Schmallenberg. . Einen Traum hat sich Anita Eichmann mit dem „Café Zeit am Wasserrad“ erfüllt. Dazu ist die gesamte Familie ins zunächst fremde Sauerland gezogen.

  • Einen Traum hat sich Anita Eichmann mit dem „Café Zeit am Wasserrad“ erfüllt
  • Dazu ist die gesamte Familie aus Bayern ins zunächst fremde Sauerland gezogen
  • Die alte Göddeken Mühle in Schmallenberg ist jetzt das Zuhause der Eichmanns

Das Klappern in der Mühle an der rauschenden Lenne kommt längst nicht mehr vom Handwerk des Müllers. Hier klirrt heute das Kaffeegeschirr. Seit Anita Eichmann vor zwei Jahren ihr „Café Zeit am Wasserrad“ eröffnet hat, kehren Spaziergänger gerne mal auf Kaffee und Windbeutel ein. Die 53-Jährige hat sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt. Im Stadtgespräch erzählt sie vom Umzug mit Mann und drei Söhnen aus Bayern in eine zunächst ungewisse Zukunft im Sauerland.

Wie sind Sie aus Bayern ausgerechnet zur alten Göddeken Mühle gekommen?

Anita Eichmann: Ich wollte schon immer ein Café haben und in einem Gebäude wohnen und arbeiten. Mein Mann hat dann vorgeschlagen, eine Mühle zu suchen. Irgendwann sind wir hier fündig geworden.

Ohne vorher irgendeine Beziehung zu Schmallenberg gehabt zu haben?

Ja, wir mussten erst einmal nachschauen, wo Schmallenberg überhaupt liegt, im Sauerland waren wir vorher noch nie gewesen.

An welchen ersten Eindruck vom Sauerland können Sie sich erinnern?

Wir fanden es landschaftlich direkt sehr schön. Es ähnelt ein bisschen dem Vorallgäu. Auch unsere Kinder haben sich sehr schnell hier wohlgefühlt.

Wo früher der Müller Korn zu Mehl verarbeitet hat, serviert Anita Eichmann ihren Gästen heute hausgemachte Kuchen in historischem Ambiente.
Wo früher der Müller Korn zu Mehl verarbeitet hat, serviert Anita Eichmann ihren Gästen heute hausgemachte Kuchen in historischem Ambiente.

Mit der ganzen Familie in eine völlig unbekannte Gegend zu ziehen ist auch mutig.

Ein bisschen verrückt muss man schon sein. Viele aus unserer Familie waren geschockt, dass wir unser Haus in Augsburg verkaufen und alles aufgeben wollten, was wir uns dort aufgebaut hatten. Aber wir wollten es einfach versuchen – sonst kann man ja nicht wissen, ob es klappt. Und es hat geklappt, mittlerweile fühlen wir alle uns sehr wohl hier und haben Freunde gefunden. Am Anfang war es zugegebenermaßen nicht leicht, fremd zu sein und gar kaum direkte Nachbarn zu haben. Mit der Eröffnung des Cafés vor zwei Jahren hat sich dann aber noch einmal viel verändert, man hat mehr Kontakte geknüpft. Es kommen viele Gäste, die zu schätzen wissen, was wir hier machen.

Zu schätzen wissen vor allem viele der Gäste Ihre Windbeutel, habe ich gehört.

(lacht) Ja, das stimmt. Ich habe irgendwann mal angefangen, welche zu backen und sie sind sofort eingeschlagen. Jetzt kommen viele zum Windbeutel-Essen und sagen: Sie schmecken so, wie Mama sie früher gemacht hat. Das genießen viele, weil sich denke ich heute nur noch wenige selbst die Arbeit machen. Ich backe viel nach Mamas und Omas Art, das passt zum Stil des Cafés.

In welchem Zustand haben Sie die Mühle nach dem Kauf 2011 vorgefunden?

Der Mühlenraum, in dem heute das Café ist, war noch komplett vorhanden, so als wäre der Müller gestern gegangen. Dabei ist er Ende der 70er-Jahre gestorben. Wir haben uns erstmal viel Arbeit eingekauft und es gab während des Umbaus auch Tage, an denen wir dachten, das schaffen wir nie. Aber es hat geklappt und die Mühen sind so gut wie vergessen. Wir möchten die Mühle in Zukunft unbedingt als Göddeken Mühle weiterführen, weil sie so auch unter den Einheimischen bekannt ist. Viele kommen ins Café und erzählen dann, wie sie als Kinder mit ihrem Vater hier das Korn abgeliefert haben, von diesen Erinnerungen zu hören ist sehr schön. Und für uns ist die Mühle wirklich ein Schatz.

Auch wenn es so aussieht: Das Wasserrad ist kein Original?

Nein, das haben wir errichtet. Der Müller hat die Mühle vorher mit Turbinen angetrieben, die im Keller liegen.

Wozu nutzen Sie den Strom aus der Wasserkraft heute?

Für den Eigenbedarf. Und wenn viel Wasser da ist, können wir sogar zusätzlich Strom für 30 bis 35 Haushalte ins Netz einspeisen.

Sie haben hier so viel aufgebaut – hoffen Sie, dass Ihre Kinder die Mühle und das Café später weiterführen?

Wenn sie möchten, können sie das gerne, aber wir haben überhaupt keine Erwartungen. Für mich und meinen Mann ist es ein Herzensprojekt, für mich sogar ein wirklicher Kindheitstraum. Und so einen Traum kann man sich auch mit 50 noch erfüllen, zu spät ist es nie. Das ist eine Botschaft, die ich gerne weitergeben möchte.

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