Meschede. . Seit vergangenem Jahr kann der Regent von St. Georg eine Königin wählen und jetzt dürfen auch Frauen freitags unter die Vogelstange. Die Bruderschaft krempelt ihre Traditionen um - jedoch nicht einstimmig.
„St. Georg muss sich öffnen. Alle sollen angesprochen und niemand ausgeschlossen werden, Wir wollen alle Menschen mitnehmen. Veränderungen werden die Tradition von morgen sein.“ So lautete der Antrag in der außerordentlichen Generalversammlung der Mescheder St.-Georgs-Schützen, der beinhaltete, dass Frauen und Kinder ab 2016 auch am Freitagmorgen unter der Vogelstange mitfeiern dürfen.
Das war bisher eine reine Männerdomäne und gehörte zu den festgeschriebenen Traditionen von St. Georg. Dieser Antrag kam für viele Schützenbrüder überraschend mit klarer Mehrheit durch: 101 Ja-Stimmen gegen 65 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung und 4 ungültigen Stimmen. Das war im März dieses Jahres bei der ordentlichen Generalversammlung noch umgekehrt.
Undenkbar gewesen
In den letzten Jahren wäre dieses Ergebnis undenkbar gewesen, denn diese Männerdomäne wurde bisher vehement verteidigt. Der Antrag stand schon öfter auf der Tagesordnung und es war augenscheinlich, dass sich die Waage von mal zu mal immer ein bisschen mehr in Richtung auf Öffnung des Freitagmorgens neigte. „Ich habe es geahnt, denn einmal musste es ja so kommen“, bedauerte ein älterer Schützenbruder die Entscheidung über die Abschaffung dieser uralten Tradition. Und damit war er nicht allein.
Abgeschmettert wurde aber der Antrag, dass das Schützenfest ab kommendem Jahr erst am Donnerstag mit der Teilnahme an der Fronleichnamsprozession beginnen und der Mittwoch als bisheriger Schützenfeststart ersatzlos gestrichen werden soll. Die Antragsteller versprachen sich von der Verkürzung auf die verbleibenden Tage eine bessere Resonanz der Besucherzahlen. Das sah die Versammlung aber anders und lehnte den Antrag mit 111 Nein-Stimmen gegen 57 Ja-Stimmen, einer Enthaltung und 2 ungültigen Stimmen klar ab.
Den größten Diskussionsraum nahm aber der Vorschlag des Vorstandes auf eine Satzungsänderung ein mit dem Ziel, durch eine Strukturänderung im Vorstand die vielfältigen Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen (wir berichteten). „Ausgangspunkt dieser Änderung ist es, eine klare Aufgabenverteilung zwischen repräsentierenden und geschäftsführenden Vorstand herbeizuführen“, argumentierte Schützenkönig Andreas Wrede, der das von einer Kommission ausgearbeitete Konzept der Versammlung vorstellte. An Stelle des Hauptmanns und seines Stellvertreters sollte ein 1. Vorsitzender und 2. Vorsitzender treten, die zusammen mit dem Kassierer und dem Schriftführer den geschäftsführenden Vorstand bilden sollten. Hauptmann und sein Stellvertreter sollten die Titel „Oberst“ und „Major“ tragen und die Spitze des repräsentativen Vorstand bilden. Gegen diese neuen Titel wetterten fast alle Redner und viele fragten sich auch, warum die bisherige Struktur überhaupt einer Änderung bedürfe.
Kein Major oder Oberst
Zum Bedauern des Vorstandes wurde diese Satzungsänderung von der Versammlung mit 89 Gegenstimmen abgelehnt. 129 Ja-Stimmen wären erforderlich gewesen, denn Satzungsänderungen bedürfen einer Mehrheit von 75 Prozent der Abstimmungsberechtigten. Enttäuschender Kommentar von Schützenhauptmann Andreas Diemel-Kotthoff: „Die Aufteilung in einen repräsentativen und geschäftsführenden Vorstand halte ich weiterhin für zukunftsweisend und hinter dieser Aussage steht nahezu der gesamte Vorstand. Wie jetzt mit diesem Ergebnis umgegangen werden soll, muss ausgiebig diskutiert werden.“