Grevenstein. . Plötzlich tritt bei der Veltins-Brauerei giftiges Ammoniak aus. Eine betriebseigene NH3-Notfalltruppe verhinderte Schlimmeres.
- Erster Ernstfall-Einsatz für die betriebseigene NH3-Notfalltruppe bei Veltins
- Die Schutztruppe ist nach neuesten Sicherheitsstandards ausgerüstet
- Als enger Partner der Feuerwehr hatte sie die Lage schnell im Griff
Mit einer eigenen Einsatztruppe hat sich die Brauerei Veltins vor 20 Jahren gegen genau dieses Szenario gewappnet: Ammoniak – chemisch NH3 – tritt aus. Die betriebseigene NH3-Notfalltruppe hatte am Mittwochabend zwar erst ihren ersten Ernstfall-Einsatz, hatte aber die Lage schnell im Griff. Ein Vorteil fürs Unternehmen: ein deutlicher Zeitgewinn, weil die Truppe die Firma kennt.
Komplexe Kältetechnik
Ammoniak ist ein stark ätzendes Gas – das Leck am Mittwochabend war zwar winzig, nur ein Liter Gas trat aus. Der Vorfall hätte aber deutlich schlimmer ausgehen können. Ammoniak-Leitungen durchziehen den gesamten Produktionsbetrieb. Sie sind nötig für die komplexe Kälteanlagentechnik der Brauerei. Abgesichert sind sie durch ein Gas-Frühwarnsystem. Es alarmiert neben der Feuerwehr auch die eigenen Spezialisten.
„Etwa ein Dutzend Mitarbeiter gehören dieser Einsatzgruppe an“, erläutert Pressesprecher Uli Biene und betont: „Das ist keine Betriebs-Feuerwehr.“ Vollschutzanzüge und das Wissen um die Anlagentechnik hätten am Mittwochabend innerhalb kurzer Zeit den schnellen Zugriff ermöglicht. Biene: „Vor allem, dass unsere Leute seit Jahren regelmäßig Hand in Hand mit der Feuerwehr üben, hat sich ausgezahlt.“
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Bereits seit 1996 besteht die NH3-Schutztruppe, die in den zurückliegenden 20 Jahren intensiv geschult wurde und heute nach neuesten Sicherheitsstandards ausgerüstet ist. Die firmeneigenen Spezialisten – darunter ein Kernteam aus dem Bereich Energie- und Maschinentechnik – werden mehrmals im Jahr geschult und gesundheitlich durchgecheckt. Das ist wichtig, wenn man unter Atemschutz im Einsatz ist. So absolvieren sie regelmäßig den Gesundheitscheck „G26“, der auch für die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren gilt. Außerdem gehören Belastungschecks und die jährlichen Übungen auf der Atemschutzstrecke des HSK zum Ausbildungsprogramm.
„Unsere NH3-Schutztruppe versteht sich als enger Partner der Feuerwehr – viele der Mitarbeiter sind selbst in der Feuerwehr aktiv“, erläutert Biene. Nach der Alarmierung am Mittwochabend trafen Bernd Kramer und Felix Naumann als erste vor Ort ein. „Während Kramer die Kälteanlagen aus dem Effeff kennt, gehört Naumann sowohl zur NH3-Einheit der Brauerei, als auch zur Freiwilligen Feuerwehr Grevenstein“, berichtet Biene.
Er betont, dass es genau dieses Prinzip ist, das Veltins wichtig ist: ein unter Vollschutz eingesetztes Team aus einem Brauereimitarbeiter und einem Feuerwehrmann.
Während sich weitere Mitarbeiter der NH3-Schutztruppe und der Feuerwehr für den Gefahrguteinsatz ausrüsteten, konnte der erste Trupp bereits das Leck identifizieren und die Leitung schließen. „Gut war, dass unser Mitarbeiter die Anlagentechnik und die räumliche Situation im Maschinenhaus genau kannte.“
Schon nach wenigen Minuten war die Anlage technisch dicht. Automatisch setzten sich die Lüftungsanlagen in Betrieb, die Feuerwehr saugte die Raumluft ab und schlug die Gase durch einen Wasserschleier nieder.
„Es ist gut zu wissen, dass sich die langjährige Vorbereitung und das fortwährende Training im Ernstfall bewährt haben“, bilanzierte Claus Lamberty, der die NH3-Notfalltruppe leitet. Vorbildlich sei die Zusammenarbeit mit den Feuerwehreinheiten gewesen. Noch gut erinnert man sich bei Veltins an 2012, als zu einer Katastrophenschutzübung mehr als 200 Einsatzkräfte gemeinsam mit der NH3-Schutztruppe auf dem Brauereigelände trainierten. Die Aufgabe: Das Abdichten eines Ammoniak-Lecks und Personenrettung aus einer Gefahrenlage.