.

Würdevolle Bestattung

Verlieren Eltern ihr Kind in einem sehr frühen Stadium, ist dies nicht nötig. Es reicht eine würdevolle anonyme Bestattung. Meist würden die Kinder zunächst in der Pathologie untersucht, erläutert Koch. „Oft ist das für Eltern und Ärzte wichtig, um Risiken für weitere Schwangerschaften auszuschließen.“

Geschichte des Sternenfeldes

Die Gedenkstätte auf dem Nordfriedhof war im Jahr 2009 neu gestaltet und 2010 übergeben worden. Zehn Jahre zuvor schon hatte die Stadt dem Verein Trauerwelten dieses Gräberfeld zur Nutzung überlassen, um früh oder tot geborenen Kindern eine Ruhestätte zu geben und den Eltern und Familien einen Ort für ihre Trauer.

2008 hatten verschiedene Gruppen, darunter auch V ertreterinnen der Kirchen, der Selbsthilfegruppe trauernder Eltern und der Bestatter auf Einladung des St.-Walburga-Krankenhauses, zusammengefunden, um Ort und Ritual gemeinsam weiterzuentwickeln.

Die Firma Horst gestaltete das Gräberfeld unentgeltlich neu, Pater Abraham, Kunstschmied der Abtei Königsmünster, fertigte eine Grableuchte.

Die Grabstätte ist - und bleibt - auch ein Ort, an dem Kindern gedacht wird, die nicht beigesetzt werden konnten.

Anschließend würden die sterblichen Überreste im Krankenhaus gesammelt und dann gemeinsam - etwa einmal im Quartal - anonym auf dem Engelfeld in Hüsten bestattet. Dazu sind die Krankenhäuser seit 2004 in NRW verpflichtet. „Das passiert in einem würdevollen Rahmen mit einem Vertreter der christlichen Kirchen“, darauf legt Volker Koch wert. „Für uns beginnt das Leben mit der Zeugung. Das ist ein Mensch, egal wie klein er ist.“ Auch die Eltern würden informiert und könnten an der Trauerfeier teilnehmen.

Diese Kinder nun separat zu sammeln und sie auf dem Sternenfeld des Nordfriedhofs in Meschede zu beerdigen, sei von Seiten des Krankenhauses logistisch nicht möglich, sagt der Geschäftsführer. „Wir haben hier Patienten aus dem gesamten Hochsauerlandkreis.“ Wenn Eltern das wollten, müssten sie einen eigenen Bestatter hinzuziehen. Oft würden solche Kinder dann in einem Einzelgrab auf dem Friedhof oder bei den Großeltern beigesetzt.

Letzte Beisetzung im Juni

Im Juni fand auf dem Mescheder Sternenfeld die letzte Beisetzung statt. Es wird wohl kaum weitere geben. Zumindest wird das bestehende Sternenfeld nicht verwahrlosen. Stadt und St.-Walburga-Krankenhaus haben mitgeteilt, dass ihre Gärtner die Gedenkstätte weiter pflegen werden.

Kurzer Weg wäre unkomplizierter

Den unkomplizierten kurzen Weg zwischen Gynäkologie und Begräbnisstätte auf dem Mescheder Friedhof wird es aber mit dem Ende der Mescheder Geburtshilfe nicht mehr geben. „Das ist schade“, bedauert auch Angela Kloppenburg, die Sozialpädagogin leitet einen Trauergesprächskreis für Eltern, die ihr Kind durch Frühtod verloren haben. Sie weiß, der Gang zum Grab ist ein wichtiger Teil der Trauerverarbeitung. „Und da ist es unkomplizierter, wenn man nur einen kurzen Weg hat.“

Dass so ein Sternen- oder Engelfeld wichtig ist, ist auch Volker Koch bewusst: „Direkt nach dem Verlust des Kindes, stehen Eltern unter Schock. Doch viele besuchen noch Jahre später das Gräberfeld.“

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