Bestwig. . Mit dem Abriss des Ringlokschuppens verliert die Gemeinde Bestwig gerade ein Stück Eisenbahngeschichte. Ein bisschen was bleibt aber doch.
- Maroder Zustand und Baufälligkeit lässt weitere Nutzung nicht zu
- Auf 38 000 Quadratmetern entsteht nun eine moderne Holzumschlaganlage
- Team Timber verspricht sich eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Nach rund anderthalb Jahrhunderten Eisenbahngeschichte in Bestwig erfolgt nun der Verlust eines Erinnerungsstückes – mit schwerem Gerät geht es dem Ringlokschuppen und weiteren Relikten aus den glorreichen Zeiten der Hochindustrialisierung an den Kragen. Nachdem der hoch einsturzgefährdete Lokschuppen nun schon seit einigen Jahren der freien Vegetation ausgesetzt war und immer mehr zur Ruine verfiel, ist nun der Abriss erfolgt. Initiiert wurde er von der im Jahr 2003 gegründeten Team-Timber GmbH, die aus Unternehmen der heimischen Säge- und Holzindustrie besteht.
Umsetzung der Konzepte zunächst zurückgestellt
„Ende 2008 wurde das Lokschuppengelände erworben und dazu auch die Team-Timber Logistik GmbH gegründet“, erinnert sich der Geschäftsführer der GmbH, Dr. Hubertus Weber. Zu diesem Zeitpunkt stand das Gelände am Bahnhof – bis dato im Besitz der Deutschen Bahn – zum Verkauf. Damals sei es um die kurzfristige Entwicklung eines Konzeptes zur Nutzung der Fläche und um die schnelle Abwicklung des Übernahmeaktes gegangen, heißt es von Seiten des Teams Timber. „Die Umsetzung der Konzepte haben wir erst einmal zurückgestellt.
Zunächst war auch unklar, inwieweit bestehende Teile des Gebäudebestands weitergenutzt werden können. Das war uns ein wichtiges Anliegen – nicht zuletzt, um den Teil der Historie des Bahnstandortes zu erhalten und die enormen Abrisskosten zu vermeiden“, erklärt Weber. Der marode Zustand und die Baufälligkeit der Gebäude habe es letztlich jedoch nicht mehr zugelassen, die vorhandenen Bestände weiter zu nutzen.
Daher habe man sich zum vollständigen Abriss des Lokschuppens entschieden. Allerdings wird damit nicht jegliche Historie verschwinden: Der Wassserturm und der Wasserkran sind denkmalgeschützt und dürfen folglich nicht abgerissen werden.
Anschluss ans Gleisnetz
Anstelle des alten Güterbahnhofs soll in der nahen Zukunft eine moderne Holzumschlaganlage auf dem rund 38 000 Quadratmeter großen Gelände errichtet werden. Diese Umschlaganlage kann an bereits vorhandene Infrastruktur anknüpfen: „Natürlich benötigen wir für unser Vorhaben eine Fläche mit einer Anschlussmöglichkeit an das Gleisnetz.
Dazu sollte genügend Raum für die Installation eines umfangreichen Schienennetzes zur Be- und Entladung von Güterzügen sowie genügend Fläche zur Zwischenlagerung vorhanden sein – der Standort Bestwig ist prädestiniert für unser Vorhaben“, merkt Hubertus Weber an, lässt dabei aber auch nicht außer Acht, dass einige Restriktionen in Kauf genommen werden mussten. Denn mit dem Kauf musste die Team-Timber GmbH auch die baufälligen Gebäude übernehmen und das Problem der eingeschränkten Zufahrtsmöglichkeiten zum Gelände behandeln.
Gelände wird weiterhin eine Bahnwidmung behalten
„Das Gelände wird weiterhin eine Bahnwidmung behalten“, führt Weber zum konkreten Vorhaben aus. So wird beabsichtigt, ein Schienennetz mit vielen Verlade- und Rangiergleisen zu errichten, das an das öffentliche Gleisnetz angeschlossen wird. „Die alten, teilweise noch vorhandenen Gleise zur Bedienung des ehemaligen Bahnbetriebswerks sind leider für unsere Zwecke nicht brauchbar“, betont Weber. Außerdem sollen die logistischen Voraussetzungen zur Be- und Entladung der Güter vom Lkw geschaffen werden. Es entstehen zwischen den Gleisen umfangreiche Lagermöglichkeiten für Güter, um eine schnelle Be- und Entladung der Züge zu gewährleisten.
Der Transport von den Sägewerken zur Umschlagstelle erfolgt weiterhin mit dem Lkw: „Die Bedienung des Logistikplatzes mit dem Lkw erfolgt vom Westen her über die Zuwegung parallel zum Bahnsteig. Die derzeitige Schotterpiste muss mit einem stabilen Belag für die Verkehre ertüchtigt werden“, so Weber.
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
Die heimischen Sägewerke sehen in der Errichtung einer Holzumschlaganlage einen notwendigen Schritt: „In den letzten Jahren dehnten sich die Geschäftsbeziehungen auf die überregionale, nationale und internationale Ebene aus. „Mit der Möglichkeit der Teilnahme an der Bahnlogistik erhoffen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten“, spricht Team-Timber Geschäftsführer Weber stellvertretend für die acht Unternehmen.
Damit trage man zum einen den Umständen Rechnung, dass das Cluster Forst/ Holz immer stärker auf die Nutzung des Schienenverkehrs ausgerichtet wird, weil weitere Strecken und größere Transporte überwunden werden müssen. „Zum anderen werden ökologische und ökonomische Aspekte wie Klimaschutz, Abgasbelastung, Maut und Kraftstoffpreise auf langen Strecken mithin untragbar“, so Weber.
Zudem habe die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Holzwirtschaft in den letzten Jahren erheblich nachgelassen, weshalb viele Sägewerke aufgeben oder ihre Produktion reduzieren mussten.
Neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt
„Mit den neuen bahnlogistischen Möglichkeiten soll die Wettbewerbsfähigkeit wieder gestärkt werden. In Zuge dessen können sich auch neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt – der in letzter Zeit stark unter dem Wettbewerbsdefizit leiden musste – ergeben“, sagt Hubertus Weber.
Mit einem Blick in die Zukunft heißt es von Unternehmensseite: „Neue logistische Möglichkeiten verbessern unsere Position auf Exportmärkten. Außerdem spielen aufgrund des sinkenden Angebots an Rohholz durch Waldumbau, Flächenstilllegungen, Kyrill oder Veränderungen in der Holzvermarktung überregionale oder gar internationale Beschaffungsmärkte zum Holz-Import eine bedeutendere Rolle – so im Falle von Kalamitäten“.
Der Aufenthalt auf der Baustelle ist lebensgefährlich – es wird daher vor „Tourismus“ zum Gelände gewarnt.
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