Bestwig.. Während in vielen anderen Orten die Zahl der Trauungen in den vergangenen Jahren um ein Drittel gesunken ist, kann sich das Bestwiger Standesamt über mangelnde Arbeit nicht beklagen.
In der Gemeinde wird nach wie vor fleißig geheiratet. Rund 50 Paare haben sich dort 2015 das Ja-Wort gegeben. Damit ist die Zahl der Eheschließungen seit Jahren konstant. Claudia Schmitten vom Bürgeramt führt das unter anderem auf die Flexibilität im Rathaus zurück. Soll heißen: Was in anderen Orten nicht möglich ist, wird in Bestwig oftmals möglich gemacht.
Wie etwa die Trauung am Nachmittag des Altweiber-Donnerstags. „Eigentlich wollte das Arnsberger Paar auch in Arnsberg heiraten“, sagt der Standesbeamte Georg Funke. Dort und woanders habe es aber keinen Termin bekommen, weil an diesem Tag die meisten Rathäuser geschlossen sind. Das ist in Bestwig eigentlich nicht anders. „Oftmals steckt hinter dem mehr oder weniger dringenden Wunsch nach einem ganz besonderen Termin auch eine ganz besondere, oftmals sehr private, Geschichte“, so der Standesbeamte. So erzählte auch das Arnsberger Paar einen ganz persönlichen Hintergrund, um sich an diesem närrischen Tag das Ja-Wort zu geben. „Da kann man dann doch nicht Nein sagen“, findet Funke und hat die beiden getraut.
Nicht Nein sagen konnte das Bestwiger Standesamt auch bei dem Wunsch eines Paares aus Eversberg, möglichst nahe der Heimat den Bund fürs Leben zu schließen. Nachdem das dortige Standesamt an dem Tage verschlossen blieb, fand die Trauung in Föckinghausen statt. Doch der vertraute Blick auf die Eversberger Silhouette verschwand während der Zeremonie hinter einer Nebelwand. Das habe der feierlichen Stimmung aber nicht geschadet.
Erste Trauung im Fort Fun
Von den 50 Trauungen, die die Bestwiger Standesbeamten im vergangenen Jahr vorgenommen haben, kamen 15 Paare von außerhalb. Die meisten, weil es in ihrer Heimat mit dem Wunschtermin nicht geklappt hat. Und das sorgt für eine Konstanz in der Bestwiger Eheschließungs-Statistik. „Es ist ja nicht so, dass wir hier eine Burg oder ein schönes Schloss haben, um das sich Heiratswillige von außerhalb reißen“, sagt Georg Funke.
Ganz unattraktiv ist das Heiraten in Bestwig allerdings auch nicht: Neben Trauzimmer und Bürgersaal im Rathaus sind vor allem der Junkern Hof in Ramsbeck und das Ramsbecker Erzbergwerk als Location beliebt. Inzwischen haben auch bereits drei Trauungen in der Schiefergrube in Nuttlar stattgefunden. Außerdem wird sich in dem Jahr erstmals ein Paar im Saloon des Fort Fun das Ja-Wort geben.
„Wir sind ein Dienstleister“
Georg Funke weiß: „In Zeiten, in denen immer mehr Menschen auf eine kirchliche Hochzeit verzichten, wird die standesamtliche Trauung umso bedeutungsvoller. Wir wollen die spektakulären Orte gar nicht forcieren, aber dennoch die Wünsche der Paare berücksichtigen“, sagt er. Er selbst sehe das ganz pragmatisch: bei der Suche nach einem schönen Ort für eine Eheschließung sage er nicht selten: „Der schönste Ort an diesem Tag ist immer der Ort, an dem Sie, das Brautpaar, sich das Ja-Wort geben“.
„Die Zeiten, in denen sich das Rathaus nur als reine Behörde verstanden hat, sind längst vorbei“, betont Claudia Schmitten. „Wir sind ein Dienstleister.“ Und da gehöre es eben auch dazu, flexibel zu sein, um Heiratswilligen ihre Wünsche zu erfüllen. So sei das Bestwiger Standesamt zum Beispiel weit und breit das Einzige, das auch Silvester Trauungen vornehme. Im Jahr 2014 waren es immerhin sechs Paare, die diese Möglichkeit genutzt haben, im vergangenen Jahr zwei. Auch die sind gut für die Bestwiger Statistik.
Bereits jetzt haben im Bestwiger Standesamt Paare aus Antfeld, Arnsberg, Olsberg und dem Ruhrgebiet T
ermine für dieses Jahr reserviert.
Die meisten Trauungen haben im vergangenen Jahr im Dezember stattgefunden. Zehn waren es an der Zahl. Nicht immer, aber oftmals, hat die Heirat in diesem Monat einen finanziellen und damit einen gänzlich unromantischen Hintergrund.
Der Monat August liegt beim Standesamt der Gemeinde Bestwig auf Platz zwei der beliebtesten Heiratsmonate - vermutlich wegen des Wetters. 2015 gaben sich acht Paare in diesem Monat das Ja-Wort.