Schmallenberg. Martin Kotthoff löste vor 18 Jahren seinen Hausstand auf und wanderte nach Südafrika aus. 13 Monate brauchte er jetzt bis nach Schmallenberg.

  • Vor 18 Jahren wanderte Martin Kotthoff nach Südafrika aus
  • Mit seiner Frau Christin bereist er seitdem die Welt
  • Jetzt war er in seiner alten Heimat zu Besuch

Mit 45 Jahren hörte Martin Kotthoff auf zu arbeiten, er baute sich eine neue Heimat in Südafrika auf und bereist seitdem die Welt. Gerade ist der gebürtige Schmallenberger für zwei Wochen zurück in seiner alten Heimat. Für die Anreise von Kapstadt über Zentral- und Westafrika nahmen er und seine Frau Christin sich 13 Monate Zeit. Ihr umgebauter Toyota Land Cruiser mit australischem Nummernschild und Aufkleber aus dem Kongo war Blickfang auf der Weststraße.

Auswanderung in warme Gegend

„Ich habe hier Familie und Freunde, zu denen ich seit nunmehr 18 Jahren Kontakt halte. Deshalb komme ich immer wieder gerne hier hin zurück, obwohl für mich früh klar war, dass ich eines Tages in eine wärmere Gegend auswandern würde“, sagt der Weltreisende.

Dass es schließlich Afrika werden würde, ahnte er damals nicht. In den 80er-Jahren sah er sich zunächst Kalifornien an, dann Australien und Neuseeland. Klar wurde ihm dort, dass er gern in einer lebendigen Großstadt wohnen würde. So buchte er als nächstes einen Flug nach Südafrika.

Das erste Interesse am afrikanischen Kontinent habe er als Zehnjähriger im Lichtspielhaus Habbel gespürt, wo er die in Tansania spielende Tierfängerepisode„Hatari!“ sah. „2,30 DM hat die Vorführung gekostet, Geld, das ich mir von verschiedenen Leuten geliehen hatte. Die Faszination Afrika hat mich nicht mehr losgelassen.“

Auch die Tierwelt fasziniert Christin Kotthoff.
Auch die Tierwelt fasziniert Christin Kotthoff. © Privat

Liebe auf den zweiten Blick

35 Jahre später war es dann aber doch erst Liebe auf den zweiten Blick. „An meinem ersten Tag in Kapstadt war es heiß und extrem windig. Kein Mensch war auf der Straße, Plastiktüten wirbelten durch die Luft. Ich dachte noch, hier kannst du nicht bleiben, so verschlafen wie das ist. Am nächsten Tag war es windstill und ich wurde von Straßenlärm geweckt. Da lernte ich, dass die Südafrikaner bei starkem Wind nicht rausgehen“, sagt Kotthoff.

Christin Kotthoff in Uganda am Äquator.
Christin Kotthoff in Uganda am Äquator. © Privat

Ab da dauerte es noch einmal zehn Jahre, bis er bei einem der weiteren Besuche - und eigentlich auf der Suche nach einer Mietwohnung – ein Haus kaufte. 1999 belud er einen Container in Schmallenberg mit seinem Hab und Gut und beendete parallel seine Tätigkeit als Wirtschaftsberater „Diese war die letzten 20 Jahre gut gelaufen, so dass ich meinen Traum, nicht mehr zu arbeiten und die Welt zu erleben, verwirklichen konnte“, sagt er und freut sich immer noch darüber.

Auf den Nebenstrecken

Seitdem reist er um die Welt. Wo es ihm und seiner Frau gefällt, bleiben sie einfach länger. „Wir entscheiden uns oft für die Nebenstrecken, nutzen den Vierradantrieb unseres Toyotas, um Gebiete zu erkunden, wo wenige bis keine Reisende hinkommen. Da sind die Landschaft und die Tierwelt oft atemberaubend schön“, sagt er.

Mit Beduinen in der Wüste.
Mit Beduinen in der Wüste. © Privat

Wenn sich aber nicht mal Einheimische dort aufhalten, kann sich schnell ein beklemmendes Gefühl einstellen, wenn im Nationalpark das Fahrwerk abreißt und die nächste Stadt 1600 Kilometer entfernt ist. Auch bei den vielen Straßensperren heißt es Ruhe bewahren, um so mit Verhandlungsgeschick um die Zahlung von Bestechungsgeldern herumzukommen.

Viele Gründe, um zu reisen

Doch die positiven Erlebnisse überwiegen deutlich: Die faszinierenden Geräusche der Tiere im Regenwald, die einen nachts nicht schlafen lassen. Der Austausch mit interessanten Menschen, deren Wege sie kreuzen. Die Freundlichkeit der Einheimischen, von denen Kotthoffs bei einem Straßenfest empfangen wurden wie der eigentlich erwartete Bürgermeister.

Martin Kotthoff bei einer seiner vorherigen Reisen. Hier sprüht er ein Desinfektionsmittel auf die frische Wunde eines kleinen Mursi im Südwesten Äthiopiens.
Martin Kotthoff bei einer seiner vorherigen Reisen. Hier sprüht er ein Desinfektionsmittel auf die frische Wunde eines kleinen Mursi im Südwesten Äthiopiens. © Privat

Für die Kotthoffs gibt es viele Gründe zu reisen. Nächstes Ziel: Südamerika. Ihren Toyota verschiffen sie dafür nach Montevideo, Uruguay, von da aus geht es weiter in Richtung Feuerland und dann langsam hoch bis nach Alaska. „Zwei bis drei Jahre“, schätzt er, wird das wohl dauern. Und danach? Mal sehen. Vielleicht nach Asien und von da aus zurück nach Südafrika. Dass der Toyota das mitmacht, daran hat er keine Zweifel.

>>>HINTERGRUND

13 Monate reisten die Kotthoffs durch Zentral- und Westafrika: Angefangen in Südafrika, über Namibia, Angola, Demokratische Republik Kongo, Kongo/ Brazzaville, Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Tschad, Nigeria, Benin, Togo, Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Westsahara bis nach Marokko.

Über ihre Reisen quer durch die Welt berichten Martin und Christin Kotthoff auf ihrem Blog

Folgen Sie der WP Schmallenberg auf Facebook.