Meschede. . Die Landebahn zwischen den Sauerländer Bergen ist bei Piloten beliebt. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen.
„November 5 3 Lima Mike bereit zum Start“, dröhnt es aus dem Funkgerät. Sarkis Güllükoglu nimmt das Sprechteil und klickt zwei mal schnell auf einen Knopf. „Das heißt, ich habe verstanden“, erklärt er. Der 64-Jährige notiert sich den Zeitpunkt in einer Tabelle und sieht dann zu, wie das kleine bunte Sportflugzeug auf die Startbahn rollt.
Alltag am Flugplatz Meschede-Schüren. Güllükoglu, den hier alle nur beim Vornamen nennen, ist hauptamtlicher Flugleiter und hat ein Auge über die startenden und landenden Maschinen. Bei gutem Wetter sind es bis zu 60 am Tag, insbesondere am Wochenende. Güllükoglu stellt klar: „Wir geben nur Infos, keine Start- oder Landeerlaubnis.“ Gleichwohl sind die Piloten gut beraten, auf die Hinweise vom Boden zu achten. „Beim Funken geht es nur um das Nötigste, um die Frequenzen nicht zu blockieren“, erklärt er. „Wir dürfen also kein dummes Zeug reden.“
Der kleine Flugplatz zwischen den Sauerländer Bergen ist jede Woche - außer montags - von 10 bis 20 Uhr geöffnet. In diesem Zeitraum ist immer ein Flugleiter anwesend. Neben dem Hauptamtlichen gibt es noch zehn Ehrenamtliche, die den Dienst an den Wochenenden übernehmen.
Viele Piloten, die hier ihre Flugzeuge geparkt haben, machen am dann Ausflüge zu anderen Plätzen, zum Beispiel zum Kaffeetrinken nach Norderney. Innerhalb von anderthalb Stunden vom Sauerland auf die ostfriesischen Inseln, das geht nur mit dem Flugzeug.
Fluglotse und Gastronom
Es kommen auch Piloten aus den anderen europäischen Ländern angeschwebt, wie zum Beispiel den Niederlanden, Dänemark oder Schottland. Vor dem Start melden diese Piloten ihren Flug bei der Flugsicherung an. Nach der Landung müssen sie ihren Flugplan „schließen“. Güllükoglu erzählt: „Manchmal ruft die Flugsicherung hier an und fragt, ob eine Maschine bereits eingetroffen ist. Wenn ich das nach 30 Minuten nicht bestätigen kann, schicken die einen Hubschrauber los, um das Flugzeug zu suchen.“ Das habe er aber, seit er dabei ist, noch nie erlebt.
Güllükoglu kam 2012 als Pächter des Restaurants zum Flugplatz. Die Gastronomie „Wolkenstürmer“ führt er bis heute. Später kam die Flugleiter-Tätigkeit hinzu. „Wenn die Gaststätte zu ist, landet hier auch keiner“, sagt er lächelnd. Deshalb sitzt er auch meistens mit seinen Unterlagen und dem Funkgerät an den großen Fenstern des Restaurants statt im Tower. „Hier kann ich mich gleichzeitig um Gäste kümmern und habe einen guten Blick aufs Rollfeld.“ Wenn aber ein Funkspruch kommt, müssen die Gäste mal kurz auf ihr Essen warten.
Ortswechsel in den Hangar. „Eigentlich müssten wir hier mal anbauen, es wird langsam eng“, sagt Johannes Georg Brunert, Geschäftsführer des Flugplatzes und lässt seinen Blick über die aufgereihten Flugzeuge schweifen. Manche warten schon länger auf ihre Besitzer. „Wenn wir clever parken, bekommen wir in unseren drei Hallen 30 bis 40 Maschinen unter.“
Zweimal die Woche in die Luft
In einer kreisförmigen Halle stehen sieben Flugzeuge auf einem etwa zehn Meter breiten Drehteller. Je nachdem, welcher Flieger aus der Halle geholt wird, kann er nach vorn zum Tor rotiert werden. Ein gelbes Flugzeug ist eine original erhaltene Maschine der US-Lufttruppen, in der in den Dreißiger Jahren Soldaten das Fliegen lernten.
An dem Flugplatz tummeln sich neben Ausflüglern, die etwa die Hälfte der Starts und Landungen ausmachen, auch Flugschüler und Kunstflieger. Maxi Schauerte vom Acro-Team Meschede fliegt so oft wie möglich: „Ich bin eigentlich jeden Mittwoch und wenn es geht auch am Wochenende hier.“ Der 24-Jährige hat seinen ersten Flug in einem Segelflugzeug gemacht - damals war er gerade mal 13 Jahre alt. „Ich hatte eine Sondergenehmigung. Ab 14 Jahren darf man regulär allein segelfliegen.“
Das bunte Flugzeug teilt er sich mit drei anderen Fliegerkollegen in einer Haltergemeinschaft. Die Namen haben sie auf den Rumpf gepinselt. In der Luft drehen sie Loopings, steigen steil in die Luft und lassen sich ein paar Meter trudeln - als Training für Wettbewerbe mit anderen Kunstfliegern.
Eigenes Feuerwehrauto
Sollte am Flugplatz mal etwas schief gehen, steht ein Kombi jederzeit bereit. Im Kofferraum liegen Feuerlöscher mit 250 Kilogramm Pulver. Geschäftsführer Brunert: „Bisher ist aber noch nie etwas passiert.“ Er selbst fliegt seit über 20 Jahren, die Geschäftsführung macht er seit 2011. „Das sollte mal mein Hobby werden. Ich wollte eigentlich nur fliegen, bin dann aber als es um den Posten ging, nicht schnell genug weggelaufen“, sagt er lachend.
Am Himmel dreht eine Kunstflugmaschine Loopings und verschwindet hinter den Wolken.
Zahlen und Fakten
Der Flugplatz Schüren liegt bei Enkhausen, westlich vom Hennesee. Seine Geschichte geht in die 20er-Jahre zurück. 1963 erfolgte die Gründung der Flugplatzgesellschaft Meschede mbH und gegen Ende der 60er-Jahre der Ausbau in den heutigen Zustand.
Die Landebahn ist 900 Meter lang und 30 Meter breit. Die Piloten landen entweder aus Meschede kommend oder mit Eslohe im Rücken.
Betreiber ist die Flugplatzgesellschaft Meschede mbH, die auch die Kosten erwirtschaften muss. Eigentümer des Flugplatzes ist der Hochsauerlandkreis.
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