Meschede. . Das Mescheder Nachtleben wird ruhiger: Das „Embassy“, die einzige Diskothek der Stadt, schließt am kommenden Wochenende. Die entscheidende Frage lautet: Ist es ein Abschied für immer?
Partygäste sprechen eigentlich nur vom „Keller“. Treppe runter an der Briloner Straße 3, dort unten wird seit beinahe 20 Jahren an den Wochenenden abgetanzt und gefeiert. 17 Jahre hatte Wolfgang Meyer das „Embassy“ geführt, dann gab er auf – nicht zuletzt das strikte Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen hatte ihm nach eigenen Angaben das Geschäft verhagelt. Und schon damals sah es nach einem endgültigen Ende aus. Doch dann übernahmen Reinhold und Manuela Schlesiger die Diskothek als neue Betreiber. Nach einem Jahr und drei Monaten ziehen auch sie sich zurück. An diesem Wochenende ist Schluss.
„Es lohnt sich nicht mehr“
„Es lohnt sich nicht mehr“, sagt Manuela Schlesiger. Disco-Betreiber haben es ohnehin nicht leicht in diesen Zeiten: die potenzielle Kundschaft altert, die GEMA greift ordentlich zu, damit Musik gespielt werden darf. Und dann kamen für das Betreiberpaar in den vergangenen Monaten neue Auflagen hinzu. Auslöser auch hier: der Nichtraucherschutz. Weil drinnen Zigaretten nicht mehr erlaubt sind, zieht es die Besucher allzu oft nach draußen — in Gruppen, alkoholisiert. Das bedeutet: Es wird laut, Anwohner fühlen sich belästigt, etliche Male rückte die Polizei wegen Ruhestörung an.
Die Konsequenz: Morgens um 5 Uhr muss die Diskothek komplett geräumt sein. „Also können wir ab 4 Uhr nichts mehr ausschenken und beginnen um 4.30 Uhr damit, die Leute nach Hause zu schicken.“ Wirtschaftlich wirkt sich diese Einschränkung erheblich aus: So richtig hoch her geht es im „Embassy“ morgens ab 2 Uhr – damit bleiben nur noch zwei Stunden, in denen die Kasse kräftig klingelt. Eine weitere Auflage: Um Ruhestörungen zu vermeiden, muss neuerdings ein professioneller Sicherheitsdienst beschäftigt werden. Der kostet zusätzliches Geld.
„Wir geben auf“, entschieden Reinhold und Manuela Schlesiger daher in den vergangenen Tagen. Sie investieren in eine neue Diskothek in Marsberg. Ihr Pachtvertrag für Meschede besteht noch dreieinhalb Jahre – trotzdem bleibt das „Embassy“ nach dem nächsten Wochenende geschlossen.
Ob sich ein erneuter Pächter findet, ist unklar. Bisher ist niemand in Sicht. „Ich hoffe für Meschede, dass doch irgendjemand Interesse hat“, sagt Manuela Schlesiger. „Wir hatten viele tolle Gäste und viele tolle Abende“, sagt sie wehmütig. Im Internet wird das Objekt vom Eigentümer seit gestern angeboten.
Imageverlust für eine Kreisstadt
Eine Kreisstadt, die im übrigen eine Fachhochhochschule mit Studenten beherbergt, ganz ohne Disco – das wäre auch ein Imageverlust. Schon vor eineinhalb Jahren drohte dieses Szenario. Damals war der „Keller“ mehrere Wochen geschlossen, bis es weiterging. Die Idee, das Tanzbistro „Flair“ am Hübbelsberg als Alternative zu etablieren, wurde damals von den dortigen Betreibern verworfen. Inzwischen ist die Einrichtung nur noch für private Feiern zu mieten oder hat nur zu seltenen Anlässen wie Karneval geöffnet.