Meschede. Aus einem Spaß in ihrer Kindheit machte Anna Kotthoff Ernst. Sie übernahm das Kotthoffs’ Theo und lernte einen Kunden besonders gut kennen.

  • Vor der Ausbildung zur Hotelfachfrau sagte Anna Kotthoff, dass sie die Kneipe einmal übernehmen wird
  • Besonders in Bezug auf das Stammpublikum hatte sie Angst, nicht akzeptiert zu werden
  • Ohne Spaß und der nötigen Vorkenntnisse aus der Gastronomie sei es schwer erfolgreich zu sein

Gäste sprechen sie einfach direkt an, wenn es zu diesem seltenen Umstand kommt und fragen „Anna, hast du schlechte Laune?“ Den Gästen falle es direkt auf, denn Anna Kotthoff ist eine Frohnatur und steht mit Spaß und Witz hinter der Theke in „Kotthoff’s Theo“. Der Vorpächter ist übrigens nur ein Namensvetter. Die 29-Jährige leitet seit mittlerweile acht Jahren die alteingesessene Kneipe, die ihr schon früh ins Auge fiel.

Noch bevor sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau angefangen hatte, sagte sie bei einem Spaziergang zu ihrem Vater: „Die Kneipe übernehme ich mal.“ Ein Spaß zur damaligen Zeit, heute ein wahr gewordener Traum. „Nach der Ausbildung war eine Selbstständigkeit eigentlich erst fünf Jahre später angedacht. Ich dachte daran vielleicht erst einmal ins Ausland zu gehen. Aber ich konnte nicht viel verlieren und jetzt bin ich immer noch hier“, sagt Kotthoff.

Zeit für Partner und Freunde

Obwohl sie einen frischen Wind reinbringen wollte, hatte sie zu Beginn ihrer Zeit als Besitzerin Bedenken, ob die früheren Gäste mit ihr zurechtkommen würden. Zu unrecht, wie sich zeigen sollte, denn das Stammpublikum blieb und wird stets durch neue Gesichter ergänzt, wie sie erklärt. Ein Gesicht stach 2011 dann aber aus der Menge heraus und Anna Kotthoff traf ihren heutigen Ehemann.

Trotz ihrer Arbeitszeiten bis in den späten Abend funktioniert alles problemlos. „Der Vorteil war, dass er schon von Anfang an wusste, worauf er sich einlässt. Mittlerweile hilft er auch hier und da mal aus“, beschreibt sie die Situation. Auch Freunde treffen ist in dem Beruf nicht einfach, wie die 29-Jährige sagt, aber diese besuchen die Wirtin einfach in der Kneipe und dann wird vor Ort geplaudert.

Der Wirt muss ein offenes Ohr haben

Unterhaltungen spielen, wie in jeder Kneipe, eine große Rolle. Für Kotthoff ist es aber vor allem als Wirtin wichtig in dem Bereich flexibel zu sein. „Mal bist du der Psychiater oder Zuhörer und mal musst du einen cleveren Rat parat haben.“ Über die besprochenen Themen herrscht absolute Schweigepflicht.

Ihrer Meinung nach steht und fällt eine Kneipe mit dem Gastwirt, da die eigene Persönlichkeit ein Stück weit in die Lokalität fließt und auch der Gast daran interessiert ist, die Chefin als Aushängeschild zu sehen.

Den Titel trägt Kotthoff mit stolz. Wenn jemand in die Gaststätte kommt und nach dem Chef fragt, dann sagt sie ganz klar: „Steht vor Ihnen.“

Zwei Faktoren zählen

Aus ihrem Beruf kann die Jung-Wirtin sehr viel mitnehmen, wie sie betont. „Es bringt mir Spaß. Ich lerne neue Seiten an mir kennen und bekomme mehr Menschenkenntnis.“

Dank ihrer Ausbildung und der Erfahrungen im Gastronomie-Bereich, die sie schon vorher gesammelt hatte, ist sie nie blauäugig an ihre leitende Position herangetreten. Ein großer Vorteil, wie sie sagt, denn der Job ist mehr als nur „Bier zapfen und eine Pulle öffnen.“ Kotthoff ist der Meinung, dass jeder Interessierte dieses Vorwissen haben sollte, bevor es in die Selbstständigkeit hinter dem Tresen geht. „Spaß und Erfahrung sind das wichtigste. Der Kunde merkt sofort, wenn man keine Lust hat oder einem der Job einfach nicht liegt.“

Zu jeder Zeit authentisch

Im „Kotthoff’s Theo“ fühlt sich die Chefin wohl. Auf die Frage was sie, ohne das Finanzielle beachten zu müssen, ändern würde, sagt sie „Das Rückbuffet müsste auf jeden Fall drin bleiben. Das gehört einfach hier rein. Und die Stühle eigentlich auch. Die könnten vermutlich noch mehr erzählen als ich.“

Sie passe selbst gut in diese Kneipe mit Ecken und Kanten. Ein Wirt muss ihrer Meinung nach nett, offen und extrovertiert sein. Sie kann also weiterhin ganz sie selbst sein.

Die vorangegangenen Teile unserer Junge-Wirte-Serie finden sie hier.

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