Meschede. . Der Rettungsdienst im HSK soll durch eine Umstrukturierung wirtschaftlicher werden. Kritiker befürchten, dass er dadurch auch weniger leistungsfähig wurde.

Der Rettungsdienst im Hochsauerlandkreis soll umstrukturiert werden. Dabei könnte sich die medizinische Versorgung für die Patienten verschlechtern, befürchten Kritiker. In der Belegschaft herrscht Unruhe. Viele der Mitarbeiter machen sich Sorgen - auch um ihre eigene Situation.

Aus Sicht des Hochsauerlandkreises ist es zunächst einmal Routine: Alle fünf Jahre muss ein Bedarfsplan für den Rettungsdienst aufgelegt werden. Dieses Mal hat ein Büro aus Bonn die Abläufe analysiert. Das Ergebnis des Gutachtens hat es allerdings in sich: Empfohlen werden grundlegende Änderungen. Vorbild ist Paderborn, wo dieser Schritt in ähnlicher Form bereits vor Monaten erfolgt ist. Christof Dürwald, HSK-Fachbereichsleiter Rettungsdienst/Feuer- und Katastrophenschutz, betont allerdings, dass zurzeit noch nichts entscheiden sei. Es fänden jetzt Anhörungen mit allen Beteiligten statt, bevor der Kreistag in einigen Wochen über das Konzept abstimmen werde.
Auch auf den Rettungswachen werden die Gutachten vorgestellt. Dort, so wird berichtet, ist die Stimmung angespannt. Es werde auch Druck ausgeübt, keine internen Informationen an die Öffentlichkeit zu geben, heißt es. Denn einige Änderungen gelten als brisant. Beispiel: einfache Krankentransportwagen. Ihre Zahl soll halbiert werden, sie sollen nur noch eingesetzt werden, wenn Patienten mehr als zwei Stunden beispielsweise zu einer Fachklinik gefahren werden müssen. Alle anderen Fahrten sollen die großen Rettungswagen übernehmen, deren Zahl von 18 auf 26 aufgestockt wird. Unterm Strich sei diese Umstellung wirtschaftlicher, sagen die Gutachter.

Die Praktiker befürchten hingegen: Dadurch entstehe ein Rettungswagen-Roulette. Ein Beispiel: Wenn die Fahrzeuge aus Meschede mit Transporten belegt wären, müssten für wirkliche Notfälle die Kollegen aus der Umgebung anrücken - mit längerer Anfahrtszeit. Das geschieht schon heute, wenn alle Wagen einer Wache im Einsatz sind. Künftig, so die Sorge, könnte es dazu noch viel häufiger kommen, „weil die Rettungswagen zweckentfremdet werden.“

Zwei Minuten bis zum Ausrücken

Es gibt weitere Punkte in dem Gutachten, die auffallen - etwa bei der so genannten Hilfsfristbemessung: Dabei werden Höchstwerte berechnet, innerhalb derer ein Rettungs- oder Feuerwehrwagen am Einsatzort eintreffen muss. Der Hochsauerlandkreis setzt zwölf Minuten an. Die Gutachter gehen von nur zwei Minuten ab Eingang des Notrufs bis zum Ausrücken des Fahrzeugs aus. Zwölf Sekunden setzen sie für die Annahme des Notrufs an. „Wie soll in dem Zeitrahmen eine angemessene medizinische Abfrage erfolgen?“, fragen Kritiker. „Und wie sollen Mitarbeiter in der Zeit Schuhe und Jacken, nachts auch Hosen und Pullover anziehen, zum Fahrzeug laufen und über Funk die Einsatzübernahme quittieren?“ Der Vorwurf lautet: Die Zahlen seien geschönt, in Wahrheit seien die Hilfsfristen so nicht einzuhalten.

Beim Personal rumort es nicht zuletzt, weil es auch Arbeitszeiten und Schichtmodelle umstrukturiert werden sollen - das geht zum Teil ins Geld für die Mitarbeiter. Im Gutachten werden für die Zukunft unterschiedliche Arbeitszeiten empfohlen, die um 23 Uhr oder nachts um 1 Uhr enden. Die Folge: Diese Mitarbeiter kommen - je nach Wohnort und Überstunden - mitten in der Nacht nach Hause. Samstage sollen künftig als Werktage zählen, die Anzahl der dienstfreien Wochenenden schrumpfen. „Das“, so die Kritik, „macht den Hochsauerlandkreis als Arbeitgeber nicht gerade attraktiv und ist sicherlich nicht familienfreundlich.“ Was die Betroffenen ärgert: Sie sehen im Kreis Soest,im Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis, dass es auch anders geht: Dort wird an dem 24-Stunden-Schichtsystem festgehalten.