Bestwig. . Immer wieder muss die Polizei Demenzkranke suchen, die weggelaufen sind. Beim Weltalzheimertag ist das eines der Themen.

  • Immer wieder muss die Polizei Demenzkranke suchen, die weggelaufen sind.
  • Die Betroffenen haben einen Tunnelblick. Sie können nicht umdrehen, selbst wenn sie merken, dass sie falsch sind.
  • Beim Weltalzheimertag informieren verschiedene Vorträge zum Thema.

Was kann man tun, wenn der Opa daheim plötzlich alles stehen und liegen lässt und sich orientierungslos auf den Weg macht? Für Angehörige von Demenzkranken ist das ein Szenario, das jederzeit eintreten kann - und es wird am Donnerstag (21.9.) eines der Themen bei einer Infoveranstaltung sein, die anlässlich des Weltalzheimertags im Berufskolleg Bergkloster Bestwig stattfindet. Veranstalter ist die Alzheimer-Gesellschaft HSK.

Deren Zweiter Vorsitzender, Georg Fuhs, erklärt, wo die Probleme liegen: „Dass Leute einfach weglaufen, passiert immer wieder. Sie haben einen ziemlich großen Bewegungsdrang.“ Altenheime seien darauf vorbereitet, Privatleute allerdings nicht. „Zum Beispiel ist mal jemand weggelaufen und hat sich in einer Pension einfach in ein Bett gelegt“, berichtet Fuhs. Dort sei die Person dann erst von dem eigentlichen Gast gefunden worden. Andere allerdings bleiben noch länger verschwunden.

Ein erstes Anzeichen

Aber wie deutet sich so etwas an: Ein erstes Anzeichen für Demenz sei, dass sich der Betroffene immer weiter zurückzieht. Fuhs: „Es ist den Erkrankten peinlich, Namen zu vergessen, sich nicht mehr orientieren oder einfache Dinge nicht mehr bewältigen zu können.“ Diese unangenehmen Momente versuchten sie dann zu vertuschen. „Demenzkranke nutzen Ausreden“, sagt Fuhs. Je intelligenter die Erkrankten seien, desto kreativer seien auch die Ausreden.

Kein „reales Ziel“

„Für Angehörige ist es schwierig, mit der Situation umzugehen“, sagt Fuhs. Wenn sich jemand die Arme gebrochen habe, wisse man, dass man helfen könne, indem man demjenigen die Tasche trage. „Für den Umgang mit Demenzkranken haben wir keine intuitiven Verhaltensmuster.“ Die meisten Demenzkranken, die sich auf den Weg machen, hätten kein reales Ziel vor Augen. „Sie denken zum Beispiel an einen Ort von vor 30 Jahren zurück, den es teilweise gar nicht mehr gibt. Die Betroffenen haben einen Tunnelblick. Sie können nicht umdrehen, selbst wenn sie merken, dass sie falsch sind. Manche werden dann eher noch schneller.“

Darüber, wie oft in der Region Alzheimerkranke weglaufen, gibt es keine Statistik, da es sich nicht um Straftaten handelt. Fuhs spricht von „mehreren Fällen im Monat“.

Ist den Angehörigen bekannt, dass der Kranke zu „Ausflügen“ neigt, können sie bestimmte Vorkehrungen treffen, wie Georg Fuhs erklärt: „Es hilft bei Suchaktionen, wenn Angehörige jeden Morgen vorsorglich aufschreiben, welche Kleidung der Betroffene trägt.“ Und: „Wenn jemand weggelaufen ist, auf jeden Fall sofort die Polizei rufen. Mit jeder weiteren Stunde verdoppelt sich die Fläche, auf der man suchen muss.“

Polizei mit Fingerspitzengefühl

Kriminalhauptkommissar Oliver Milhoff hat häufiger mit Demenzkranken zu tun und beschreibt drei mögliche Szenarien: Eine verwirrte Person wird gefunden und die Wohnung oder Angehörige müssen ausfindig gemacht werden. Die zweite Situation: Ein Person wird als vermisst gemeldet und muss gesucht werden. Der dritte Fall seien notorische Anrufer. „Leute melden sich und sagen zum Beispiel, dass sie Geräusche aus der Steckdose hören.“

Im Einsatz bei der Personensuche müsse die Polizei mit Fingerspitzengefühl vorgehen. „Die Kollegen müssen sich in die Gefühlswelt begeben“, sagt Milhoff. Soll heißen: Der Betroffene muss beschwichtigt und überzeugt werden, mit in den Streifenwagen zu kommen. Für die Arbeit mit Dementen gebe es keine speziellen Schulungen.

Einsätze können durchaus auch mehrere Tage dauern. „Je nach Waldgebiet kommt dann auch ein Hubschrauber zum Einsatz.“ Schwieriger werde es noch, wenn der „Ausreißer“ ein Fahrzeug nutzt. Milhoff kann sich noch an einen Fall von vor ein paar Jahren erinnern: „Eine Person hat sich in den Bus gesetzt und ist bis zur Endstelle gefahren. Da ist sie dem Fahrer aufgefallen, der uns verständigt hat. Die Person hatte kein konkretes Ziel, sondern wollte einfach nur Busfahren.“

Auch Andreas Schulte von der Feuerwehr Bestwig wird beim Alzheimertag auf dem Podium sitzen. Als Feuerwehrmann hatte er eine Suchaktion nach einem Demenzkranken zuletzt vor mehr als zehn Jahren. „Wir werden in höchster Not dazu gerufen“, sagt Schulte. In der Regel gehe es darum, die Suchmannschaft der Polizei personell zu unterstützen.

>>> Vorträge zum Thema Demenz

Die Alzheimer-Gesellschaft lädt für Donnerstag, 21. September (9 bis 12 Uhr), zu einer Informationsveranstaltung anlässlich des Weltalzheimertages ins Berufskolleg Bergkloster Bestwig ein.

Folgende Vorträge sind geplant:

  • 09.45 Uhr „Wie erkenne ich Demenz?“
  • 10.15 Uhr Erfahrungen und Erlebnisse mit Betroffenen
  • 11 Uhr „Seniorenwohnen im Park“, Ein Zuhause für Demenzerkrankte
  • 11.15 Uhr Suchaktionen von Betroffenen mit Vertretern der Polizei und Feuerwehr

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