Reiste. . Es ist eine Art Aufbäumen, das Pastor Jürgen Rademacher und seine evangelischen Gemeindeglieder proben. Der evangelischen Kirche Reiste droht das endgültige Aus, der Abriss, und das wollen Rademacher und seine Mitstreiter um jeden Preis verhindern.

  • Konzert soll Kirche nochmal ins Bewusstsein rücken
  • Trägerverein dringend gesucht
  • Pfarrer gibt Hoffnung nicht auf

Deshalb veranstalteten die Kirchengemeinde und der Kunstverein Pro Forma jetzt ein gemeinsames Konzert mit dem Orchester Wolfgang Menzel.

Seit vier Jahren steht die evangelische Kirche in Reiste zum Verkauf, doch bis jetzt hat sich kein Interessent gefunden. Rademacher ist verzweifelt: „Die Kirche ist schon entwidmet, aber wenn sie abgerissen werden muss, dann bricht es mir das Herz.“

Damit ist der Pastor aber nicht allein. Viele Gemeindeglieder aus Reiste sind traurig und verbinden mit der Kirche viele Erinnerungen, sei es ihre eigene Taufe oder die der Kinder, Hochzeiten, aber auch Trauerfeiern.

Hoffnung

Für das Konzert haben sie in der und um die Kirche alles fein hergerichtet: Rasen gemäht, Unkraut gezupft, geputzt und den Kirchenraum geschmückt. Rademacher hofft nun, dass sich ein Trägerverein findet, der die Kirche übernimmt. „Am Besten aus dem Ort oder der Region, deshalb veranstalten wir das Konzert. Damit die Kirche noch mal ins Bewusstsein gerückt wird. Wir wollen ein Zeichen setzten.“ Er zeigte sich erfreut wie viele Zuhörer gekommen sind: Alle Stühle sind besetzt und es muss noch zusammengerückt werden.

Kultureller Mittelpunkt

Dabei könnte die kleine Kirche zu einem schönen kulturellen Mittelpunkt werden. Die Voraussetzungen hat sie allemal: ein atmosphärischer Raum, tolle Akustik und wunderschöne Fenster, die das Sonnenlicht in faszinierenden Nuancen einfallen lässt. „Wir könnten uns viele kulturelle Veranstaltungen vorstellen“, so Rademacher, „doch die Kirchengemeinde kann das weder personell, noch finanziell leisten. Hätten wir einen Trägerverein könnten wir zum Beispiel Leader-Mittel beantragen.“ Rademacher wird’s eng ums Herz, wenn er darüber spricht: „Aber jetzt ist die Kirche erst mal voll und wir freuen uns auf das Konzert. Vielleicht können wir ja im Herbst noch einmal eine Veranstaltung anbieten.“

Der Kunstverein Pro Forma nahm das Angebot der evangelischen Kirchengemeinde gern an. Andrea Gödde-Kutrieb vom Vorstand: „Für uns ist das sozusagen eine Premiere, denn wir organisieren ja eher klassische Konzerte, aber wir sind auch immer offen für Neues.“ Diesmal also Big Band-Musik in einer Kirche im Rahmen des Spirituellen Sommers. Das Orchester Wolfgang Menzel versetzte die Zuhörer in schwingende Begeisterung für die Klänge von Glenn MiIller, Count Basie und Benny Goodman.