Schmallenberg. In der Serie „Hier wird eingestellt“ zeigen wir Firmen, die Fachkräfte suchen. Die Baubranche hat mit manchem Vorurteil zu kämpfen.
- Bei der Feldhausgruppe in Schmallenberg brummt es
- Martin Feldhaus ist sicher: Die Baubranche wird weiter wachsen
- Doch es fehlen die Fachkräfte
Der Fachkräftemangel macht sich in boomenden Regionen schneller bemerkbar, als in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. In Schmallenberg mit einer Arbeitslosigkeit unter vier Prozent - sucht das Familienunternehmen Feldhaus dringend Arbeitskräfte. In allen Handwerksbereichen, in denen Feldhaus tätig ist fehlen Leute: Höhenarbeiter, Baggerfahrer, Berg- und Maschinenmänner, Maurer und Betonbauer, Tiefbaufacharbeiter, Straßenbauer, Bauleiter. Insgesamt hat das Unternehmen rund 20 Stellen ausgeschrieben. Martin Feldhaus, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, kennt die Probleme.
Bergbau und Stahlindustrie im Ruhrgebiet schwächeln. Schon Hagen hat eine Arbeitslosenquote von acht Prozent. Wollen die Fachkräfte aus dem Ruhrgebiet nicht ins Sauerland?
Martin Feldhaus: Es ist nicht nur das Sauerland. Bundesweit fehlen qualifizierte Arbeitskräfte im Handwerk. Die jungen Leute interessieren sich vermehrt für akademische und Verwaltungsberufe – sie wollen sich die Hände nicht mehr schmutzig machen. Einige stört zudem, dass sich die Arbeitszeiten auf dem Bau witterungsbedingt auf die Monate März bis November konzentrieren. Außerdem liegen unsere Baustellen teilweise außerhalb des Sauerlandes, so dass Übernachtungen erforderlich sind. Viele Arbeitnehmer wollen aber abends zu Hause bei der Familie sein. Sie suchen sich deshalb eine Stelle in der Industrie oder in der Verwaltung.
Sie sagen, dabei werde oft vergessen, dass man im Handwerk gut verdinen könne?
Ja, wer eigenverantwortlich eine Baustelle leitet, kann das Gleiche verdienen, wie ein Durchschnittsakademiker. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zukünftig die Gehälter im Handwerk weiter steigen werden. Für uns bleibt es eine große Herausforderung, Fachkräfte zu finden und an unser Unternehmen zu binden.
Wie weit ist ihr Unternehmen denn bereit, den gesuchten Fachkräften entgegenzukommen?
Wer handwerklich begabt ist und Interesse zeigt, dem stehen hier viele Türen offen! Wir unterstützen die Arbeitnehmer bei der Aus- und Weiterbildung und qualifizieren sie somit zu Fachkräften. In unserem Unternehmen herrscht ein gutes Betriebsklima. Das zeigen auch die geringe Fluktuation und Ehrungen der langjährigen Arbeitsjubiläen. Wir bieten gute Verdienstmöglichkeiten, unterstützen unsere Mitarbeiter beispielsweise mit Arbeitnehmerdarlehen und helfen Neuzugezogenen bei der Wohnungssuche.
Einstellung von Flüchtlingen - haben Sie das schon probiert?
Wir waren in Schmallenberg mit die Ersten, die Flüchtlingen den Einstieg durch Praktika in das Arbeitsleben ermöglicht haben. Leider konnten wir keinen Praktikant für ein festes Arbeitsverhältnis gewinnen. Als Hintergründe sind hierbei zu erwähnen: die Arbeitsmoral, fehlende Sprachkenntnisse und Zuverlässigkeit. In der Baubranche kann der vorgeschriebene Arbeitsschutz nur durch eine korrekte Verständigung gewährleistet werden, um lebensgefährliche Unfälle zu vermeiden. Im kaufmännischen Bereich haben wir vor zwei Jahren aber eine zusätzliche Ausbildungsstelle als Industriekauffrau für eine junge Afghanin geschaffen. Sie ist bei uns sehr gut integriert und wird im kommenden Jahr erfolgreich ihre Ausbildung abschließen.
Ist der Standort Schmallenberg ein Problem?
Der Standort ist eher für die betriebswirtschaftlichen Abläufe ein Problem, weil wir zunehmend Schwierigkeiten haben, Genehmigungen für unsere Baumaschinen-Transporte zu erhalten. Das Ruhrgebiet wäre da als Standort optimal, aber die besten Mitarbeiter finden wir hier überwiegend im Sauerland. Zu uns kommen auch Mitarbeiter aus den Ballungsgebieten. Allerdings hatten wir auch Fälle, in denen dann die Ehefrau des Bewerbers nicht mit nach Schmallenberg ziehen wollte.
Und wie sieht es perspektivisch für Ihr Unternehmen aus?
Durch die Sparzwänge der Politik wurde der Ausbau der Infrastruktur in der Vergangenheit vernachlässigt. Das waren schwierige Jahre für die Baubranche, da ein enormer Preiswettbewerb stattfand und die Rendite gering war. Da mittlerweile die Politik die finanziellen Mittel für die Verbesserung der Infrastruktur bewilligt hat, wird in den nächsten zehn Jahren die Baubranche wieder wachsen. Breitbandausbau, Straßenbau und Brückensanierungen kann man da als Beispiele nennen. Das Berufsbild in der Baubranche wird sich weiter verändern, da sich zukünftig die Technologisierung weiterentwickeln wird. Wir benötigen Mitarbeiter, die Bereitschaft und Motivation für bevorstehende Entwicklungen zeigen und sorgfältig mit Baumaschinen sowie Arbeitsmitteln umgehen.
Was sagen Sie dazu, dass die Arbeit ein Knochenjob, dreckig und laut ist?
Die Arbeit am Bau ist längst nicht mehr körperlich so schwer wie vor 20 oder 30 Jahren. Auch Frauen könnten die vorgenannten Berufe ausüben, zumal wir heute auf unseren Straßen sehr viele Lkw-Fahrerinnen vorfinden – ähnlich wie in der Speditionsbranche. Es lässt sich allerdings nicht vermeiden, dass die Bauarbeit nicht die sauberste und leiseste Tätigkeit sein wird. Aber: Sie ist abwechslungsreich und ermöglicht gute Verdienst- und Fortbildungsmöglichkeiten.
>>>HINTERGRUND
Die Feldhaus-Gruppe ist ein stetig wachsendes Familienunternehmen.
Sie hat 660 Mitarbeiter, 250 am Hauptsitz in Schmallenberg, weitere Standorte sind Neheim-Hüsten, Herten, Freiberg, München, Schneeberg, Ilfeld und Allstedt.
Sie realisiert von dort aus Bauvorhaben in den Bereichen Bergbau, Tunnelsanierung, Hangsicherung, Erd- und Straßenbau, Tief- und Kanalbau sowie Ingenieurbau.
Außerdem bietet die Gesellschaft m+t Sauerland Service auf dem Gelände Auf dem Loh Handel und Vermietung für Fahrzeuge, Geräte und Maschinen des Baugewerbes und des Handwerks.
Der jährliche Umsatz der Feldhaus-Gruppe beträgt rund 80 Millionen Euro.