Meschede. . Rund 30 000 Mal im Jahr rückt der Rettungsdienst im Kreis aus. Wer die 112 anruft, landet in der Leitstelle des Hochsauerlandkreises.
Rund 30 000 Mal im Jahr rückt der Rettungsdienst im Kreis aus. Wer die 112 anruft, landet in der Leitstelle des Hochsauerlandkreises. Schlaganfall, Herzinfarkt, Kreislaufprobleme und Unfälle – das sind häufige Gründe, warum Bürger den Notruf wählen. Karsten Müller ist der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes. Der Arnsberger sieht den Rettungsdienst aktuell gut aufgestellt. Noch.
Der Rettungsdienst ist schnell beim Patienten, um ihn allerdings bis ins nächste Krankenhaus zu bringen, dauert es zu lange? Karsten Müller: Die sogenannte Einsatzzeit hat sich in den letzten Jahren verlängert, sie liegt aber noch in einem vernünftigen Bereich. Im Blick behalten müssen wir allerdings die Auswirkungen von weiteren Krankenhaus-Schließungen und Krankenhaus-Spezialisierungen. Das macht den Transport in weiter entfernt liegende Krankenhäuser nötig und führt unweigerlich zu verlängerten Einsatzzeiten. Dadurch sind auch unsere Fahrzeuge länger im Einsatz und können für den nächsten Notruf nicht genutzt werden.
Die Einsatzzahlen steigen?
Ja. Das liegt zum einen daran, dass die Bevölkerung älter wird. Aber auch daran, dass der Trend zunimmt, für Kleinigkeiten – wie Bagatellverletzungen oder geringfügige Störungen – die 112 anzurufen. Um gezielter Fahrzeuge für echte Notfälle einzusetzen und Bagatell-Einsätze zu minimieren, wird der Kreis die sogenannte strukturierte Notrufabfrage einführen, die den Disponenten bei der Abfrage der relevanten Informationen unterstützt.
Haben Sie bei Einsätzen schon mal mit Sprachproblemen zu kämpfen?
Nur selten, wir können uns eigentlich immer mit Händen und Füßen behelfen. Die wichtigsten Fragen können viele unserer Mitarbeiter mittlerweile auch auf türkisch stellen. Und Mitarbeiter der Winterberger Wache haben in Eigeninitiative einen Holländisch-Kurs besucht.
Bisher gibt es Rettungssanitäter und Rettungsassistenten – insgesamt 134. Seit Sommer 2015 bildet der HSK auch Notfallsanitäter aus.
Ja, das ist ein echter Umbruch. Denn in Zukunft muss mindestens ein Notfallsanitäter auf jedem Rettungswagen unterwegs sein. Dabei handelt es sich um ein komplett neues Berufsbild mit einer dreijährigen Ausbildung. Rettungsassistenten können noch bis Ende 2020 eine staatliche Ergänzungsprüfung ablegen. Bisher hatten wir bei unseren fahrenden Mitarbeitern keinen Personalmangel und ein recht junges Durchschnittsalter. Doch da auch heute noch nicht alle organisatorischen Fragen rund um den Notfallsanitäter geklärt sind, müssen wir jetzt Ausbildung und Weiterqualifikation sorgfältig planen, damit keine Personal-Lücken entstehen. Die Zahl der Bewerbungen bei Neueinstellungen sinkt, weil auch viele andere Kreise mit der Ausbildung zum Notfallsanitäter beginnen.
Immer mal wieder gehen Meldungen durch die Medien, dass die Retter auch selbst bei den Einsätzen angegriffen werden. Gibt es das auch im Sauerland? Und was sind die Ursachen? Durchaus. Zuletzt hatten wir noch eine Messer-Attacke. Auch bei uns sind schon mehrfach Mitarbeiter durch Gewalt verletzt worden. Meist sind Alkohol oder Drogen im Spiel. Es gibt auch Einsatzstellen, die betreten wir erst nach dem Eintreffen der Polizei, mit der wir übrigens sehr gut zusammenarbeiten. Zuletzt haben wir sogar an einem Modellprojekt für schuss- und stichsichere Westen teilgenommen. Aber die waren im Einsatzgeschehen eher hinderlich.