Freienohl. . Die Turmuhr in Freienohl wird 125 Jahre alt. Ein genialer Einfall sorgt dafür, dass sie sich am Wochenende automatisch umstellt.

  • Die Turmuhr in Freienohl wird 125 Jahre alt
  • Durch einen genialen Einfall stellt sie sich am Wochenende automatisch um
  • Das Pendel wird bei der Umstellung auf die Winterzeit computergesteuert um eine Stunde lang angehalten

Das Turmuhrwerk der Freienohler St.-Nikolaus-Pfarrkirche feiert in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag. Die bewährte Mechanik, mit vielen ineinander greifenden Zahnrädern, zeigt der Bevölkerung seitdem immer die richtige Zeit an. Bei genauerer Betrachtung des Uhrwerks ist eine faszinierende Technik der ineinandergreifenden Zahnräder zu sehen.

Automatische Umstellung

Markus Klauke war bis zu seinem Tod im Frühjahr dieses Jahres für die Wartung der Turmuhr verantwortlich und hatte für diese komplexe Technik eine automatische Zeitumstellung entwickelt. So erfolgt die Umstellung von der Sommerzeit auf die Winterzeit in diesem Jahr nach einer längeren Erprobung voll automatisch. Das historische Uhrwerk aus dem Jahre 1892 wurde dabei nicht verändert.

In der Nacht zum Sonntag werden die Zeiger eine Stunde angehalten.
In der Nacht zum Sonntag werden die Zeiger eine Stunde angehalten. © Stefan Pieper

Früher war die Winterzeitumstellung mit etwas Arbeit verbunden. Der Kirchturm musste zweimal bestiegen werden. Beim ersten Mal wurde das Pendel angehalten und beim zweiten Mal, nach exakt einer Stunde, wieder in Gang gesetzt. Alle Zahnräder standen so für eine Stunde still.

Auch über das Jahr musste die Uhr nachgeregelt werden, damit sie möglichst genau ging. Hierbei kam Markus Klauke ein genialer Einfall. Mittels einer Mikroprozessor-Steuerung wird das Pendel bei einer zu großen Gangungenauigkeit magnetisch angehalten.

Hierzu wird der Zeitpunkt des Viertelstundenschlags mit Hilfe eines Sensors erfasst und mit der eingebauten Echtzeituhr des „kleinen“ Computers verglichen. Geht die Turmuhr zu schnell, wird sie kurz gestoppt. Dieses geschieht immer zur vollen Stunde. Aufgrund der von Markus Klauke vorgenommen Programmierung wird das Pendel bei der Umstellung auf die Winterzeit nun computergesteuert eine Stunde lang angehalten.

Elf Stunden lang pausieren

Für die Umstellung auf die Sommerzeit muss die Uhr sogar elf Stunden lang pausieren. Somit bleibt der Weg auf den Kirchturm nur noch für die Wartung des riesigen Uhrwerks erforderlich. Das Betreuen der Kirchturmuhr erfolgt mittlerweile ehrenamtlich. Die Arbeit von Markus Klauke wird von seinem Bruder Roland sowie von Cornelia Schulte weitergeführt. Die beiden freuen sich aber über weitere Mitstreiter.

So soll nun auch in Kürze zum Schutz des Uhrwerks die umgebende Einhausung saniert werden. Damit soll sichergestellt werden, dass auch zukünftig am Kirchturm die richtige Uhrzeit angezeigt wird.

>>> Hintergrund: Bis 1965 mit der Handkurbel

Hergestellt wurde das Uhrwerk in der Turmuhren-Fabrik J.F. Weule in Bockenem.

In der Freienohler Kirchenchronik ist zu lesen, dass die Uhr damals 1250 Mark gekostet hat. Als weitere Informationen sind dort angegeben: „Aufzug nach 30 Stunden, schlägt vier Viertel und volle Stunde. 20 Jahre Garantie.“

Der damalige Uhrmacher Veische erhielt für das Aufziehen, Einölen und Regulieren der Uhr jährlich 45 Mark, beschloss der Kirchenvorstand im Jahre 1892.

1965 erhielt die Turmuhr einen Elektromotor, der sie alle zwölf Stunden aufzieht. Bis dahin wurde sie auf Kosten der politischen Gemeinde mit einer Handkurbel aufgezogen.

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