Grimlinghausen. Als „unvorstellbar“ bezeichnet Elisabeth Hüser das, was in den vergangenen Tagen „abgegangen“ ist. Die 27-Jährige hatte sich nach einem Kutschenunfall um die beiden Pferde der schwer verletzten Kutscherin gekümmert, die in Grimlinghausen verunglückt war.

Darüber hatte unsere Zeitung berichtet - auch darüber, dass die 27-Jährige angefeindet wurde, weil besagte Kutscherin mit ihren Tieren regelmäßig auf der Bundesstraße unterwegs und daher nicht bei allen Autofahrern beliebt war.

Welle der Hilfsbereitschaft

Elisabeth Hüser duckte sich weg und ertrug die Anfeindungen. Seit der Berichterstattung in unserer Zeitung hat sich das Blatt gewendet. Die 27-Jährige spricht von einer „Welle der Hilfsbereitschaft“. So habe am Tag der Veröffentlichung bereits morgens um 9 Uhr ein wildfremder Mann an der Haustüre geklingelt und 100 Euro für die Pflege der Pferde abgegeben. Er kenne die Kutscherin, sie habe ihn auf der Straße auch genervt, aber so etwas habe ihr niemand gewünscht, sagte er, verschwand und hinterließ eine vor Begeisterung sprachlose Familie Hüser.

© Privat

Viel Lob im Internet

In zahlreichen privaten Nachrichten bekommt Elisabeth Hüser seit Tagen auch Futterspenden und anderweitige Hilfe für die beiden verletzten Tiere angeboten. „Damit habe ich nach allem, was in der Vergangenheit geschehen ist, im Traum nicht gerechnet“, freut sie sich.

Vor allem aber bekommt die 27-Jährige viel Lob und Anerkennung für ihren Einsatz - von Arbeitskollegen im Krankenhaus, von Freunden, aber auch von Menschen, die sie gar nicht kennt.

So schreibt etwa Andreas Bartscher auf unserer Facebook-Seite: „Respekt. Da sollten diese Besserwisser und Motzer mal den Hut vor ziehen.“ Michael Zelinka formuliert sein Lob an gleicher Stelle so: „Ich finde deinen Einsatz für die Tiere sehr gut. Lass dich von wenigen dummen Menschen nicht beeindrucken. Das sind vielleicht genau die, die in den nächsten Tagen oder Wochen deine Hilfe als zuverlässige Krankenschwester benötigen.“

Auf der Facebook-Seite von Elisabeth Hüser geht es ähnlich weiter. Dort schreibt etwa Jutta Kaiser: „Da fehlen einem echt die Worte! Als ob die Tatsache mit dem Unfall nicht schon schlimm genug ist, werden jetzt auch noch Menschen angegriffen, die zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun! Lass dich von solchen Leuten bloß nicht beeindrucken. Ich finde es toll, was du mit deiner Familie bei dieser Geschichte leistest.“ „Das rührt einen schon“, gesteht Elisabeth Hüser. Vor allem gebe es ihr den Glauben an das Gute im Menschen zurück, sagt sie. Und ganz bescheiden fügt sie noch hinzu: „Dabei habe ich eigentlich nur das gemacht, was aus menschlicher Sicht eine Selbstverständlichkeit sein sollte.“

Immer noch in Lebensgefahr

Die 41-jährige Kutscherin schwebt nach dem Unfall in Grimlinghausen immer noch in Lebensgefahr. Wie die Polizei mitteilt, befinde sie sich jedoch langsam auf dem Weg der Besserung. Eines ihrer beiden Pferde ist derweil schwerer verletzt als anfangs erwartet. So hat sich das dreijährige Kaltblut Lukas, das die Kutsche gezogen hatte, zahlreiche Muskelfaserrisse zugezogen.

Immerhin haben sich die beiden Tiere nach ihrem Umzug ins hessische Flechtdorf eingelebt. Wie berichtet, stehen sie dort nun in den Stallungen der Mescheder Rechtsanwältin Mélanie Scheuermann, weil sich Elisabeth Hüser berufsbedingt langfristig nicht mit der notwendigen intensiven Zuwendung um die beiden Tiere zu kümmern kann.

Inzwischen gibt es sogar ein Spendenkonto (siehe Infokasten). Mélanie Scheuermann und Elisabeth Hüser sind für jede Unterstützung dankbar - nicht zuletzt, weil mit den schweren Verletzungen von Kaltblut Lukas auch die Tierarztkosten steigen.

Wer für die Pflege der Pferde spenden möchte, kann Geld auf folgendes Konto bei der Volksbank Sauerland überweisen: Mélanie Scheuermann, IBAN: DE12466600223520100501, BIC: GENODEM1NEH.

Mélanie Scheuermann bittet darum, beim Verwendungszweck auch die Kontaktdaten des Spenders anzugeben. Zum einen, damit die Spenden nachvollziehbar seien, zum anderen, weil sie sich gern bei den Spender bedanken möchte.