Meschede. . Auch Kinder, die rund um die Uhr intensiv gepflegt werden müssen, werden erwachsen. Aber sie abschieben in ein Altenheim? Das kommt für viele Eltern nicht in Frage. In Meschede gibt es eine Alternative.
- Die Intensivpflege Regenbogen öffnet in Meschede eine WG für junge Erwachsene
- Die Bewohner sind auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen
- Melitta Schneider ist sicher, dass ihre Tochter dort gut versorgt wird
Selbstbestimmt leben in jeder Lebenssituation – das will die Intensivpflege Regenbogen in Meschede ermöglichen. In dem schmucken, neuen Haus zwischen Wald- und Siedlungsstraße sollen junge Erwachsene einziehen, die auf 24-Stunden-Intensiv-Pflege angewiesen sind. Das ist einzigartig in Südwestfalen. Gestern war dort Tag der offenen Tür.
Annett Heinze hat das Projekt federführend betreut. Die Geschäftsführerin der Intensivpflege Regenbogen ist überzeugt, dass der Markt für so eine Wohngemeinschaft reif ist, auch wenn sie noch keine feste Mietzusage hat. „Kinder entwachsen ihren Eltern, egal ob sie gesund oder krank sind. „Bei uns sollen Angehörige sich einbringen können, wenn sie das wollen.“
Natürlich handelt es sich bei den zukünftigen Bewohnern der Intensivpflege Regenbogen nicht um normale WG-Bewohner. Melitta Schneider war gestern extra aus Nachrodt nach Meschede angereist, um sich das Angebot für ihre Tochter Margareta anzusehen.
Die 27-Jährige leidet an einer Stoffwechselstörung. Nach und nach verliert sie alle Fähigkeiten, die sie schon erworben hatte. „Margareta war immer ein schwieriges Kind, das in seiner Entwicklung verzögert war, aber sie ist gelaufen, hat gesprochen“, berichtet Melitta Schneider. Erst als ihre Tochter viereinhalb Jahre alt war, erhielten die Eltern die niederschmetternde Diagnose.
Seniorenheim ist keine Alternative
Margareta muss heute rund um die Uhr intensivmedizinisch betreut werden. Sie sitzt im Rollstuhl, wird künstlich ernährt. Anfangs gingen die Ärzte von einer Lebenserwartung von 13 bis 14 Jahren aus. Doch gerade zuletzt hat sich der Zustand der jungen Frau stabilisiert.
„Ich werde älter“, sagt Melitta Schneider. „Ich will, dass Margareta gut versorgt ist.“ Das Haus Regenbogen gefällt ihr. Sie kennt einige Familien in ähnlichen Situationen. Die Unterbringung in einem Seniorenheim oder gemeinsam mit Senioren in einer WG als Alternative kommt für sie nicht in Frage. „Unsere Kinder haben etwas Besseres verdient“, sagt sie.
Melitta Schneider würde, falls ihre Tochter in Meschede einzieht, sich hier eine Wohnung und nach Jahren, in denen sie ausschließlich ihre Tochter gepflegt hat, wieder eine Arbeitsstelle suchen. „Ganz loslassen, kann ich sie nicht.“
HIntergrund
Die Bewohner leben im Haus Regenbogen auf 380 barrierefreien Quadratmetern in sieben WG-Zimmern, zum Teil mit eigenem Bad, einem Gemeinschaftsraum mit Küche und Sitzecke. Dazu kommen Räume für Pflegekräfte und die Hauswirtschaft.
Als Bewohner kommen Menschen zwischen 18 und 35 Jahren in Frage, die eine 24-Stunden-Intensivpflege brauchen, beispielsweise Patienten mit Hirnschäden oder mit Lungenerkrankungen, die teilbeatmet werden.
Die Kosten der Pflege übernehmen die Kassen.
Für Miete und Lebenshaltungskosten müssen die Bewohner - eventuell mit öffentlichen Zuschüssen - selbst aufkommen.