Berge. Die Firma Amco-Plast aus Meschede-Berge sucht Facharbeiter. Geschäftsführer Christian Hohmann setzt auf die IHK und ist offen für neue Ideen.
- Die Firma Amco-Plast aus Berge braucht Fachkräfte
- Geschäftsführer Christian Hohmann hofft auch auf die IHK
- Der Markt an Fachkräften im Kunststoffbereich scheint wie leergefegt
Christian Hohmann sucht dringend Verfahrensmechaniker für Kautschuk- und Kunststofftechnik. Doch der Markt scheint wie leergefegt. Auch Mechatroniker würde er einstellen. „Ich nehme jeden Kompetenten, den ich kriegen kann“, sagt der Geschäftsführer von Amco-Plast, Kunststoff-Spritzguss-Spezialist in Berge. Zuletzt hatte Hohmann in anderen Bereichen vor allem Frauen eingestellt. Vielleicht auch eine Lösung für den Facharbeitermangel? Auch sonst hat er ungewöhnliche Ideen.
Woran scheitert die Personalsuche?
Christian Hohmann: Es ist in der Region einfach zu wenig Fachpersonal verfügbar. Gute Arbeitskräfte wandern Richtung Ballungszentren ab, weil da oftmals mehr verdient wird. Mittlerweile wirbt einer dem anderen die guten Leute ab. So schön das für die Mitarbeiter ist, so schwierig ist es für die Arbeitgeber.
Haben Sie zu wenig ausgebildet?
Wir haben in den vergangenen Jahren immer ausgebildet, aber insgesamt wird es auch schon schwieriger, Lehrlinge zu finden. Die jungen Leute orientieren sich eher Richtung Studium. Und wer sich bewirbt und von uns eingestellt wird, sollte schon so gut sein, dass die Chance besteht, dass er den Abschluss auch schafft.
Spezialist für Kunststoffspritzgusstechnik
Amco-Plast ist ein Spezialist für Kunststoffspritzgusstechnik. Das Unternehmen stellt Teile für die Automobilindustrie, Haushaltsgeräte- oder die Elektronikbranche her. Diese werden in Berge auch montiert und bearbeitet.
Außerdem gibt es einen Produktionsbereich Bedruckung, in dem nicht nur die Kunststoffspritzgussteile bedruckt werden, sondern auch Artikel aus beispielsweise Glas oder Metall. Zuletzt bedruckte das Unternehmen auch Outdoor-Bluetooth-Speaker.
Das Unternehmen liegt zwischen Berge und Wenholthausen in Berger Hammer.
Es hat zurzeit 32 Mitarbeiter.
Geschäftsführer der GmbH sind Christian Hohmann aus Sundern-Endorf und Alois Schmidt aus Buchen im Odenwald.
Mehr als die Hälfte Ihrer Mitarbeiter sind Frauen. Sie haben zuletzt auch in der mittleren Führungsebene einige Frauen eingestellt. Wäre das eine Lösung für Ihr Problem?
Leider bewerben sich keine oder nur wenig weibliche Interessenten auf unsere Ausschreibungen für Verfahrensmechaniker. Wahrscheinlich ist der Beruf einfach zu wenig bekannt. Dabei wäre es kein Problem auch Frauen auszubilden oder einzustellen. Zuletzt hatte ich sogar eine junge Verfahrensmechanikerin, die ich einstellen wollte, aber sie hat sich für einen Betrieb außerhalb des Sauerlandes entschieden.
Was haben Sie schon konkret versucht, um Arbeitskräfte zu finden?
Wir nutzen bestehende Netzwerke und schalten Zeitungsannoncen. Wir arbeiten gern und eng mit der Arbeitsagentur zusammen und haben auch Personaldienstleiter eingeschaltet, die bewusst am Rande der Region suchen. Doch die Leute sind nicht bereit, so weit zu fahren. Wir müssen in erster Linie die Menschen aus dem Sauerland, die gern hier leben, für unsere Jobs begeistern. Ihnen können wir eine echte Perspektive und einen sicheren Arbeitsplatz für die Zukunft bieten mit allen Möglichkeiten, sich persönlich und fachlich weiterzubilden. Und dabei spielen für mich Alter und Geschlecht keine Rolle. Ich kann mir auch vorstellen, Umschüler einzustellen. Um den Beruf bekannter zu machen, bieten wir Praktika und Ferienjobs und arbeiten mit den Schulen zusammen. Dort wäre es wichtig, dass man die Jugendlichen noch mehr für die technischen Berufe begeistert.
Sie schlagen auch ungewöhnliche Wege vor. Arbeitskräftesuche in ganz Europa?
Ja, ähnlich wie fürs Gastgewerbe würde ich mir auch für uns kleinere Mittelständler wünschen, dass zum Beispiel die IHK nach ausbildungswilligen Jugendlichen in den angrenzenden europäischen Staaten sucht. Wir würden ihnen hier gern eine Perspektive bieten. So etwas können wir aber nicht allein organisieren. Ich kann ja nicht meinen Betrieb allein lassen und nach Spanien fahren, um dort nach Azubis oder Fachkräften zu suchen. Da bräuchten wir den Verband oder auch die Landesregierung als Rückhalt.
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Welche Rolle spielen für Sie die Mitarbeiter?
Ein Unternehmen kann keine Kompetenz entwickeln, ohne seine Leute. Wir sind immer nur so stark wie der Einzelne. Und das ist umso wichtiger, je kleiner das Unternehmen ist. Wir haben viele unterschiedliche Prozesse im Unternehmen, da gibt es viel Freiraum für die Mitarbeiter. Sie können Prozesse gestalten und Ideen einbringen. Wir sind ein familienfreundliches Unternehmen. Das zeigt sich auch dadurch, dass es keine Schwierigkeiten gibt, wenn beispielsweise jemand wegen der Kinder oder sonstiger familiärer Probleme kurzfristige frei braucht. Das ist doch selbstverständlich.
Neue Chance über ein Betriebspraktikum
Gisela Willmes macht ein Praktikum bei Amco-Plast. Sie steht dafür, was Christian Hohmann im Interview betont hat: Er will auch Umschülern, Neu- und Wiedereinsteigern eine Chance geben.
Die 53-Jährige ist gelernte technische Zeichnerin Maschinenbau, kann aber in ihrem erlernten Beruf nicht mehr arbeiten. Über das Berufsfortbildungswerk machte sie eine sechswöchige Qualifizierung und sah in der Zeitung die ausgeschriebenen Stellen bei Amco-Plast. „Eine technische Zeichnerin, die kann Pläne lesen“, freute sich Christian Hohmann, als er die Bewerbung erhielt und beschloss, der Esloherin eine Chance zu geben.
Bis Ende Oktober macht Gisela Willmes nun ihr Praktikum in der Qualitätssicherung. „Unser Ziel ist eine anschließende Einstellung“, sagt Hohmann und nickt seiner Mitarbeiterin anerkennend zu. „Wenn es soweit ist, gucken wir, wie beide Seiten das sehen.“
Weitere Folgen der Serie „Hier wird eingestellt“ finden sich hier
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