Bad Fredeburg. . Heimischer Naturschiefer wird auf den Dächern im historischen Stadtkern von Bad Fredeburg verlangt. Das macht eine Sanierung teuer. Ein Hausbesitzer will gegen die Regelung jetzt notfalls klagen.
- Hausbesitzer sieht Gängelung durch die Stadt Schmallenberg
- Verbot von spanischem Schiefer soll wettbewerbswidrig sein, sagt er
- Donnerstag berät der Fredeburger Gestaltungsausschuss
Schiefer ist nicht gleich Schiefer und grau nicht gleich grau - davon ist die Stadt Schmallenberg überzeugt. Sie verlangt daher in ihrer Gestaltungssatzung von den Bad Fredeburgern, deren Häuser im historischen Stadtkern liegen, eine altdeutsche Deckung mit heimischem Naturschiefer. Eine Auflage, die ein neues Dach ganz schön teurer macht.
Karl-Heinz Will, Sprecher einer Eigentümergemeinschaft in der Mothmecke, nennt als Kosten für die Dachhälfte, die zur Straße zeigt, rund 20 000 Euro: „Und da ist die städtische Förderung schon abgezogen.“ Er hält eine Bogendeckung mit spanischem Schiefer – wie sie auch schon auf der anderen Seite liegt – für durchaus ausreichend. Zumal sein Haus zwar im historischen Stadtkern liegt, es aber erstens von der Straße Mothmecke deutlich abgerückt ist und auch erst 1963 erbaut wurde. Der Begriff Denkmal oder historisch passt hier sicher nicht. Diese Deckung würde ihn nur 7200 Euro kosten.
Mit zweierlei Maß gemessen?
Grundlage für all diese Bauvorschriften ist die Gestaltungssatzung von Fredeburg. Wills Haus liegt im historischen Kern, nur wenige Meter von der St.-Georgs-Pfarrkirche entfernt. Gerade dort hat die Stadt einen Kreis um die Häuser gezogen. Alle, die neu bauen oder eindecken, müssen den teuren heimischen Schiefer bezahlen und die altdeutsche Deckung. Jedenfalls auf dem Dach – an den Fronten ist wieder spanischer Schiefer erlaubt – für Laien ist nicht nur das schwer verständlich, sondern auch kaum zu unterscheiden.
Karl-Heinz Will hat versucht über eine Änderungsbeschwerde bei der Stadt seine Forderungen durchzusetzen. Bisher erfolgslos. „Immerhin wird sich am kommenden Donnerstag der Fredeburger Gestaltungsausschuss mit unseren Argumenten auseinandersetzen“, sagt er. „Leider in nicht-öffentlicher Sitzung“ bedauert er. Er kritisiert auch, dass in der Stadt mit zweierlei Maß gemessen werde. „In Schmallenberg zum Beispiel ist die altdeutsche Bogendeckung und der heimische Schiefer nur auf denkmalgeschützten Bauten vorgeschrieben, sonst darf es auch der spanische Schiefer sein.“
Ihn ärgert es, wie die Stadt die Hausbesitzer gängelt: „Unsere Hauseigentümergemeinschaft akzeptiert Naturschiefer als Gestaltungselement der Gestaltungssatzung. Das ist verständlich und nachvollziehbar, nicht aber der Versuch vorzuschreiben, wo dieser Schiefer einzukaufen ist.“ Das sei eine Begünstigung des heimischen Schieferlieferanten.
Notfalls Gerichtsprozess
Das sieht die Stadt anders. „Spanischer Schiefer“, so erläutert Bürgermeister Bernhard Halbe, „bleibt dunkelgrau, fast schwarz. Der heimische Schiefer wird mit der Zeit heller.“ Das weiß auch Will. Genau das will er vermeiden. „Der Fredeburger Schiefer enthält viel Carbonat, das lässt ihn schneller grau oder braun werden und bröckeln, weil er mit dem sauren Regen reagiert.“
Er verweist darauf, dass es in seiner Wohnzone, der Zone I, mittlerweile viele Häuser gebe, die mit spanischem Naturschiefer gedeckt worden seien. Die städtische Bauaufsicht habe dies nicht verhindert. „Im Gegenteil: Einige Dächer mit spanischem Schiefer in Zone I wurden sogar durch die Stadt finanziell gefördert.“
Zudem hält er das Verbot des spanischen Schiefers für wettbewerbswidrig. Die Stadt behindere dadurch den freien Warenverkehr in der EU und begünstige ein ortsansässiges Unternehmen. Das sei aus alten Seilschaften entstanden, schimpft er. Dagegen argumentiert die Stadt, dass die Schiefergrube Magog nicht begünstigt werde. Sie vertreibe ja sowohl heimischen als auch spanischen Schiefer, heißt es. Und Bürgermeister Bernhard Halbe betont: „Und grundsätzlich gilt jeder deutsche Schiefer als heimischer Schiefer.“ Schiefer von der Mosel komme also auch in Betracht. „Der ist aber genauso teuer wie der Fredeburger“, weiß Will. Und schon jetzt könnten sich viele Bad Fredeburger den teuren Schiefer nicht leisten. Viele Dächer seien schon jetzt in einem jämmerlichen Zustand und keine Zier für das Fachwerkstädtchen.
Er sieht nicht ein, warum das Leben in der Fredeburger Kernstadt um so viel teurer gestaltet werden soll. „Wenn sich nur noch der Zahnarzt, der Apotheker, die Bank, die Hoteliers usw. den deutschen Schiefer ohne Probleme leisten können und die anderen sich mit Dachpappe zufrieden geben müssen oder sich verschulden, dann ist etwas nicht in Ordnung in der Bad Fredeburger Kommunalpolitik. Die Innenstädte sollten gefördert und nicht behindert werden.“ Auch Mieten und Pachten würden durch diese Praxis steigen. Der Bad Fredeburger will weiter dagegen kämpfen, notfalls vor Gericht.