Ramsbeck. . Engelbert Prein ist Ortsheimatpfleger in Ramsbeck. Eine Geschichte über Heimatliebe, Dankbarkeit und Königsketten in Plastiktüten.

  • 72-Jähriger Ramsbecker engagiert sich als Ortsheimatpfleger
  • Zumindest gedanklich hat er sich schon mal mit der Übergabe des Amtes beschäftigt
  • Produktiv und kreativ war Prein als Ortsheimatpfleger aber auch in einer anderen Richtung.

Mit Anton Wegener hat der Gemeinderat kürzlich einen neuen Ortsheimatpfleger für Nuttlar gewählt. Er will nun die nächste Zeit nutzen, sich ins Amt einzuarbeiten. Diese Phase hat Ramsbecks Ortsheimatpfleger Engelbert Prein lange hinter sich. Seine Ernennungsurkunde trägt das Datum 4. Juli 1986. Damit ist er inzwischen seit 31 Jahren im Amt - und ehrenamtlich zuständig für Ramsbeck, Andreasberg, Berlar und Wasserfall. Für seinen Einsatz hat ihm der Bürgermeister 2008 die Ehrenmedaille der Gemeinde verliehen. Drei Jahre zuvor würdigte bereits der Kreis seine Verdienste mit dem Anerkennungspreis des HSK.

Die Motivation

An seine Motivation vor 31 Jahren kann sich Prein auch heute noch sehr gut erinnern. „Es hat mich geärgert, dass es für Ramsbeck kein ordentliches Archiv gab“, sagt er. Dabei sei es keineswegs immer so gewesen, dass er einen solch engen Bezug zu seiner Heimat gehabt habe wie heute. „Nach dem Abi war ich erstmal froh, dass ich weg war“, sagt Prein und lächelt. Als Jugendlicher habe er Ramsbeck als eng empfunden. „Meine Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit wuchs erst, als ich damals vom Studium in Münster und Göttingen zurückgekehrt bin“, erinnert er sich. Ein Segen für Ramsbeck. Denn seitdem gibt es nicht nur ein umfangreiches Archiv, es hat sich auch ansonsten in Sachen Ortsheimatpflege eine ganze Menge getan.

Die Archivarbeit

Ein bisschen, so sagt Prein, habe er das vielleicht in die Wiege gelegt bekommen. Sein Großvater Wilhelm Brolle hatte einen Schreibwarenladen samt Buchhandlung und einen kleinen Verlag. Von all den verschiedenen Postkarten, die es in seinem Laden zu kaufen gab, verwahrte er grundsätzlich ein Exemplar. „Das war quasi der Grundstock für das Ramsbecker Bildarchiv, erklärt Prein, der in den vergangenen 31 Jahren so ziemlich alles gesammelt hat, was er über Ramsbeck bekommen konnte. Und das ist eine Menge: Grubenpläne, Exponate aus der Bergbaugeschichte, Fotos, Schriftstücke und Teile aus dem Nachlass des letzten Bergwerkdirektors Walter Miederer, um nur einen kleinen Teil zu nennen. „Viele Ramsbecker wissen, dass ihre Sachen bei mir gut aufgehoben sind“, sagt Prein. Ein solches Vertrauen sei eine Grundvoraussetzung für den Aufbau eines Archivs. Ebenfalls wichtig, so Prein, sei der persönliche Kontakt. So hält er seit seiner Zeit als Schützenkönig im Jahre 1988 bei den Seniorennachmittagen, den die Ramsbecker Bruderschaft veranstaltet, Diavorträge - nach jedem dieser Nachmittage ist sein Archiv ein Stück weiter gewachsen. „Auf persönlichem Wege funktioniert so etwas viel besser als durch jeden Aufruf“, sagt er.

Ein Bild aus dem Jahr 1992:  Engelbert Prein (l.)  und Friedrich Stehling-Witthöfer beim Einsatz am Backes in Berlar.
Ein Bild aus dem Jahr 1992: Engelbert Prein (l.) und Friedrich Stehling-Witthöfer beim Einsatz am Backes in Berlar. © Privat

Die Denkmalpflege

Doch die Tätigkeit als „Jäger und Sammler“ ist bei Weitem nicht die einzige, mit der sich die Ortsheimatpfleger in der Gemeinde beschäftigen. Zu ihrem Amt gehört auch das denkmalpflegerische Engagement in den Orten. Im Fall von Engelbert Prein war das in den 80er-Jahren zum Beispiel die Reaktivierung des alten Backes in Berlar. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Denkmalamt wurde damals innerhalb von rund drei Jahren aus dem einstigen „Klumpatsch unter Dreck und Laub“ wieder ein funktionstüchtiges Backhaus. In den 90er-Jahren war es der Einsatz für die Alte Mühle in Ramsbeck, Anfang der 2000er-Jahre zählte die Sanierung des Ramsbecker Ehrenmals zu den Projekten. Dabei und bei all den anderen Vorhaben konnte sich Prein immer auch auf die Unterstützung aus der Bevölkerung verlassen. „Wenn Ramsbecker etwas planen, machen sie erstmal ein Fest“, sagt Prein. So wie im Fall des Ehrenmals, bei dem sich die Feuerwehr und der Kegelclub „Böse Buben“ engagierten. Der Erlös des Festes floss in die Sanierung - so wie die Erlöse vieler anderer Feste im Laufe der Jahrzehnte in andere Projekte flossen.

Der Höhepunkt

„Doch das Schönste, das ich mitgemacht habe“, erinnert sich Prein, „war die Gründung des Kaminfahnenfördervereins. Er wurde an einem Silvesterabend in den 80-ern an seinem Esstisch aus der Taufe gehoben. Mit dabei waren damals neben Prein auch Johannes Vollmer und Fredi Tusch. Ziel der drei war es, für die Weihnachtszeit einen leuchtenden Stern auf dem Rauchgaskamin am Bastenberg zu installieren. Ostern sollte es ein Kreuz sein. Und weil Ramsbecker bei ihren Plänen nicht lang fackeln, leuchtete nur ein Jahr später zu Weihnachten erstmals ein Stern auf dem Kamin. „Inzwischen ist aus dem Kaminfahnenförderverein eine schlagkräftige Truppe um den Vorsitzenden Frank Hermes geworden“, freut sich Engelbert Prein.

Die Veröffentlichungen

Unter dem Titel „Ramsbeck gestern und heute“ hat Prein in den 80ern auch ein eigenes Buch veröffentlicht. Das Themenspektrum darin ist vielfältig: Es geht um die Geschichte der Schützenbruderschaft, um den Einmarsch der Amerikaner, um die Schule und die geologische Entstehung des Ortes, die im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für den Erzbergbau gelegt hat. Das Buch ist nicht Preins einzige literarische Tätigkeit. Dazu gehören ebenfalls rund 25 Beiträge in verschiedensten Veröffentlichungen sowie die Chronik der Ramsbecker Feuerwehr, die anlässlich des 60-jährigen Bestehens erschienen ist. Auch die Chronik zum 100-Jährigen des TuS Valmetal und zum 150-Jährigen der Ramsbecker Schützenbruderschaft tragen seine Handschrift.

Bleibende Erinnerungen

Produktiv und kreativ war Prein als Ortsheimatpfleger aber auch in einer anderen Richtung. Unter seiner Regie sind fünf Ramsbecker Fahnen neu gestaltet bzw. restauriert worden: So entwickelte er für die Frauengemeinschaft, in der seine inzwischen verstorbene Frau lange Zeit Vorsitzende war, ebenso eine neue Fahne wie für die Jungschützen. Auch in die Gestaltung der Feuerwehrstandarte war Prein involviert. Bei der alten Mutter-Anna-Fahne der Frauengemeinschaft nahm er die Restaurierung in die Hand. Und nicht zuletzt ist er auch mitverantwortlich gewesen für die neuen Schützenfestfahnen im Ort. Während lange nur blau-weiße Flaggen vor den Häusern wehten, tragen die Fahnen nun auch den Schriftzug „Bergfreiheit Ramsbeck“ und die wichtigsten Bergbausymbole. Auch die Schützenkönigskette aus dem Jahre 1857 hat sich Prein vorgeknöpft. Er hat sie auseinandergenommen. Er hat sie gesäubert. Und er hat sie neu gelötet. Jetzt ist das historische Stück in der Schützenhalle hinter Glas zu bewundern. „Mir hat es in der Seele weh getan, dass die Königskette bei manch einem Regenten das ganze Jahr über in einer Plastiktüte im Schrank gelegen hat“, sagt Prein. Eine solche Kette sei ein Sozialwerk über die Geschichte Ramsbecks, betont er. Als Ortsheimatpfleger und als Chef der ehemaligen Könige hat sich Prein damals dafür eingesetzt, dass es nun eine neue Kette gibt. Für die Anschaffungskosten in Höhe von 7000 Euro haben im Jahr 2001 die ehemaligen Ramsbecker Könige zusammengelegt.

Unterstützung aus dem Ort

Für diese finanzielle Unterstützung ist Ramsbecks Ortsheimatpfleger ebenso dankbar wie für die Hilfe und das Engagement all der anderen Ramsbecker. Denn eine der wichtigen Erfahrungen, die Prein in seiner Zeit als Ortsheimatpfleger gemacht hat, lautet: „In allen Vereinen gibt es Leute, die mit anpacken. Allein kann man als Ortsheimatpfleger wenig schaffen“, betont Prein. „Außer archivieren vielleicht“, ergänzt er und lächelt.

Die Nachfolge

Er habe in all den Jahren nicht ein einziges Mal bereut, den Posten übernommen zu haben. Immer wieder sei er mit schönen Momenten entschädigt worden, wenn zuvor mal nicht alles ganz so glatt gelaufen sei, sagt Prein. Inzwischen ist Engelbert Prein 72 Jahre alt. Sein Elan ist heute nicht geringer als vor 31 Jahren. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste er seinen Einsatz ein bisschen zurückfahren. Zumindest gedanklich, so sagt Prein, habe er sich auch schon mal mit der Übergabe des Amtes an einen Nachfolger beschäftigt. Das aber ist gar nicht so einfach. „Ich habe in all den Jahren wirklich nie auf meinen Sachen gesessen“, sagt er. „Aber ich tue mich schwer damit, mein Archiv herauszurücken“, muss Prein gestehen. Er hat die Hoffnung, dass eines seiner Kinder den Posten übernimmt. Die Vorzeichen dafür stehen gut.

Vor allem der Bergbau hat die Geschichte Ramsbecks maßgeblich geprägt. Als 2009 der Förderverein des Besucherbergwerks gegründet wurde, hat Prein das Amt des Zweiten Vorsitzenden übernommen, das er bis heute inne hat. Aus 66 Mitgliedern sind 256 geworden.

Nach dem Rückzug der Sachtleben bildet der Verein das dritte Standbein der Museumsführung. „Zu den spektakulärsten ersten Maßnahmen gehört die Schaffung des Bergbauwanderwegs“, so Prein. „Ohne Alfred Braun in Verbindung mit dem Vorstand würde es den Weg in der jetzigen Form nicht geben“, sagt er.

Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook