Meschede. . Fünf Muslime lassen sich in Meschede von einem Benediktinermönch christlich taufen. Haupt-Beweggrund für die Iraner ist die Gewalt im Islam.
- Fünf Iraner, die als Flüchtlinge in Meschede leben, werden christlich getauft
- Wechsel vom Islam zum Christentum ist bei Todesstrafe verboten
- Asylbewerber erleben Christentum als friedlichere Religion
Fünf Erwachsene werden am Sonntag in der Kirche Mariä Himmelfahrt getauft. Es wird ein außergewöhnlicher Gottesdienst. Das Glaubensbekenntnis wird in der persischen Sprache Farsi gesprochen. Einer der Erwachsenen, Mustafa, zum Beispiel nimmt danach den Namen Matthias an, einer wird zu Martin, ein anderer zu Johannes. Fünf Iraner werden von Muslimen zu Christen. Ihr Haupt-Beweggrund: Die Gewalt im Islam hat sie verstört.
Gegenseitiges Kennenlernen
Alle fünf leben in der Flüchtlingsunterkunft in der Franz-Stahlmecke-Schule. Als gute Nachbarn laden die Mönche der Benediktinerabtei Königsmünster die Asylbewerber immer wieder mal zum gegenseitigen Kennenlernen ein.
Einer der Iraner, ein 16-Jähriger, besucht als Gastschüler das Benediktiner-Gymnasium. Vor zwei Monaten kam er mit seiner Schwester (20) zu Pater Paulus, der im Gymnasium auch unterrichtet: Die Geschwister wollten mit ihm über das Christentum sprechen.
Zum Gespräch brachten sie gleich drei weitere Iraner mit, 26, 35 und 36 Jahre alt. Sie alle hatten sich erst in der Stahlmecke-Schule kennen gelernt. Auf unterschiedlichen Fluchtrouten, über den Balkan, über Bulgarien, waren sie letztlich in Meschede angekommen.
Heimliche Treffen im Iran
Am Sonntag werden sie von Pater Paulus getauft. Zweimal, dreimal die Woche hat sich der Mönch in der letzten Zeit mit den Iranern getroffen. Die fünf Schiiten brachten schon Vorwissen über das Christentum mit. Es gibt eine kleine christliche Minderheit in ihrer Heimat, die Aramäer. Heimlich hatten sie, unabhängig voneinander, Kontakte auch zu deren Priestern gesucht.
Bei Todesstrafe verboten
Der Wechsel der Religion allerdings, der Übertritt (die Konversion) vom Islam zum Christentum ist bei Todesstrafe verboten. Wegen der religiösen Strenge flüchteten sie aus dem Iran, sagen sie. „Es war alles nur Kampf und Krieg gegen die, die angeblich nicht richtig glauben. Es war alles Hölle. Wer zum Beispiel seine Haare offen trägt, der wird an dem Haar in der Hölle aufgehängt, wurde gedroht“, berichtet Pater Paulus aus seinen Gesprächen.
Das Christentum dagegen werde als friedliche Religion empfunden: „Das Christentum gilt auch als Religion des Westens. Es steht für Freiheit.“
Kein Vorteil im Asylverfahren
Ist der Religions-Übertritt nur der Versuch, Vorteile im Asylverfahren zu erlangen? Pater Paulus hat sich das selbst gefragt: „Ich hatte anfangs auch den Verdacht“, räumt er ein. Allen fünf droht, aus Deutschland abgeschoben zu werden. Aber: Alle fünf hatten bereits ihre offiziellen Anhörungen.
Erfahrungsgemäß, hat sich der Seelsorger selbst erkundigt, wirkten sich nachgeschobene Asylgründe wie der plötzliche Religionswechsel sogar eher nachteilig auf das Asylverfahren aus – denn auch die Behörden werden dann argwöhnisch. In diesem Bericht werden die wahren Namen der fünf deshalb nicht genannt und sie werden nicht mit ihren Gesichtern gezeigt: Wenn sie in den Iran zurückkehren müssen, hätten sie Gefängnis oder Schlimmeres zu befürchten.
Das Leben nach dem Tod
Glaubt der Pater, dass die fünf glauben? „Ja“, sagt er überzeugt: „Mir scheint das echt zu sein. Natürlich kann ich nicht in die Herzen schauen. Das kann nur der liebe Gott.“ Am Ende überzeugt hätten ihn die nachdenklichen Nachfragen, die in den Gesprächen gekommen seien. Gemeinsam habe man zum Beispiel über das Leben nach dem Tod gesprochen. Wie sei sich das vorzustellen, wurde er gefragt.
Keine endgültigen Antworten
Pater Paulus konnte darauf nur antworten: „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Jesus sagt: Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Über so ein Eingeständnis, eben nicht alles zu wissen, keine absoluten Antworten geben zu können und glauben zu müssen, seien die Flüchtlinge froh gewesen: „Im Iran hat der Imam genau beschrieben, wie es im Jenseits sein werde – als wenn er täglich dort wäre.“
„Heilsamer Wettbewerb“
Ist das eine Missionierung, die der Pater macht? „Keinesfalls“, sagt er. Das Wort ist belastet. Die Iraner seien auf ihn zugekommen, nicht umgekehrt. Er drückt es anders aus: „Ich bin froh, wenn ich meinen Glauben teilen darf.“ Und: Auch Religionen stünden miteinander in einem „heilsamen Wettbewerb“.
Er freut sich über die neuen Gläubigen: „Das berührt in einer ganz eigenen Weise.“ Denn eigentlich erlebe auch er, wie sich Menschen vom Christentum abwenden, gleichgültig werden. Und vielleicht zeige das Beispiel der fünf Iraner: „Das Christentum ist nicht der schlechteste Weg.“
Hintergrund:
Der Taufgottesdienst beginnt am Sonntag um 9.30 Uhr in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Dazu sind alle eingeladen. Nachher gibt es in der Offenen Tür eine kleine Begegnungsfeier.
Die fünf Erwachsenen werden getauft, danach auch gefirmt (zur Vereinfachung, weil man nicht weiß, in welchen Städten sie künftig leben). Als Zeichen für die Taufe wird ihnen ein weißer Schal umgelegt. Sie erhalten die Taufkerze als Zeichen für das Licht Christi, das ihnen im Leben leuchten soll.
Für die Taufe hat Pater Paulus die Genehmigung bei Erzbischof Hans-Josef Becker eingeholt (und erhalten) und die Fälle der fünf geschildert: Darin hat er beschrieben, dass alle eine „Beziehung und Liebe zu Christus und zur Kirche“ hätten.
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