Erflinghausen. . Zwei Pferde, zwei Schicksale: Beide Tiere verdanken der Pferdeliebhaberin Jeannine Piekenbrock aus Erflinghausen das Leben.
Zwei Pferde verdanken ihr das Leben. Es sind zwei Schicksale, die jeden Pferdefreund bewegen. Jeannine Piekenbrock hat sie hautnah miterlebt. Über beide hat sie jetzt Bücher geschrieben. So unterschiedlich die Schicksale auch sind: „Sie lehrten mich beide, zu lieben.“ Die Bücher heißen so, wie die beiden Schicksals-Pferde: „Classic Star“ und „Charisma“.
Jeannine Piekenbrock ist Pferdeliebhaberin. Die 40-Jährige war früher Springreiterin, sie bewohnt heute in Erflinghausen einen Bauernhof mit mehreren Pferden. „Classic Star“ kannte man in der Reitszene: Ein ausgezeichnetes Springpferd – für Jeannine Piekenbrock war der Wallach schlichtweg das Traumpferd, das sie gerne gehabt hätte, aber sich nicht leisten konnte. Es wurde nach Italien verkauft, kam dann im Alter fürs Gnadenbrot zurück nach Deutschland.
Traumpferd ihrer Jugend
Das Leben hat manchmal seltsame Zufälle parat. Jeannine Piekenbrock sah ihr früheres Traumpferd wieder: „Ich hatte Classic Star immer im Kopf behalten.“ Und dann erlebt sie ihn auf dem Hof im Münsterland, wo der 19-jährige Schimmel seinen vermeintlich schönen Lebensabend verbringt: Dünn, apathisch, verkommen und, das Schlimmste, der Glaskörper im linken Auge war nach einer Verletzung herausgerieben – „wie ein Zombie-Pferd sah er aus.“ Ihr war klar: „Classic Star“ würde sterben. Und ihr war ebenso klar: „Du kannst es nicht wissentlich sterben lassen. Dieses Pferd hatte das Beste verdient – und es landete in der Hölle.“
Den Gnadenhof-Besitzer interessiert das Schicksal dieses Pferdes nicht, der Eigentümer in Italien schenkt es ihr, nachdem Jeannine Piekenbrock ihn über den wahren Zustand seines Pferdes aufgeklärt hatte: „Du hast jahrelang für das Pferd geschwärmt, und jetzt spielt dir das Schicksal dieses Pferd zu.“
Wildfremde spenden plötzlich
Sie nimmt es mit nach Erflinghausen. Vom Menschen entfremdet und krank, schlägt es anfangs nach ihr. Dann fasst es Vertrauen. Sie schreibt auf Facebook unter „Sorgenkind“ über dieses Pferd – und erhält auf einmal Briefe samt Spenden von Wildfremden, die „Classic Star“ anrührt. 1000 Euro kommen so für eine Operation zusammen. „Classic Star“ wird das Auge entfernt. Das Pferd verkraftet die OP. Einmal ein Springpferd, immer ein Springpferd. Jeannine Piekenbrock merkt, das einäugige Pferd möchte wieder bewegt werden: „Das ist ein Leistungspferd durch und durch.“ Sie überlegt noch, ob „Classic Star“ nicht noch ein gutes Lehrpferd hergibt. 19 Jahre sind schon ein stolzes Alter für ein Pferd. „Classic Star“ hat immer noch eine Zukunft.
Diagnose: Ellenbogentrümmerfraktur
Und „Charisma“? Der Name passte, die schwarzbraune Stute hatte ihren eigenen Willen: „Ein wunderschönes Springpferd, aber nicht zu bändigen. Wie oft habe ich es verflucht.“ Dann wurde „Charisma“ auf der Weide von anderen Pferden offenbar getreten. Die Diagnose: Ellenbogentrümmerfraktur. Eigentlich ein Todesurteil. Jeannine Piekenbrock hatte schon einen Termin beim Schlachter ausgemacht. Als „Charisma“ dorthin gebracht werden sollte, sagte ihre Freundin: „Guck dem Pferd doch mal in die Augen. Das will leben!“ Jeannine Piekenbrock fragte noch einmal beim Tierarzt nach, ob es nicht doch eine Möglichkeit gebe, „Charisma“ zu retten.
Sieben Monate auf einer Stelle
Die Alternative zum Schlachter war: Sieben Monate angebunden im Stall, das Pferd durfte sich nicht hinlegen – und man musste hoffen, dass es gut geht. Jeannine Piekenbrock wählte die Stall-Lösung. War das Tierquälerei? Sieben Monate auf einer Stelle im Stall? Pferde sind Lauftiere, die sich bewegen müssen. „Die Frage kann ich bis heute nicht beantworten“, sagt sie. Aber „Charisma“ hielt durch. Ihre Besitzerin glaubt: „Das Pferd wusste genau, was auf dem Spiel stand. Es war so stark.“ Als „Charisma“ nach sieben Monaten losgebunden wurde, lief sie ganz normal, sie hatte nicht einmal Muskulatur verloren: „Das war auch für meinen Tierarzt ein Wunder .“
Später war Jeannine Piekenbrock mit „Charisma“ sogar noch einmal bei einem Turnier. Sie musste dort mit ihr zur Dopingkontrolle, das hatten andere Reiter verlangt: Denn keiner glaubte, dass ein Pferd nach dieser Fraktur wieder würde springen können – außer, es wäre gedopt. „So denken die Menschen eben“, meint Jeannine Piekenbrock. Die Probe war natürlich negativ. Heute hat sich die 18 Jahre alte Stute ihr Gnadenbrot verdient.
Jeannine Piekenbrock, gebürtig aus Meschede-Olpe, schreibt unter ihrem Alias-Namen „Anais C. Miller“. „Ich fand meinen Namen nie toll“, gesteht sie ein. Schreiben ist für sie ein Hobby: „Es gibt mir persönlich etwas.“
Ihre beiden Bücher sind jeweils als „Book on Demand“ erhältlich:
„Classic Star“ unter der ISBN 978-3-7431-1628-3 für 6,99 Euro, das über „Charisma“ gibt es für 5,99 Euro unter der ISBN 978-3-7431-3722-6.
Zu beiden Pferden gibt es auch eigene Facebook-Seiten: Zu „Classic Star“: https://www.facebook.com/Pferdeschicksale; zu „Charisma“ unter https://www.facebook.com/Pferdeschicksal
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