Schmalllenberg.. Das Kriminalkommissariat ermittelt nach der Attacke in einer Schmallenberger Asylunterkunft weiter. Das Messer bleibt verschwunden.

Das Kriminalkommissariat in Meschede hat die Ermittlungen nach der Messerattacke in der Asylbewerberunterkunft im Gewerbegebiet Breite Wiese von der Mordkommission Dortmund übernommen. Die Staatsanwaltschaft stuft das Geschehen inzwischen als gefährliche Körperverletzung ein. In einer ersten Einschätzung war sie von einer versuchten Tötung ausgegangen.

Kurz vor Mitternacht

Wie wir berichteten, hatte ein 20-jähriger Marokkaner einem 38-jährigen Landsmann am Montag kurz vor Mitternacht im Streit ein Messer in die Brust gerammt, so die Ermittlungen. Nach Aussagen des Opfers hatte er zuvor gebrüllt: „Ich bringe Dich um!“ Warum sich die beiden Männer gestritten haben, ist weiterhin ungeklärt. „Uns ist bisher kein Motiv bekannt“, sagte Staatsanwalt Klaus Neulken. Die Tatwaffe ist nach wie vor verschwunden. Der 20-Jährige, der sich in Untersuchungshaft befindet, bestreitet die Vorwürfe.

Die Staatsanwaltschaft geht juristisch von einem „nicht beendeten Tötungsversuch“ aus, dafür spräche unter anderem, dass ein einziger Stich erfolgt sei.

Am möglichen Strafmaß ändert diese Einschätzung erfahrungsgemäß nichts: Für eine gefährliche Körperverletzung kann bis zu zehn Jahre Haft verhängt werden. Das Opfer wurde unterdessen von der Polizei vernommen. Der Mann ist gesundheitlich auf dem Weg der Besserung.

Bei der Stadt Schmallenberg ist die Nachricht von der Tat erst am Dienstag angekommen. „Wir sind am folgenden Vormittag von der Polizei informiert worden“, sagt Carmen Oberstadt, Koordinatorin für Flüchtlingsangelegenheiten. Am Tat-Abend selbst waren die Bewohner der Asylunterkunft unter sich – 20 Männer wohnen dort zusammen. Sie sind in Doppel- und Dreibettzimmern untergebracht, teilen sich Küche und Bäder. Ihren Alltag und das Zusammenleben müssen sie wie jeder Bürger selbst organisieren. „Jeder Unterkunft ist allerdings ein Hausmeister zugeordnet, der einmal am Tag vorbeikommt und als Ansprechpartner bereitsteht“, erklärt Oberstadt.

Alleinreisende Männer

Die Unterkunft an der Breiten Wiese war eine der ersten, die die Stadt geschaffen hat. Die Besonderheit hier: Unter den Bewohnern sind keine Frauen oder Familien, ausschließlich alleinreisende Männer leben dort. Dass diese Konstellation ein erhöhtes Konfliktpotenzial mit sich bringt, denkt Oberstadt nicht: „Da sehe ich keinen Zusammenhang.“ Auch die Nationalität der Beteiligten hat aus ihrer Sicht keine Bedeutung: „Der Ausgang ist traurig und gefällt uns nicht“, so Oberstadt. „Aber Auseinandersetzungen können leider vorkommen, wenn so viele Menschen unter einem Dach zusammenleben.“

Sicherheit der Unterkünfte

Was die Sicherheit rund um die Asylbewerberunterkünfte angeht, kooperiert die Stadt mit anderen Behörden. „Es besteht ein ständiger Austausch zwischen Stadt und Polizei“, sagt Oberstadt. Das sei aber bereits seit Langem Praxis – direkte Konsequenzen für die Arbeit der Stadt werde der Vorfall vom Montag nicht haben.

Konkrete finanzielle Folgen wird die Tat dennoch für die Stadt Schmallenberg haben: Weil Asylbewerber nicht versichert sind, muss die Kommune muss für sämtliche Behandlungskosten aufkommen. Allein der Transport mit dem Rettungswagen kostet erfahrungsgemäß rund 600 Euro, hinzu kommen wie in allen anderen Fällen Kosten für den Krankenhausaufenthalt und eventuelle Folgekosten für Medikamente oder Therapien.