Meschede. . Drei gefährliche Körperverletzungen auf offener Straße in der vergangenen Woche – das erschüttert viele Mescheder. Polizeipresseprecher Ludger Rath nimmt dazu Stellung.

Drei gefährliche Körperverletzungen auf offener Straße in der vergangenen Woche – das erschüttert viele Mescheder. Kann man überhaupt noch sicher spätabends allein nach Hause gehen, fragen sie sich. Auch über Bewaffnung wird diskutiert. Davon allerdings rät Ludger Rath, Pressesprecher der Polizei, ab: „Gewalt erzeugt Gegengewalt“, sagt er.

Drei Fälle von körperlicher Gewalt in der Innenstadt, scheinbar ohne jeden Grund. Sind wir in Meschede nicht mehr sicher?

Ludger Rath: Doch sind wir. Im Hochsauerlandkreis geht die Zahl der Gewaltkriminalität sogar zurück. Und die Fälle, die wir hier im Sauerland erleben, spielen sich meist um Bars und Diskotheken ab. Dabei spielt Alkohol eine große Rolle. Meist gibt es auch eine Vorgeschichte, Täter und Opfer kannten sich. Da rempelt einer den anderen auf der Tanzfläche an oder flirtet mit der Freundin, und wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, fliegen schnell die Fäuste. Meist gelingt es uns, die Täter schnell zu fassen.

Aber die Aggressivität scheint doch zuzunehmen, wenn man sich zum Beispiel den Fall der acht Angreifer in der Fußgängerzone betrachtet?

Das ist auch für uns ein absoluter Ausreißer, aber noch wissen wir nicht, wer da genau angegriffen hat. Was wir seit einigen Jahren beobachten, ist eine Zunahme der Brutalität im Einzelfall. Da wird noch zugetreten, wenn einer schon am Boden liegt. Und in diesen Fällen steht fest, dass es sich um schwerwiegende Straftaten handelt, die im Einzelfall auch Ermittlungen wegen versuchten Totschlags nach sich ziehen können. Auf jeden Fall müssen die Täter mit einer erheblichen Strafe rechnen.

Wie soll man sich denn als Zeuge verhalten?

Oberste Maxime ist: Sich selbst nicht in Gefahr bringen. Aus sicherer Entfernung kann man sich bemerkbar machen, damit der Angreifer von seinem Opfer ablässt und die 110 anrufen. Man sollte auf keinen Fall dazwischen gehen oder versuchen zu schlichten. Wenn man Pech hat, wendet sich der Angreifer dann gegen einen selbst. Besser ist es beispielsweise an den Diskotheken die Türsteher zu benachrichtigen. Und optimal ist es, wenn man sich möglichst viele Details der Angreifer merkt. Schnelle Hilfe für das Opfer ist natürlich auch wichtig.

Und was raten Sie dann den späten Heimkehrern?

Am besten man geht in Gruppen nach Hause, fährt in Fahrgemeinschaften oder bestellt sich ein Taxi. Ich bin auch ein Freund des Schrillalarms, damit macht man in den Wohngebieten auf jeden Fall auf sich aufmerksam.

Wie wird die Polizei auf die Übergriffe reagieren? Brauchen wir mehr Beamte, denn deren Zahl ist im HSK ja seit dem Jahr 2000 von rund 440 auf 370 zurückgegangen?

Wir beobachten die Entwicklung und werden in nächster Zeit unser Augenmerk verstärkt auf die Mescheder Innenstadt richten. Aber wir können nicht jeden nach Hause begleiten. Mehr Personal wäre gut, aber selbst wenn wir doppelt so viele Beamte hätten, können wir nicht überall zur gleichen Zeit sein. Die Mescheder Wache deckt ein Gebiet von 400 Quadratkilometern ab – zwischen Ramsbeck, Freienohl und Eslohe.

Mit wie vielen Einsatzwagen und Beamten?

Tut mir leid, dass kann ich Ihnen aus polizeitaktischen Gründen nicht verraten.

Manch einer will sich sogar bewaffnen.

Darin sehe ich eine massive Gefahr, Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und es besteht die Gefahr von Missverständnissen. Wer sagt denn, dass der Mann, der ums Haus streicht, nicht der Zeitungsbote ist. Und wenn dann plötzlich ein Unschuldiger Pfefferspray im Gesicht hat, hat das strafrechtliche Konsequenzen für den, der sich bewaffnet hat. Ich bin auch überzeugt, dass eine Waffe nur Scheinsicherheit gibt. Was machen Sie denn, wenn Sie von hinten angegriffen werden und die Schreckschusspistole in Ihrer Hosentasche oder in der Handtasche ist?