Schmallenberg. . Per Narkosegewehr hat ein Experte den streunenden Vierbeiner in Schmallenberg betäubt. Freiwillige wollen dem Hund nun ein neues Zuhause schenken.

  • Rund zwei Jahre lang ist das herrenlose Tier durch Schmallenberger Wälder gelaufen.
  • Eine Gruppe von ehrenamtlichen Tierschützern hat ihn nun einfangen lassen.
  • Die Untersuchungen beim Tierarzt laufen noch.

Nach wochenlangem Einsatz haben freiwillige Tierschützer ihr Ziel erreicht: Sie haben den Hund eingefangen, der jahrelang durch Schmallenberger Wälder streunte. „Der Hund ist am Wochenende per Distanz-Narkose betäubt und gesichert worden“, berichtet Tierschützerin Andrea Schöpfel. „Ghost“ – so haben die ehrenamtlichen Helfer ihren neuen Schützling getauft – wird nun zunächst tierärztlich versorgt.

Der schwarze Vierbeiner war Landwirten und Förstern aufgefallen, weil er offensichtlich herrenlos umherlief und auch mehrmals Rehe gerissen haben soll – das bezweifeln die Tierschützer allerdings, das Tier sei zu schwach, um einem Reh hinterherzuhetzen.

Ein Landwirt konnte den Hund zwar anfüttern, aber er kam nicht an ihn heran, das Tier flüchtete bei jeder Annäherung. Deshalb wurde vor einigen Wochen bereits darüber diskutiert, den Hund zu erschießen. Rein rechtlich wäre das den zuständigen Jägern erlaubt gewesen.

Unauffälliges Verhalten

Tierschützerin Schöpfel wurde über das Internet auf den Fall des wildernden Hundes aufmerksam und kontaktierte andere Ehrenamtliche aus der Region. Über Spenden finanzierten sie die Einfangaktion. Der Landwirt fütterte „Ghost“ weiter und die Tierschützer informierten einen Experten, der mit seinem Narkosegewehr anreiste und den Hund betäubte.

Nun ist „Ghost“ in der Obhut der Tierschützer. Wo genau, das wollen sie zunächst nicht verraten, um ihn zu schützen. Noch ist auch nicht bekannt, ob der Hund einen Chip oder sonstige Erkennungszeichen trägt, die auf seinen früheren Besitzer schließen lassen. Denn vermutlich wurde er irgendwann einmal ausgesetzt. Zumindest hat bisher niemand nach ihm gesucht oder ihn vermisst gemeldet.

Der geschätzt zwischen acht und zehn Jahre alte Hund wird nun weiter tierärztlich untersucht. „Auffällig war sofort seine Stummelrute, und er hatte vermutlich mal einen Kieferbruch, der aber schon verheilt ist“, so Schöpfel.

Das Verhalten des Hundes ist nach Angaben der Tierschützer bisher nicht auffällig. „Es ist ein ganz lieber Hund, man kann ihn sogar streicheln“, sagt Schöpfel. Der Tierschutzverein HSK hatte bereits zu Beginn der Diskussion um das Schicksal des Tiers abgelehnt, ihn im Tierheim oder einer Pflegestelle aufzunehmen. Sie waren davon ausgegangen, dass der Hund nach so langer Zeit im Wald kein Vertrauen mehr zum Menschen aufbauen würde.

Die Gruppe aus Ehrenamtlichen, die ihn trotzdem hat einfangen lassen, fühlt sich in ihrer Ansicht bestätigt. „Jeder Hund ist resozialisierbar – es sollte nicht einmal in Erwägung gezogen werden, in Deutschland entlaufene Hunde zu erschießen“, sagt Christel Feltens, Vorsitzende des Vereins „Home for Strays“. Sie habe keinerlei Verständnis für die Auffassung der Tierschützer im HSK. Die Helfer wollen „Ghost“ ein neues Zuhause bieten, in dem er seine letzten Jahre verbringen kann.