Nuttlar. . 56 Millionen Euro hat die neue Talbrücke Nuttlar an der A 46 gekostet. Ab August wird die Rampe abgebaut. Bis zum Frühjahr wird Erdreich aufgeschüttet, um die Brücke auf ein Niveau mit der Fahrbahn zu bringen.

Das war eine Führung für Hartgesottene. Mitten auf der Talbrücke der A 46, exakt als der höchste Punkt erreicht war, überraschte die Besuchergruppe ein heftiger Regenschauer. Kleiner Trost danach: Der Wind war ebenso heftig, er trocknete alles wieder. Die Besucher nahmen es gelassen. Schließlich gab es so viele Informationen aus erster Hand über eine durch und durch ungewöhnliche Baustelle. Mit der Führung in Nuttlar beginnt unsere Sommerferien-Aktion an ungewöhnlichen Orten. 15 Leser konnten teilnehmen, sie waren begeistert.

Rampe wird beseitigt

Der Zeitpunkt gerade ist ideal für eine Führung, denn aktuell finden an der Brücke keine Arbeiten statt. Das ändert sich im nächsten Monat: Dann wird die jetzige Rampe auf der Ostseite abgebaut. Bis zum Frühjahr wird dann Erdreich aufgeschüttet, um die Brücke auf ein Niveau mit dem anschließenden Fahrbahnstück zu bringen.

Eine besondere Konstruktion

Die Verantwortung für das Bauwerk und den gesamten neuen Streckenabschnitt der A 46 hat Richard Mede als Projektleiter beim Landesbetrieb Straßenbau in Meschede. 56 Millionen Euro hat die Talbrücke gekostet. Mede führte die Gruppe. 4000 Besucher haben sich die Baustelle schon zeigen lassen. Er erläuterte die Besonderheiten. Mit 115 Metern über Tal ist die Nuttlarer Brücke die höchste Autobahnbrücke in NRW. „Sehr außergewöhnlich“ ist die Konstruktion mit ihren nur sechs Pfeilern – und zwischen zwei Pfeilern liegen auch noch bis zu 115 Metern. So viel Raum dazwischen zu lassen sei einerseits der Topographie geschuldet, andererseits der Optik: „Doppelt so viele Pfeiler würden ja sonst aussehen wie im Knast.“ Denn mehr Stützen hätten natürlich noch mehr Beton bedeutet.

Ganz dicke Bleche

Viele Zahlen nannte Richard Mede. Zum Beispiel sind in der Brücke 8200 Tonnen an Stahl verbaut. Von Blechen sprechen die Experten. Wobei dabei niemand an dünne Konservendosen-Bleche denken sollte – die Stahlbleche der Autobahnbrücke sind zwischen vier und zwölf Zentimeter dick. „Mit wenig Schubkraft lässt sich viel bewegen“: Mit „nur“ 400 Tonnen Schubkraft wurden die riesigen Bauteile von Pfeiler zu Pfeiler zusammengeschoben, um am Ende die 660 Meter lange Brücke zu bilden.

Mitdenken gefordert

Mitdenken mussten die Besucher: Wie bekommt man den Beton hinauf in 115 Metern Höhe? Richard Mede gab am Ende die Erklärung: In die Betonpfeiler waren Rohre eingesetzt worden, durch die der Beton per Hochleistungspumpen hinauf in die Höhe gefördert wurde.

Am höchsten Punkt angelangt

Es war etwas Nervenkitzel dabei. „Ich muss fragen: Sind Sie alle glücklich? Sehr, sehr glücklich?“ Erst als das alle Besucher bejahten, ließ Richard Mede sie an den höchsten Punkt der Brücke, über der Landstraße 776. Eine Markierung gibt es dafür natürlich nicht – es kommt ja sonst niemand dorthin.

Stockdunkler Gang darunter

Ein Wermutstropfen bei der Führung: In den Hohlkasten, der unter der Autobahnbrücke verläuft, konnte die Gruppe doch nicht hinein. Der Grund: Es ist dort stockdunkel, die Beleuchtung ist bereits abgeklemmt worden, dauerhaft Strom gibt es dort nicht. Bei künftigen Inspektionen muss ein Generator mit hinein genommen werden.

Fertigstellung noch offen

Natürlich kam diese Frage: „Wann ist die Autobahn fertig? Wann können wir drüberfahren?“ Richard Mede sagte: „Einen Termin gibt es nicht. Wenn es ihn gäbe, würde ich ihn nicht preisgeben.“ Er erläuterte dafür auch die Hintergründe: Zwar ist der Weiterbau durchfinanziert, aber dieses Geld ist nicht täglich abrufbar. Vor neuen Aufträgen muss sich der Landesbetrieb beim Bund rückversichern, ob aktuelle Gelder dafür bereitstehen, erst dann kann die Auftragsvergabe erfolgen. Hinzu kämen denkbare Verzögerungen beim Bau durch strenge Winter: „Deshalb gibt es keine seriösen Angaben zum Zeitplan.“ Bislang sind an der A 46 125 Millionen Euro verbaut worden. Weitere 40 Millionen Euro kommen noch hinzu.