Eslohe. . Was es mit den Esloher Igeln auf sich hat, wusste zu Lebzeiten sogar der Tierschutzprofessor Bernhard Grzimek. Er war entsetzt - zunächst.
- Spontaner Einfall wurde zur festen Übung - zunächst in kleinen Runden und bei Jagdgesellschaften
- Die früheste Variante des „Igel“-Bratens hatte einen Schönheitsfehler
- Ein denkwürdiges Kapitel in der Geschichte des Esloher „Igel-Bratens“ hat sich Anfang der 1970er-Jahre abgespielt
Ein halbes Jahrhundert ist es inzwischen her, als Metzger Hubert Schulte die „Esloher Igel“ erfunden hat.
Die heimische Spezialität mit dem ungewöhnlichen Namen hat damals sogar Tierschutzprofessor Bernhard Grzimek auf den Plan gerufen. Er hatte sich große Sorgen um das Wohl der Stacheltiere gemacht - allerdings völlig unnötig.
Spontaner Einfall wurde zur festen Übung
Es waren die jungen Kuhhirten des Sauerlandes, die in alten Zeiten das Privileg hatten, in der Glut ihrer Feuerstellen die frühesten Kartoffeln zu garen. Später war es an Lagerfeuern eine verbreitete Übung, auf diese Weise im Freien die „Erdäpfel“ zu braten. Vor einem halben Jahrhundert kam dem Esloher Fleischermeister Hubert Schulte (1923-2009) hierbei eine folgenreiche Idee: Er legte vor seiner Jagdhütte neben den Kartoffeln auch eingepackte Hackfleisch-Bällchen mit in die Glut. Das schmeckte allen sehr gut. Deshalb wurde der spontane Einfall fortan zur festen Übung, zunächst in kleinen Runden und bei Jagdgesellschaften.
Erste Anfrage von Vereinen
Die neue Spezialität erhielt – passend zur länglichen Form – den Namen „Igel“. Weil sie im privaten Kreis so viel Anklang fand, stand schon bald fest: „Das bieten wir auch im Laden an!“ Die ersten Anfragen kamen aus dem Vereinswesen. 1967 war die reaktivierte Esloher Abteilung des SGV damit beschäftigt, das noch heute bestehende Wanderwegenetz neu zu entwerfen und mit Wegweisern zu versehen. Bei den Geselligkeiten nach getaner Arbeit kamen „Igel“ von Hubert Schulte in die Feuersglut.
Die Grundrezeptur (Mett, Brot, Eier, Zwiebel) hatte der Handwerksmeister zu diesem Zeitpunkt schon in jener Weise verfeinert, die noch heute den großen Erfolg seiner Erfindung ausmacht. Nach einigen Jahren bot sein Betrieb für Feierlichkeiten auch „Igel“ an, die bereits im Ofen der Metzgerei durchgebraten waren. Die ursprüngliche Weise des Garens in Holzfeuerglut blieb allerdings weiterhin beliebt.
Kleiner Schönheitsfehler
Die früheste Variante des „Igel“-Bratens hatte allerdings einen Schönheitsfehler: Die Masse war nur in ein „Säckchen“ aus Pergamentpapier-Lagen eingehüllt. Deshalb bildete sich in der Glut rundherum eine verkohlte Kruste, die vor dem Essen erst ganz entfernt werden musste. Erst seitdem die „Igel“ in feuerfeste Folie eingepackt werden, lassen sie sich als saftiger Braten samt Kruste genießen.
Ein denkwürdiges Kapitel in der Geschichte des Esloher „Igel-Bratens“ hat sich Anfang der 1970er-Jahre abgespielt. Handwerksmeister Hubertus Schulte jun. (geb. 1958), der Sohn des Erfinders der Spezialität, erinnert sich daran folgendermaßen: „Als ich etwa 14 Jahre alt war, kamen Mitarbeiter des WDR ins Dorf, um mit der Ersten Mannschaft des BCE Fußball zu spielen. Nachher gab es bei Wiethoffs Hütte nicht nur ein Tontaubenschießen, sondern auch ein ‘Igel’-Essen am Lagerfeuer.“ Die WDR-Leute seien neugierig gewesen. Sie wollten mehr wissen über den Braten aus der Glut. „Sie glaubten tatsächlich, wir würden richtige Igel backen“, so Schulte.
Dick aufgetragenes Jägerlatein
Diese Leichtgläubigkeit reizte Hubert Schulte sen. (geb. 1923) dazu, die Fragen der Medienmacher mit ernster Miene und dick aufgetragenem Jägerlatein zu beantworten. Er erklärte in der Runde sinngemäß: „Wegen der großen Nachfrage brauchen wir einen ganzen Schwung Spürhunde. Die haben wir eigens für die Igel-Jagd dressiert. Nachts lassen wir die Hunde los, und morgens legen sie ihre Beute vor unserer Wurstküche ab.“
Die WDR-Mitarbeiter waren so empört, dass sie den berühmten Forscher und Tierschützer Prof. Bernhard Grzimek informierten. Bald darauf ließ das Büro von Prof. Grzimek im Esloher Amtshaus nachfragen, was es denn mit dem Erlegen und Essen der Stacheltiere auf sich habe. Erst jetzt konnte aufgeklärt werden, dass die Berichte auf einem launigen Scherz beruhten. Und in der Zeitung stand später: „Jetzt kennt auch Professor Grzimek den Esloher Igelbraten!“
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