Meschede. . Zwischen zehn Projekten, die Studenten an der Fachhochschule in Meschede gerne als Geschäftsideen umsetzen möchten, muss eine Jury entscheiden.

Gründergeist haben sie, die Studenten am Mescheder Campus der Fachhochschule Südwestfalen. Erstmals haben die Volksbanken im Sauerland Stipendien vergeben, um besonders originelle Ideen weiterentwickeln zu können – und denen gleichzeitig auch Chancen am Markt eingeräumt werden.

Auf Anhieb überzeugen

15 Ideen waren beim Ausrichter, dem Dozenten Prof. Dr. Ewald Mittelstädt, im Vorfeld eingegangen. Zehn durften der Jury im Schnelldurchgang vorgestellt werden: „Elevator Pitch“ nennt sich das – drei Minuten für jeden, um die Jury für sich einzunehmen. Und das ohne technischen Schnickschnack und lästige Power-Point-Präsentation. Die Sieger erhalten ein halbes Jahr lang jetzt monatlich 500 Euro als Stipendium, um an ihrem Projekt feilen zu können. Dann geben sie einen Zwischenstand – und können danach auf weitere drei Monate an Unterstützung hoffen.

Mehrwegbecher und Online-Plattform

Es gibt zwei Sieger des Start-up-Wettebwerbs. Yasmin Halvaei überzeugte mit ihrem „EcoBack“: Sie will zum stärkeren Gebrauch von Mehrwegbechern anregen, um so Müll vermeiden zu helfen.

Die Gewinner im Volksbank-Campus-Start-up-Wettbewerb sind Yasmin Halvaei (Zweite von links) mit ihrer Idee „EcoBack“ und das Team „Tic app“ (Online Künstler-Plattform) mit Elfesya Canimana und Matthias Ly (rechts). Sie erhalten jeweils eines der beiden Gründerstipendien.  Zudem wurde spontan von den Volksbanken im Sauerland ein Sonderpreis in Höhe von 1500 Euro für Kevin Jedynak, links, ausgelobt (Intelligenter Schlüsselautomat).
Die Gewinner im Volksbank-Campus-Start-up-Wettbewerb sind Yasmin Halvaei (Zweite von links) mit ihrer Idee „EcoBack“ und das Team „Tic app“ (Online Künstler-Plattform) mit Elfesya Canimana und Matthias Ly (rechts). Sie erhalten jeweils eines der beiden Gründerstipendien.  Zudem wurde spontan von den Volksbanken im Sauerland ein Sonderpreis in Höhe von 1500 Euro für Kevin Jedynak, links, ausgelobt (Intelligenter Schlüsselautomat). © Christian Klett

Die Becher sollen mit Chips ausgestattet werden – die können gescannt werden, der Nutzer soll dann Punkte erhalten können: „Der Kunde fühlt sich belohnt, um die Becher öfter zu benutzen.“

Überzeugt haben auch Elfesya Canimana und Matthias Ly, beide nicht nur Studenten, sondern auch Künstler: Mit ihrer „Tic app“ wollen sie eine Online-Plattform für Künstler schaffen. Die können ihre Leistungen und Profile einstellen, Kunden können sie buchen. Beide versprechen niedrigere Provisionen als klassische Künstlervermittlungs-Agenturen.

Intelligenter Automat

Nicht geplant war ein Sonderpreis, den Jürgen Dörner, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Sauerland, spontan vergab: 1500 Euro, damit Kevin Jedynak aus Bestwig einen Prototyp eines intelligenten Schlüsselautomaten bauen kann. Der 23-Jährige betreut nebenbei Ferienwohnungen in Winterberg: Da steht er vor dem Problem, rund um die Uhr Schlüssel anzunehmen und her­auszugeben. Ein Automat mit Code soll das auch für Kunden bequemer machen: Man könnte rund um die Uhr einchecken.

Mut zur Selbstständigkeit

Die Volksbanken wollen mit ihren Stipendien den Mut zur Selbstständigkeit fördern: „Das ist ein bisschen unter die Räder gekommen“, so Jürgen Dörner – gut bezahlte Arbeit gibt es schließlich auch in der Industrie.

© Jürgen Kortmann

Die Hälfte aller Existzenzgründer, so die Erfahrung, scheitert nach fünf Jahren. Dr. Stefan Eckhardt, Vorstand der Volksbank Reiste-Eslohe und Lehrbeauftragter an der Fachhochhochschule freute sich über den Wettbewerb: „Das sind nicht nur Spielereien, das sind echte Ideen.“

Studenten und die Freizeit

Als Lokalpatriot hätte man Rania Noureddine einen Erfolg wünschen mögen. Sie hatte das ambitionierteste Projekt – in Meschede den Studenten-Nachtclub „Survive“ zu gründen, an der Himmelstreppe, bestehend aus Club, Wellnessbereich inklusive Whirlpool, kleinem Strandbereich.

Rania Noureddine will einen Club für Studenten umsetzen.
Rania Noureddine will einen Club für Studenten umsetzen. © Jürgen Kortmann

Denn, so die Analyse der 20-Jährigen: „Für uns Studenten ist Meschede nicht attraktiv.“ Sie kommt selbst aus Mannheim, hat erst in Heidelberg studiert, wechselte dann nach Meschede: „Ich bin ins Sauerland verliebt“, sagt sie – aber abends und an Wochenenden ist nichts los, dann fahre man eher nach Dortmund: „Warum aber nicht hierbleiben und Spaß haben?“ Das fand die Jury aber etwas teuer und war auch skeptisch: Ob es die Nachfrage tatsächlich gebe, ob Studenten dafür ein Budget hätten?

Breites Spektrum an Ideen

Nicht durchsetzen konnten sich auch sechs andere Ideen. Ein ganz breites Spektrum: Gezielt irakische Kurden auf Medizinangebote in Deutschland aufmerksam zu machen, Smoothies in Fitness-Studios anzubieten, klassische Kreidetafeln in Schulen durch Folien in Whiteboards umzurüsten, einen Blog-Shop für Online-Marketing einzurichten, junge Leute bei sozialer Arbeit im Ausland zu unterstützen, die Möglichkeit interaktiver 360-Grad-Rundgänge in Hotels oder Restaurants für Urlaubsuchende.

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