Meschede. . Die Schützen im Sauerland stehen vor dem Auftakt in die Schützen-Saison. Was müssen sie tun, um attraktiv zu bleiben und Besucher anzuziehen?

Das Sauerland steht vor der Schützen-Saison. Das bedeutet: Vogelschießen, Blasmusik und Festumzug. Aber: Reicht das überall auf Dauer, um möglichst viele Besucher anzuziehen? Ein Gespräch mit dem heimischen Kreisoberst Addi Grooten.

Wo und wie sollten Schützen ihre Feste ändern?

Addi Grooten: Was sich beispielsweise heute bei einigen Vereinen zeigt: Es wird immer schwieriger, einen König zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass die Kosten zu hoch sind. Eine Möglichkeit, dagegen zu steuern, könnte sein, den Aufwand für den König zu reduzieren und sich von bestimmten Gepflogenheiten zu verabschieden. Aber: Der Sauerländer Schützenbund betrachtet sich als „Serviceeinheit“ für seine Vereine und kann bei regional und überregional auftretenden Problemen Hilfestellung leisten und auch Veränderungen erzielen, wie beim Nichtraucherschutzgesetz oder den Schießrichtlinien. Ein Patentrezept für einen attraktiven Festverlauf haben wir nicht. Wir wollen unseren Vereinen auch nichts vorschreiben, dazu sind insbesondere die Schützenfeste und die dazugehörigen Traditionen trotz einer von Außenstehenden wahrgenommenen Gleichheit zu unterschiedlich.

Viele Vereine haben zuletzt den Festverlauf umgestellt. Der Trend geht dazu, den letzten Tag unter der Vogelstange ausklingen zu lassen. Welches Konzept finden Sie am innovativsten?

Auch hier gilt: Es gibt kein Patentrezept. Nehmen wir z.B. einen Verein, der keine eigene Schützenhalle hat und sein jährliches Schützenfest in einem großen, angemieteten Zelt feiert. Dem Zeltverleiher ist es egal, ob an zwei oder drei Tagen gefeiert wird. Die Kosten für den Verein bleiben die gleichen. Andererseits: Das Schützenfest am letzten Tag unter der Vogelstange ausklingen zu lassen, entspricht genau der von mir genannten Möglichkeit, die Kosten und den Aufwand für den neuen König zu reduzieren und sich von Gepflogenheiten zu verabschieden.

Eine besonders diskutiertes Thema war zuletzt die Abstimmung der St.-Georgs-Schützen in Meschede, Frauen nach wie vor nicht unter der Vogelstange zuzulassen. Ist das eine liebenswerte Verschrobenheit oder überholtes Festhalten an einer Tradition?

Das Wort „Verschrobenheit“ hat eigentlich einen negativen Touch, auch wenn dieser hier mit dem Zusatz „liebenswert“ abgeschwächt wird. Eine knappe Mehrheit der Schützenbrüder hat sich in der Versammlung dafür entschieden, die alte Regelung beizubehalten. Dafür wird es Gründe geben und das muss respektiert werden. Ich bin aber davon überzeugt, dass das Thema damit nicht auf Jahre erledigt ist. Übrigens: Wenn ich Mitglied in der St.-Georgs-Schützenbruderschaft wäre, gehörte ich jetzt auch zu den Unterlegenen der Abstimmung.

Das Schützenwesen ist im Fluss: In Meschede gibt es bei St. Georg neuerdings eine Königin, in anderen Vereinen werden Muslime aufgenommen, Homosexuelle treten mit Partner als Majestäten im Festzug auf. Was wird sich noch verändern und was muss sich ändern?

Ich wäre nicht Kreisoberst und stellv. Bundesoberst, sondern bezahlter Wahrsager, wenn ich heute schon sagen könnte, was sich in Zukunft im Schützenwesen alles noch ändern wird. Dass es bei St. Georg neuerdings eine Königin gibt, wird von uns allen sehr begrüßt, aber hier handelt es sich um eine vereinsinterne Angelegenheit, die auch intern geregelt wurde. In unserer multikulturellen Gesellschaft wird es immer wieder für das Schützenwesen neue Herausforderungen geben, auf die die bestehenden Satzungen der Vereine keine Antwort geben können. Bis jetzt haben die Sauerländer Schützen aber mit Fingerspitzengefühl darauf reagiert. Das wird auch in Zukunft so sein.

Die Jungschützen liegen im Trend. In vielen Vereinen sind sie stark aktiv und gestalten zunehmend das Schützenwesen mit. Stehen wir in der nächsten Zeit vor einem großen Generationenwechsel in den Vorständen?

Dieser Trend ist absolut erfreulich und kommt den Absichten und Wünschen des Sauerländer Schützenbundes sehr entgegen. Gerade in den repräsentierenden Vorständen ist die Jugend stark vertreten und engagiert. Viele befinden sich aber noch in einer Ausbildung oder gerade am Anfang eines Berufslebens und können deshalb noch keine ehrenamtlichen und zeitraubenden Ämter in einem geschäftsführenden Vorstand übernehmen. Sicher wird es in den Vorständen einen Generationswechsel geben, das liegt schon in der Natur der Sache. Der Wechsel wird aber nicht abrupt und gänzlich stattfinden, sondern Schritt für Schritt.

Kurz und knapp: Ein halbes Jahr ohne Schützenfest war...?

...gerade noch auszuhalten (zwinkert).