Meschede. . Auf eine Cola mit Sarah Tegeler: Die 34-jährige Betreiberin des Mescheder „Pils Pubs“ verrät, warum sie sich selbst als „Chaos-Queen“ sieht.

Sarah Tegeler betreibt seit fast fünf Jahren in Meschede den „Pils Pub“. Trotz ihrer Rolle als Chefin und Wirtin trinkt sie kein Bier. Was im ersten Moment vielleicht kurios klingt, passt am Ende zum Bild der Frau, die sich selbst als „Chaos-Queen“ bezeichnet.

Alles begann mit 16 Jahren und der Ausbildung zur Hotelfachfrau. Mit dem dazu passenden Interesse an Fremdsprachen sollte es eigentlich später mal ins Ausland gehen. Selbstständigkeit in Spanien war für Tegeler ein Wunsch für die berufliche Zukunft. Also ließ sie noch ein Studium in Wirtschaft an der Fachhochschule in Meschede folgen. Nebenher verdiente sich die damalige Studentin ihren Lebensunterhalt im „Pils Pub“.

Gäste sorgen für heitere Momente

Die Weichen für ihre Zukunft waren gelegt. Ihr ehemaliger Chef befand sich bereits im Rentenalter und suchte 2012 einen Nachfolger für die Kneipe. „Eines Tages war er im Urlaub und ich schrieb ihm ‘Du kannst in Rente gehen. Ich mach es’. Ich überlegte erst hinterher. Das war schon dusselig“, gesteht Tegeler heute und lacht.

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Bereut hat sie den Schritt letztlich aber nie, denn wie sie sagt, lernt sie durch ihren Job „1000 verschiedene Menschen kennen mit individuellen Geschichten.“ So erfahre sie beispielsweise vom Rentnertreff am Sonntag die neuesten Entwicklungen - und auch die aktuellen Todesfälle. „Ich weiß schon sonntags, was am Dienstag in der Zeitung steht“, scherzt die 34-Jährige. Die Gäste sorgen übrigens tatsächlich für heitere Momente, wie sie betont. Zwar kann sie auf Grund ihrer Schweigepflicht als Wirtin keine Details verraten, aber besonders das Zusammenspiel von jungen und älteren Besuchern ist für sie jedes Mal aufs Neue sehr lustig.

Die Zeiten ändern sich

Während ihrer Jahre im Pub ist für Tegeler vor allem eines klar geworden: Die Kundschaft verändert sich. Zwar gebe es Momente, wo die Großmutter fragt „machst du für meinen Enkel und seinen Freund ein Bier?“, aber insgesamt fehlt aus ihrer Sicht die Jugend in Meschedes Kneipen. „Das könnte mit dem Raucherschutzgesetz zusammenhängen“, spekuliert Tegeler. Dadurch gehe ein großer Teil der Geselligkeit verloren, da Kunden immer wieder kurz rausgehen, während die Nichtraucher zurückbleiben und warten müssen.

Aber auch abseits der Gesetzesänderung entdeckt die Wirtin neue Trends. „Im Sommer sitzen die Leute lieber auf der Terrasse und im Winter wird der Pub ab 22 Uhr zum Partykeller.“

Die Jugend komme immer später in die Kneipe, weil sie bereits woanders den Alkoholpegel in die Höhe treibe... Die zweifache Mutter glaubt, dass die Prioritäten heute unter Schülern anders gesetzt werden und Mobiltelefone manchmal angesagter sind als ein Gang in die Kneipe.

Auch der Frühschoppen sei ihrer Erfahrung nach genauso ausgestorben, wie die obligatorischen fünf Bier vor Beginn der Spätschicht in der Industrie.

Schlafmangel ist Alltag

Spätschichten sind für Tegeler Alltagsgeschäft. Ausschlafen und den Vormittag genießen ist dadurch aber dennoch keine Option, schließlich wollen die Kinder versorgt werden. Für die langen Tage braucht es laut der Chefin vor allem starke Nerven, viel Fleiß und Flexibilität. Trotzdem fragen Kunden sie gern, wieso sie einen Ruhetag braucht, wenn sie doch erst um 17 Uhr öffnet. „Da geht’s ans Einkaufen, Putzen und an den Schreibkram. Und ich bin die totale Chaos-Queen, das macht es immer schwer Dinge zu planen“, sagt sie und lacht.

Der Beruf beanspruche viel Zeit. Zeit für den Lebenspartner oder Freunde bleibt eher wenig. Wenn es sie in freien Momenten aber mal zur Konkurrenz verschlägt, dann gerne in die „Tröte“. „Im ,Pils Pub’ ist es eher dunkel gehalten ohne viel hellen Schnickschnack. Ich mag das - und in der Tröte ist auch alles eher dunkel eingerichtet.“

Durch den starken Wandel der Gästegewohnheiten ist Tegeler unschlüssig, ob sie es jungen Leuten, die den Beruf des Wirtes anstreben, empfehlen würde, den gleichen Schritt zu gehen, wie sie vor fünf Jahren. „Sie müssten sich über den Arbeitsaufwand im Klaren sein. Und dann die freie Zeit, die sie haben einfach voll nutzen.“

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