Eslohe. In Eslohe hat ein 24-jähriger bereits mehrfach für Polizeieinsätze gesorgt - auch, weil er eine 17-Jährige belästigt hat. Warum er nach einer Nacht bei der Polizei immer wieder gehen darf, erklärt Polizei-Pressesprecherin Bianca Scheer.
- Renitenter 24-jähriger bereitet Esloher Eltern Kopfzerbrechen
- Polizei muss ihn nach einer Nacht in Gewahrsam immer wieder ziehen lassen
- Inzwischen soll der Mann das Gemeindegebiet verlassen haben
Auch im Rathaus hat man sich mit dem Fall schon beschäftigt. Derweil melden sich nun im Internet und auch in unserer Redaktion vermehrt Eltern zu Wort. Sie sind verunsichert. Der Mann bereite ihr Kopfzerbrechen, betont eine Mutter. „Warum dürfen sich solche Typen alles erlauben und wir müssen Angst haben, unsere Kinder vor die Tür zu lassen“, will eine verunsicherte Leserin am Telefon wissen. Dabei gehe es ihr keineswegs um die Tatsache, dass der Mann Asylbewerber sei, betont sie. Aus ihrer Sicht sei das ein ganz grundsätzliches Problem.
Erstmalig sorgte der 24-Jährige marokkanische Asylbewerber Anfang August für Unruhe. Weil er sich nicht an ein Hausverbot hält, das eine Wirtin gegen ihn ausgesprochen hat, muss die Polizei anrücken.
Ende August wiederholt sich das Ganze. Diesmal kommt Beleidigung hinzu. Am 6. September eskaliert die Situation. Weil er sich erneut gegen das Hausverbot widersetzt, greifen Kneipenbesucher ein und wollen ihn vor die Tür setzen. Es kommt zum Gerangel, bei dem einer der Gäste leicht verletzt wird. Wieder ist die Polizei im Einsatz.
In der Nacht zum 8. September legt sich der Marokkaner mit seinem Zimmernachbarn in der Asylbewerberunterkunft an - er verpasst ihm eine Kopfnuss, weil seiner Ansicht nach die Musik zu laut ist. Erneut müssen Beamte einschreiten. Nur wenige Stunden später belästigt der Marokkaner am hellichten Tag im Esloher Kurpark eine 17-Jährige. Wieder wird die Polizei zu Hilfe gerufen. Sie erteilt dem 24-Jährigen einen Platzverweis für den Bereich und die Auflage, sich von dem Mädchen fern zu halten. Als er wenig später trotzdem wieder aufkreuzt, nehmen die Beamten den Mann in Gewahrsam.
Wegsperren! Abschieben! Einbuchten! Das sind die plakativen Schlagwörter, mit denen sich unter der Berichterstattung über diese Fälle im Internet Luft gemacht wird. „Doch so einfach ist das nicht“, sagt Bianca Scheer, Pressesprecherin der Polizei in Meschede. Sie kennt die Vorwürfe, dass die Polizei angeblich nicht hart genug durchgreife, zu gut. „Aber wir haben in Deutschland keine Lynchjustiz“, betont sie. Und das sei auch gut so.
Nach Ausnüchterung entlassen
Die Polizei habe sich an geltendes Recht zu halten. Und das habe sie in den angeführten Fällen auch getan, indem sie den stets betrunkenen Mann zur Verhinderung weiterer Straftaten mehrfach in Gewahrsam nahm. Nach seiner Ausnüchterung durfte der 24-Jährige am nächsten Morgen allerdings immer wieder gehen. So sehe es das Gesetz vor, betont Scheer. Für eine Festnahme des Mannes gebe es trotz der Anzahl der Vorfälle keine rechtliche Grundlage. „Bei Hausfriedensbruch, leichter Körperverletzung, Beleidigung und sexueller Belästigung handelt es sich um Vergehen mit geringerer Strafandrohung“, erklärt die Polizei-Pressesprecherin und ergänzt: „Damit die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl erlässt, müssen deutlich schwerere Straftaten vorliegen“. Auch wenn das für manch einen - vor allem dann, wenn persönliche Betroffenheit im Spiel ist - schwer nachvollziehbar sei. Erst wenn die Anzahl solcher Vergehen ein gewisses Maß überschreite, gebe es die rechtliche Möglichkeit, härter durchzugreifen. Eine klare Grenze gebe es dafür jedoch nicht.
Was die besorgten Eltern beruhigen dürfte: Nach Recherchen unserer Zeitung soll sich der 24-Jährige, der mit Marokko aus einem sicheren Herkunftsland stammt, seit einigen Tagen nicht mehr in der Gemeinde Eslohe befinden.
Gesamteindruck verderben
Ludwig Klens vom Integrationskreis hatte nie persönlichen Kontakt zu dem 24-jährigen Asylbewerber. „Insofern kann und möchte ich mich zu dem konkreten Fall auch nicht äußern“, sagt er. Er finde es aber bedauerlich, wenn einige wenige den Gesamteindruck verderben. Natürlich, so sagt er, gebe es in den Unterkünften gelegentlich Konflikte. Auch der Integrationskreis habe in anderen Fällen schon die Polizei alarmieren müssen, weil Asylbewerber aufeinanders losgegangen seien. „Das ist auch für uns anstrengend“, gesteht Klens. Aber es lohne sich, diese Energie aufzubringen, denn die weitaus meisten Erfahrungen seien absolut positiv.
Keine eklatanten Häufungen
Das bestätigte mit den gleichen Worten gestern auch Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting, der ebenfalls von den zahlreichen Delikten des 24-jährigen Mannes in Kenntnis gesetzt worden war. Kersting betont: „Das ist ein Einzelfall. In der Gemeinde Eslohe gib es seit Beginn der Flüchtlingskrise keine eklatanten Häufungen im Gebiet der Kriminalität.“