Meschede. . Politiker klingeln an Haustüren und werben um Stimmen. Auch im HSK sind sie unterwegs - über einen Trend.

  • Kandidaten setzen zunehmend auf Wahlkampf an den Haustüren
  • Vor allem die großen Parteien CDU und SPD sind hier aktiv
  • Präsident Barack Obama hat es 2012 erfolgreich vorgemacht

Wie erreichen Politiker ihre Wählerinnen und Wähler? An der Haustür. Es ist ein Trend, auf den Kandidaten im Wahlkampf zunehmend setzen: Sie klappern ganze Straßenzüge ab und versuchen die Bewohner im direkten Gespräch zu überzeugen. Auch im Hochsauerlandkreis klingeln Politiker an den Türen. Vor allem die großen Parteien CDU und SPD sind hier aktiv.

Entstehung

Der Wahlkampf an der Haustür gilt eigentlich als alter Hut. Er stammt aus einer Zeit, bevor sich Politiker über die Massenmedien an die Bevölkerung wenden konnten. Richtig tot war dieses Instrument in der Zeit danach nie, allerdings auch nicht mehr wirklich lebendig. 2012 setzt der spätere US-Präsident Barack Obama massiv auf diesen Klassiker - erfolgreich.

2013 klingelt die SPD im Bundestagswahlkampf an den Haustüren und will Millionen von Unentschlossenen für sich überzeugen - mit mäßigem Ergebnis. 2017 gewinnt die CDU die Landtagswahl im Saarland - als Schlüssel zum Erfolg gilt der Wahlkampf an 75 000 Haustüren. Seitdem liegt diese Form des Wahlkampfs im Trend.

Wo wird geklingelt?

Die Wahrscheinlichkeit, gerade in einer unpässlichen Situation aufgeschreckt zu werden, und dann einem Kandidaten gegenüberzustehen - sie ist da, aber sie ist gering. Zielgruppe sind unentschlossene Wählerinnen und Wähler, die einer Partei nahe stehen.

Dirk Wiese von der SPD ist gemeinsam mit Vertretern der Stadtverbände und Ortsvereine an den Haustüren unterwegs, er gibt dabei die Devise aus: „Ihr entscheidet, wo wir hingehen.“ Patrick Sensburg von der CDU erklärt offiziell: „Ich besuche immer einen Ortsteil und dann gehe ich von Tür zu Tür. Dabei wird nicht ausgewählt, sondern ich möchte mit möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.“

Gespräche im Garten und an der Haustür: Der SPD-Bundestagskandidat Dirk Wiese hier bei einer Unterhaltung während des Wahlkampfes in Silbach.
Gespräche im Garten und an der Haustür: Der SPD-Bundestagskandidat Dirk Wiese hier bei einer Unterhaltung während des Wahlkampfes in Silbach.

4500 Haushalte im HSK will er bislang besucht haben. Eine gewisse Strategie gibt es auch hier: Nach der erfolgreichen Wahl im Saarland bekannte der Generalsekretär seiner Partei in Berlin, dass die Wahlkämpfer nicht irgendwo geklingelt hätten, sondern nach einer Wahlkreisanalyse gezielt CDU-nahe Wähler ermittelt worden seien.

Die Themen

Sorgen um Rente, Debatten um die Steuerpolitik - diese Themen hat Dirk Wiese verstärkt wahrgenommen. Jüngere wünschen sich nach seinen Angaben bessere Verbindungen mit Bus und Bahn, vor allem wenn sie kein Auto hätten. Laut Sensburg spielt die Innere Sicherheit eine große Rolle, aber auch die Außenpolitik von Trump über die Türkei bis hin zur Zukunft der Europäischen Union. „Hier machen sich viele Menschen Sorgen“, erklärt er. Schnelles Internet werde auch immer wieder gefordert.

Die Dauer

Höchst unterschiedlich. Von 30 Sekunden bis zu einer halben Stunde verbringt Wiese an einer Haustür. Sein Mitbewerber Sensburg hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Mal geht es sehr schnell und manchmal kommt man auch länger ins Gespräch und notiert sich mehrere Themen und gibt später Rückmeldung.“ Noch keinem Kandidaten ist die Tür nach eigenen Angaben vor der Nase zugeschlagen worden. „Im Gegenteil, einmal sind wir spontan zum Kaffee eingeladen worden, weil es regnete“, so Wiese.

Die Bedeutung

Für die Wahlkämpfer ist das Abklappern an den Haustüren ein Baustein. Für Dirk Wiese fügt es sich ein in seine alltägliche Arbeit: Er unternimmt regelmäßige Dorfspaziergänge, er bietet der Bevölkerung ein Gespräch daheim bei Kuchen an, wenn im Gegenzug der Kaffee gekocht wird. Bei allen Terminen gleich wichtig sei der Kontakt, das persönliche Gespräch.

Für Sensburg ermöglichen die Besuche „einen ganz persönlichen Dialog mit Menschen, die vielleicht nicht zu einer Parteiveranstaltung kommen würden. Sie zeigen mir auch, welche Themen bei den Menschen wirklich wichtig sind.“ Auch er absolviert zwischen den Wahljahren immer mal wieder Hausbesuche in einzelnen Ortschaften.

Die anderen Parteien

Auch FDP und Grüne setzen auf Hausbesuche, haben aber anders als die beiden großen Parteien weniger Mitglieder und damit weniger organisierte Unterstützung vor Ort.

Für die Grünen berichtete Geschäftsführer Jan Ovelgönne: „Wir haben mit der persönlichen Kontaktaufnahme mit den Wählern schon im vergangenen Landtagswahlkampf sehr positive Erfahrungen gemacht - auch wenn sich dies leider nicht im Ergebnis gespiegelt hat. Dennoch halten wir daran fest, weil der persönliche Kontakt die Politik greifbarer macht.“ Kandidatin Annika Neumeister werde im gesamten Wahlkreis unterwegs sein.

FDP-Bewerber Carlo Cronenberg klappert ebenfalls Haustüren ab, zum Teil ist er mit dem Fahrrad im Hochsauerlandkreis unterwegs.

Linkspartei und AfD antworteten nicht auf die Nachfragen dieser Zeitung.

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