Meschede. . Der Hennesee gehört zum Revier des Bezirksdienstbeamten Werner Hengesbach. Er ist aber auch noch in einer ganz anderen Funktion am See tätig.
- Der Bezirksdienstbeamte Werner Hengesbach ist fast 43 Jahre bei der Polizei und genau seit 37 Jahren bei der Polizeiwache Meschede
- „In den 80er-Jahren war es in Meschede deutlich unruhiger als heute“, sagt er
- Rund 80 Prozent seiner Zeit verbringt er auf der Straße, 20 Prozent am Schreibtisch
Der See als Tatort - das ist Werner Hengesbach noch nicht untergekommen. Der Bezirksdienstbeamte ist fast 43 Jahre bei der Polizei und genau seit 37 Jahren bei der Polizeiwache Meschede. Der Hennesee ist sein Revier. Er betrachtet ihn auch als DLRGler mit besonderen Augen. Mit ihm treffen wir uns zum See-Gespräch.
Als Rettungsschwimmer kennen Sie den See seit rund 40 Jahren. Was denken Sie jetzt über die neuen Entwicklungen: die Veränderungen durch die Regionale und den Bau des H1.
Werner Hengesbach: Ich finde das toll, ich habe immer schon gedacht, der See wird eigentlich viel zu wenig genutzt. Als ich vor rund 25 Jahren meinen Dienst bei der DLRG-Wache getan habe, da habe ich mir überlegt, dass man genau dort, wo jetzt das H1 entsteht, ein Lokal bauen müsste (lacht). Aber das wäre lange undenkbar gewesen. Erst seit 1974 gibt es die heutige Badestelle. Der Ruhrtalsperrenverein als Vorgänger des Ruhrverbandes war dahingehend lange eher ablehnend.
Polizeiliche Einsätze am Hennesee, gab es die mal?
Ich kann mich an keinen Nennenswerten erinnern. Klar waren wir bei den Badebucht-Partys. Vor zehn Jahren waren da noch rund 600 Jugendliche. In diesem Jahr haben wir sie gezählt: Es waren nur noch 121. Eigentlich ist das schade. Aber man muss sagen, das haben ein paar Randalierer kaputt gemacht. Sonst habe ich schon mal Schwarzangler kontrolliert oder Leute, die im Stauraum des Sees ihr Auto geparkt haben. Diese Ordnungswidrigkeit kann allerdings schnell zur Straftat werden, wenn hier im Wasserschutzgebiet Öl ausläuft.
Und sonst? Wie hat sich die Arbeit bei der Polizei für Sie verändert?
Verändert haben sich vor allem Arbeitsabläufe. Manches ist durch den Computer einfacher geworden. Auch die Menschen haben sich verändert. In den 80er-Jahren war es in Meschede deutlich unruhiger als heute. Da war es an der Tagesordnung, dass am späten Nachmittag linke und rechte Szene aufeinander losgingen. Da konnte ich verstehen, wenn Bürger gesagt haben, ich habe Angst abends dazwischen zu geraten.
Die letzten Massenschlägereien und die Sache mit der Messerattacke finden Sie nicht beunruhigend?
Doch, allerdings waren das doch alles Menschen, die sich untereinander kannten. Unbeteiligte sind da nicht betroffen gewesen. Auch wenn das gerade in den sozialen Medien schon mal anders dargestellt wird. Man muss das Gesamtbild sehen, und da leben wir in Meschede relativ sicher. Was man sagen muss, ist, dass der Respekt gegenüber der Polizei abgenommen hat. Heute heißt es schon mal: „Was willst du, Alter?!“ Dann muss ich klarmachen, dass ich nicht hier bin, um sie zu ärgern, sondern um meiner Aufgabe gerecht zu werden. Grundsätzlich sind unsere Straßen auch nachts noch sicher. Und ich würde mir wünschen, dass nicht weniger, sondern mehr Leute dann auch zu Fuß unterwegs wären.
Sie sind Mescheder, sie kennen viele schon seit Kindesbeinen privat oder später dienstlich, ist das nicht manchmal schwer zu trennen?
Ich habe von Anfang an deutlich gemacht, dass ich einen Auftrag zu erfüllen habe und dass ich nicht ein Auge zudrücken werde, weil ich mein Gegenüber seit Jahren kenne. Doch wenn Feierabend ist, dann lasse ich den Dienst in der Wache. Das hat all’ die Jahre gut geklappt. Aber natürlich gibt es Mescheder, deren Werdegang ich seit Jahren verfolge. Ich habe da zwei Jungs im Auge, wo schon früh klar war, dass es schwierig wird. Es ist schade, wenn sich das dann bewahrheitet und alle Gespräche nichts fruchten. Das lag da auch ganz klar am Versagen der Eltern.
Haben Sie persönlich schon mal brenzlige Situationen erlebt?
Als junger Polizist im „heißen Herbst 1977“ im Einsatz bei einer Groß-Demonstration in Kalkar. Wir waren vorher alle noch befördert worden, damit unsere Familien versorgt waren, falls uns etwas zustieß. 500 Demonstranten hatten zehn Polizisten auf einem Parkplatz abgedrängt. Ich habe gedacht: „Die wollen uns lynchen.“ Letztlich reichte dann doch die Drohung, von der Waffe Gebrauch zu machen. Mich haben gerade die Bilder von Hamburg an die Zeit erinnert. Später hatten wir mal eine Einbruchserie in der Jahnstraße. Da hat der Einbrecher auf uns geschossen und natürlich gibt es viele gefährliche Situationen bei Verkehrsunfälle, bei denen Autofahrer fast in die Unfallaufnahme rasen.
Und trotzdem sind Sie mit Begeisterung Polizist?
Ja, ich habe noch keinen Tag bereut. Wie im Einsatz für die DLRG, kann man Menschen helfen. Das ist doch schön, wenn die Leute sagen, „Das ist unser Schutzmann“.
Zu 80 Prozent auf der Straße unterwegs
Werner Hengesbach ist seit 1995 Bezirksbeamter der Polizeiwache Meschede. Er ist zuständig für rund 10 000 Bürger: für den Mescheder Norden und für die Orte rund um den Hennesee, für Remblinghausen, Erflinghausen, Schüren, Mülsborn, Immenhausen, Enkhausen und Berghausen.
Rund 80 Prozent seiner Zeit verbringt er auf der Straße, 20 Prozent am Schreibtisch.
Als 22-Jähriger kam der gebürtige Mescheder nach Jahren der Ausbildung in Stukenbrock, Bonn und Dortmund zurück in die Kreisstadt.
Der 59-Jährige ist verheiratet und lebt im Mescheder Norden. Er ist seit 43 Jahren Mitglied in der DLRG. In der Saison 1970/71 übernahm er als 13-Jähriger das erste Mal Dienst an der Wachstation. 18 Jahre war er später technischer Leiter der DLRG und 18 Jahre ihr Vorsitzender. Heute ist er noch Geschäftsführer.
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