Schmallenberg. . Bürgermeister Bernhard Halbe erklärt die roten Zahlen des medizinischen Versorgungszentrums in Bad Fredeburg.

Die Zukunft des medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Bad Fredeburg ist ungewiss – weil es rote Zahlen schreibt, will das Klinikum Arnsberg es auf lange Sicht nicht mehr weiterführen. Die Stadtverwaltung hat den Betrieb schon mit mehreren hunderttausend Euro unterstützt, dann stand sogar eine Übernahme zur Diskussion. Im Interview erklärt Bürgermeister Bernhard Halbe, warum er vor allem die chirurgische Versorgung vor Ort für wichtig hält und wie die Verhandlungen weitergehen.

Von Anfang haben Sie klar gemacht, dass Sie das MVZ unbedingt erhalten wollen – warum?

Bernhard Halbe: Erste Hilfe und Unfallversorgung für die Einwohner sicherzustellen, ist ein wesentlicher Beweggrund. Wenn wir die Unfallchirurgie im MVZ nicht hätten, müssten die Verletzten 20 Kilometer weit in die Nachbarstädte fahren. Wenn sich zum Beispiel ein Kind im Sportunterricht eine Platzwunde zuzieht, wird deutlich, welche Belastungen in solch einem Fall damit verbunden werden. Und auch die Wirtschaft fordert uns auf, dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter nach Betriebsunfällen vor Ort behandelt werden können. Insgesamt werden im MVZ pro Jahr rund 1200 Patienten nach Unfällen behandelt.

Wenn das Zentrum so gut ausgelastet ist, warum schreibt es dann rote Zahlen?

Es ist ein Webfehler im System. Im Grunde machen viele MVZs Minus. Das liegt unter anderem daran, dass der Betrieb so teuer ist wie in einem Krankenhaus, zum Beispiel in Bezug auf die Personalkosten. Die Abrechnungen der Krankenkassen richten sich aber nach den Tarifen für freiberufliche Ärzte.

Die beste Lösung wäre es, wenn sich Fachärzte in einer eigenen Praxis niederlassen.

Natürlich. Wenn plötzlich drei selbstständige Ärzte kommen und sich hier niederlassen wollen, wären wir froh – das ist aber nicht absehbar. Viele Mediziner bevorzugen nachvollziehbar ein Angestelltenverhältnis, weil sie dann ein deutlich geringeres Risiko tragen müssen. Und andersherum bietet ein medizinisches Versorgungszentrum für die Patienten eine höhere Versorgungssicherheit.

Die zu gewährleisten, ist eigentlich Aufgabe der kassenärztlichen Vereinigung, nicht der Stadt.

Aus Sicht der kassenärztlichen Vereinigung ist die medizinische Versorgung im Hochsauerlandkreis rein rechnerisch sichergestellt. Aus unserer Sicht muss es wegen der weiten Wege aber einen Facharzt für Unfallchirurgie vor Ort geben. Für uns ist das eine freiwillige Aufgabe, da fragen wir uns natürlich vorher, ob die Aufwendungen gerechtfertigt sind.

Wie geht es bei den Überlegungen zum zukünftigen Betrieb des MVZ weiter?

Das Klinikum Arnsberg betreibt das Versorgungszentrum bis Mitte des Jahres auf jeden Fall weiter und im ersten Quartal kann die Stadt entscheiden, ob sie es übernimmt oder aber eine andere Lösung herbeiführt.

Über die Feiertage ist das MVZ geschlossen – unter anderem von Seiten der BfS-Fraktion kam die Kritik, dass das der aktuellen Diskussion um die Notwendigkeit des Zentrums widerspricht. Was sagen Sie dazu?

Jede Facharztpraxis schließt zu bestimmten Zeiten im Jahr, dafür ist dann ja der Notdienst da.